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„Inselnachrichten“- nur ohne Insel

Auli ,22.08. 2013


Bei uns ist heute „Tag der offenen Tür“. Doch es ist Ferienzeit und außerdem regnet es gerade. Es werden also heute nicht gerade viele Besucher kommen. Abgesehen davon erwarten wir auch gar keine Besucher, denn der einzige Grund für den „Tag der offenen Tür“ ist, dass sich unsere Eingangs- und unsere Balkontür gerade eine Beautybehandlung in der Garage gönnen. Dies wurde auch allerhöchste Zeit, denn sie wollten schon eine Weile nicht mehr zur neuen Terrasse und zur neuen Eingangstreppe passen. Und  so schaffen wir noch ein paar Dinge rund ums Haus bevor die zwei Großen wieder eintrudeln und die Schule anfängt.



Vor einigen Jahren fiel uns ein Buch in die Hände: „Mit Erwachsenen in Dänemark reisen“. Es schildert die Möglichkeiten eines Familienurlaubs aus der Perspektive der Kinder. Wir haben uns überzeugen lassen. Nachdem letztes Jahr der Urlaub wegen Umzuges ausfiel, waren wir dieses Jahr wieder im Reiche Hamlets. Neben unserem Wohnwagen hatten wir auch die beiden Faltboote mit (Modell RZ85 aus DDR-Zeiten). Sie leisteten auch auf dem Salzwasser des Ostseehaffs im Süden Seelands gute Dienste. Das Wetter war fast immer nur sonnig, nur der recht kräftige Wind erschwerte das Paddeln doch regelmäßig sehr. Marianne mit Micha als Steuermann konnte ohne großen Vortrieb zumindest Paddelrhythmus halten. Paule hingegen entwickelte einen guten Schlag inklusive Paddeldrehen. Wenn er und Jana den richtigen Rhythmus fanden konnten sie Micha und Marianne durchaus davonfahren. Und Karli? Karli war an Bord für die Unterhaltung zuständig. Immerhin können wir jetzt sagen, dass wir „Meerespaddeln“ betrieben haben. Fürs nächste Jahr aber bitte mit weniger Wellen… Mama hat sonst Angst;-)
Einen besonderen Eindruck hinterließ eine Zeitreise ins Jahr 1403, der Zeit Margarete I. von Norwegen, Dänemark und Schweden.  Im Mittelaltercenter in Nyköbing in Falster  ist eine komplette Kleinstadt nachgebaut und mit echten Menschen bevölkert. Alle sind der Zeit entsprechend gekleidet und verhalten sich auch so. Sie wissen nichts von Elektrizität und Amerika. Und daß Jana und Marianne in Hosen und mit unbedecktem Haar in der Öffentlichkeit herumliefen fanden sie skandalös.  Man konnte alte Handwerke ausprobieren, aus dem Kochtopf über dem Feuer kosten  und sich gut  in das Alltagsleben des Mittelalters versetzten. Micha  konnte mit dem Stadthauptmann  über die aufrührerischen Predigten eines gewissen Magisters Jan Hus in Prag diskutieren.  Alles leider auf dänisch, welches zu Zeiten ein recht unverständliches Genuschel ist und zu Zeiten eine fiese Halskrankheit.  Zählen können sie auch nicht ( tres = 60, halvtres = 50 HÄÄÄHH???). Wenn das Wetter einmal nicht ganz so vielversprechend war gab es immer noch das „Bonbonland“ , einen nahegelegenen Vergnügungspark, dessen Saisonkarten auch für einen ähnlichen Park in der Nähe von Oslo gelten. Geschickt eingefädelt!
Einen Mittelaltermarkt bot auch Schloss Augustusburg, das wir während eines einwöchigen Abstechers nach Sachsen besuchten. Der Anlass des Ausfluges auf Schloss Augustusburg  war allerdings ein Konzert Gerhard Schönes, dessen Lieder schon uns begeisterten und nun auch unsere Kinder in ihren Bann ziehen. Und ganz unbeabsichtigt landeten wir mal wieder vor der Kamera: der MDR nahm Teile des Konzerts auf und „brauchte eine Familie mit mitsingenden Kindern“ und ein kurzes Interview. Da haben wir das eben gemacht... Während unseres „Heimaturlaubes“ hatten wir durchwachsenes Wetter, recht kalt – wie wohl der ganze Sommer auf dem Kontinent und es war nur ein Badetag drin. Aber unsere Kinder konnten mal sehen wie Vogelschießen geht, beim Dorffest in Hennersdorf. Dort hatten wir unseren Wohnwagen auf dem Hof von Uroma Balda, Oma Viola und Opa Rüdiger geparkt und die Gasse unsicher gemacht. Die Nachbarn haben alle Tiere und so wurde es fast wie „Ferien auf dem Bauernhof“. Dann sind wir nach Holzhau zu Oma Barbara und Opa Norbert weitergezockelt und haben dort noch das Camperleben getestet. Resultat? Prima Grillmöglichkeiten mit eigenem Grillmeister! In Naturbad Rechenberg gab es unseren einzigen Badetag in deutschen Gewässern. Ausnahmsweise war dafür der Sommer hier im Norden außergewöhnlich warm und trocken. In der Zeitung wurden Satelittenbilder abgedruckt- vom komplett wolkenlosen Himmel über dem ganzen langgestreckte Land- eine Sensation. Ich glaube dieses Jahr haben wir unseren Rekord gebrochen: betreffs der Anzahl der im Freien eingenommenen Mahlzeiten.
Doch die Kinder haben ja eeeewig Ferien und deswegen sind sie nochmal auf Großelternurlaub nach Thüringen und Sachsen geflogen. Paul wurde im Flugzeug gleich als Übersetzer für ein anderes deutschsprachiges Kind eingesetzt das sich nicht mit dem Flugzeugpersonal verständigen konnte. So wurde die Wartezeit nicht so lang. Und das sich TicTacs ganz gut in Wasserflaschen auflösen lassen und daß das Wasser dann nach Tictacs schmeckt, haben sie in dem Zusammenhang auch klären können. Was genau sie alles gemacht haben in den 3 Wochen? Nur soviel – das Program hätte für 3 Urlaube gereicht und sie kamen schokobraun wieder.
Doch auch vor dem Sommer war schon so einiges geschehen:  Die Kinder suchten auch dieses Jahr wieder ihre Ostereier auf Haramsøy. Wir hatten unser Versprechen wahr gemacht  und viele liebe Freunde und Bekannte  im „Vestland“ besucht. Michael predigte am Ostersonntag auf Fjørtoft. Es war  schon etwas wehmütig zurückzukommen. Wir erfuhren,  dass die Besetzung der Pfarrstelle unsicher ist- etwa 1000 Jahre nach der ersten Kirche auf Haramsøy.  Auch wenn es hart ist: Es war richtig wegzugehen, denn das Bistum scheint auch weiterhin weder auf die örtlichen Mitarbeiter noch die Insulaner hören zu wollen. Aber wir haben erleben dürfen, dass der Kontakt zu unseren Freunden dort besteht und wir jederzeit willkommen sind. Das ist gut zu wissen, denn nach 10 Jahren hat man etwas vom dem Ort im Herzen.
Ansonsten geht’s hier inzwischen schon weiter mit Alltag: Arbeit, Kindergarten und Schule. Und jede Menge  Aktivitäten der Kinder: Chor, Schulorchester und – neu ab Herbst- Pfadfinder. Marianne will Klarinette lernen... Freude und Schmerz mischen sich. Klarinette klingt die ersten Jahre ganz furchtbar- bis man ein gewisses Können erreicht hat. Wir werden tapfer sein…
Paul spielt weiterhin Trompete und ist wirklich gut. Er muss nur sein Lampenfieber überwinden.
Micha gefällt es weiterhin sehr in der Gebärdenseelsorge. Die Aufgaben in der Gebärdenkirche oder besser „Taubenkirche“ sind vielfältig: Im Moment geht es z.B. darum die nötigen Mittel für ein eigenständiges Gottesdienstbuch und für Trauungen, Beerdigungen, Taufen und Konfirmationen mit eigener Liturgie in norwegischer Gebärdensprache zu organisieren. Daneben wird eine skandinavische Konferenz für 50 Teilnehmer organisiert oder ein Kurs für den kirchlichen Unterricht in Gebärdensprache.
Michael hat nun endlich seinen Master in Praktischer Theologie abgeschlossen. Die Arbeit wurde angenommen und die 30 Studienpunkte erteilt.  6o Studienpunkte im Jahr entsprechen in Norwegen einem Vollzeit-studium. Micha hat im letzten Jahr 45 erreicht. 30 in Gebärden-sprache in Trondheim und 15 in Personalleitung und –verwaltung im Fernstudium.  Jetzt stehen noch einmal die restlichen 30 in Gebärdensprache an. Doch dann hat Jana ihre ersten 2 Jahre in der hiesigen Kommune hinter sich und sollte hoffentlich auch einmal zum Zuge kommen. Krankenpflege ist in Norwegen ja ein Hochschulstudium. Immerhin hat sie jetzt eine kürzere Weiterbildung zum „Fachentwicklungspfleger“ abgeschlossen, d.h. als Lehrschwester für Krankenpflegestudenten in der Praxis.
Doch auch ohne die offiziellen Bildungsreisen und Konferenzen in Norwegen sind wir noch genug unterwegs. Paule und Micha reisten zur Konfirmation von Michas Cousin und Patenkind Ludwig nach Leipzig. Kinder, wie die Zeit vergeht! Nach zwei Tagen in Holzhau ging es weiter nach Hamburg zu Kirchentag. Das Wise Guys Konzert im Stadtpark mit 65.000 Besuchern und einer Spitzenübersetzung in deutsche Gebärdensprache war ein Höhepunkt. Das Oma und Opa aus Holzhau mit dabei waren, machte es jedoch für Micha möglich auch die eine oder andere Fachveranstaltung zu besuchen und an alte Kontakte anzuknüpfen. Die großelterliche Fürsorge durfte jedoch nicht nur Paul, sondern auch seine Cousine Marga-rete und somit auch deren Eltern Katharina und Martin in Hamburg erleben.
Jede Menge lieben Besuch hatten wir auch schon und können wirklich nicht klagen. Opa Heinz und Oma Susanne waren zu Pfingsten bei uns, Opa Rüdiger und Oma Viola kamen auf einen unverhofften Überraschungsbesuch und Uroma Balda kam MIT DEM BUS!!! Sie wollte sich unseren neues Wohnort auch mal anschauen. Sie hat sich einer Reisegruppe angeschlossen und ist dann nur bis / von Oslo mitgefahren. Das hat gut geklappt und wird vielleicht eine Tradition...? Wir bräuchten auch nächstes Jahr jemanden der mir freiwillig das Unkraut jähtet...
Jetzt stehen noch ein Wochenende in Schweden bei Pippi Langstrumpf an und ein Wochenende iin Sunnmøre, da muss Micha beruflich sowieso hin und Jana hat zufällig ein langes freies Wochenende. Überhaupt sind wir schon wieder ziemlich ausgebucht. Sobald wir ein gemeinsames freies Wochenende auf dem Kalender entdecken, wird überlegt was man da machen könnte.  Das muss ausgenutzt werden:)
Nun bricht Karlis letztes Jahr im Kindergarten an. Er ist jetzt «Sommerfugl», Schmetterling und mächtig stolz. Nächstes Jahr beginnt auch für ihn der Ernst des Lebens ;-).  Paul beginnt nun in der Mittelstufe und zieht damit in ein anderes Gebäude auf dem Gelände der Schule in Auli um. Auch im Schulhort ist nun Schluss und Paul und Marianne werden jetzt jeden Nachmittag den Weg nach Hause zockeln.


Viele Grüße von den 5 Hoffmanns in Auli

Karl, Marianne, Paul, Jana und Micha

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