Beitragsseiten

4.2.2. Die Freskengemälde

Das erste Bild zeigt zwei Priester der Gesellschaft Jesu, die seit 1592 in Mariaschein tätig, seit 1593 das Gedenkbuch führten.

Das zweite Gemälde zeigt die Legende, wie das Gnadenbild von Nonnen aus Schwaz in der Linde versteckt wurde, und auch daß dritte und vierte Bild geben Szenen der Legende wieder: die Rettung der Magd vor der Schlange und die Auffindung des Gnadenbildes. Die Fortschreibung der Legende und das 500jährige Jubiläum siedeln diese Ereignisse 1425 an.

Das nächste Bild zeigt die erste feierliche Prozession der Stadt Usti nad Laben[131] nach Mariaschein im Jahre 1521. Usti hat als nächstgelegene größere Stadt immer eine wichtige Bedeutung für Mariaschein gehabt und die Prozessionen sind bis 1939 wohl nie wirklich abgerissen. Die Stadt Usti hatte das 1672 verbriefte Rechte am Hauptfest der Kirche, Mariä Geburt am 8. September, das erste Hochamt zu feiern.

Das sechste Bild zeigt nach der Bildunterschrift die legendarische Überführung der Gottesmutter nach Krupka und nach Prinz eine Darstellung des Mariengebetes „Unter deinem Schutz“ in den sich alle Kinder Evas ohne Unterschied der Stände begeben. Mir erscheint die Bildunterschrift als wahrscheinlicher, Prinz‘ Verständnis jedoch als schöne Interpretation.

Auch beim siebenten heute stark verwitterten Bild differieren die Bildunterschrift und die Interpretation Prinz‘ und da nur noch wenig zu erkennen ist, vermag ich keine Entscheidung zu treffen: Nach der Bildunterschrift wird an das fünfte Bild anknüpfend die wundersame Rückkehr des Gnadenbildes in die Linde gezeigt, nach Prinz ist es ein sinnbildlicher Überblick über die folgende Geschichte und es findet sich auf dem Bild die Geschichte in einer weiblichen Gestalt, die mit dem Meißel Prediger 24, 28: „Mein Gedächtnis währt durch die Geschlechter der Jahrhunderte“ in Stein eingräbt.

Das achte Freskobild zeigt übereinstimmend die erste wohl 1434 errichtete Holzkapelle und die Heilung von Pestkranken.

Das nun folgende stark verwitterte[132] Gemälde[133] ist eine Wiedergabe des ersten Votivgeschenkes des Ritters Wenzel Zyma von Nowosedl aus dem Jahre 1443.

Die zehnte Abbildung berichtet nach Prinz vom Bau der ersten Steinkirche, die 1515 fertiggestellt wurde. Die Bildunterschrift ordnet sie der Errichtung der ersten Steinkapelle im 15. Jahrhundert zu.

Das nächste stark verwitterte Bild, vor dem ein großes Kruzifix hängt und dessen Bildunterschriften unleserlich sind, wird von Prinz übergangen und er setzt mit dem darauf folgenden fort.

Dieses zeigt seiner Meinung nach die Bewahrung der Kirche im 30jährigen Krieg. Die Bildunterschrift hingegen verweist darauf, daß hussitische Feinde die Kapelle zerstören wollten und die Legende dies berichte. Allerdings habe ich in der Literatur keinerlei Hinweise auf eine solche Legende gefunden, weder bei Miller, Kröss noch in den Wallfahrtsbüchlein. Eine Erklärung für die Bildunterschrift könnte ein Geschichtsbild sein, das beispielsweise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der erste tschechoslowakische Präsident und Historiker Tomas Garek Masaryk vertreten hat, und das im 30jährigen Krieg ein letztes Aufbegehren der urtschechischen protestantischen Stände sieht und mit dem sich eine Gefährdung der Gnadenkirche durch eben diese Stände schwierig in Einklang bringen läßt. Diese Widersprüche könnten tatsächlich zu einer neuen Legende im 20. Jahrhundert geführt haben.

Das dreizehnte Bild zeigt einen großen Wohltäter der Kirche, dem obersten Kanzler des Königreiches Böhmen Albrecht Kolowrat auf Liebenstein, der 1507 den Umbau der Steinkapelle zu einer 1515 fertiggestellten ersten  Kirche veranlaßte. Der Palast auf dem Bild soll seine hohe Würde durch Geburt und Stellung, der Merkurstab sein Geschick als Gesandter und die neben ihm stehende Dogge seine Treue, seinen Scharfsinn und seinen Mut symbolisieren.

Die recht allgemein gehaltene Unterschrift des vierzehnten, einen Chorraum zeigenden, Gemäldes mit der Verleihung von ersten Privilegien an Mariaschein in Rom wird durch Prinz mit der Gewährung von 100 Tagen Ablaß durch 23 Kardinäle präzisiert. Allerdings interpretiert er dieses Ereignis so, daß jeder der Kardinäle diese Anzahl an Tagen Ablaß zu vergeben gehabt habe und so 2300 Tage Ablaß zusammen gekommen wären - eine Vorstellung, die keine andere mir bekannte Quelle belegt. Auch Prinz selbst erscheint sie wohl nicht so ganz geheuer, weshalb er sie mit einem „alten Bußgesetze der Kirche“[134] zu begründen versucht, daß „z.B. für eine schwere Sünde gegen den Glauben 7 Jahre, für eine schwere Sünde gegen die Reinigkeit 3 Jahre Bußzeit“[135] festsetze. Allerdings  ist wohl auch die Bildunterschrift nicht ganz zutreffend, denn das Bistum Litomerice wurde erst 1655 errichtet und bis dahin war Besuchern von Mariaschein zumindest noch ein weiterer Ablaß, der erste Plenarablaß von 1615, gewährt worden.

Die nun folgende Darstellung berichtet nach übereinstimmender Darstellung von Prinz und der Unterschrift von dem jungen böhmisch-ungarischen König Ludwig, der 1515 von seinem Vater König Wladislaus 1515 unter den Schutz Mariä gestellt wird.


Auch für das sechzehnte Bild stimmen die Erklärungen überein: Es zeigt die Rettung des Ritters Heinrich von Schönhof und Perwitz bei einem Sturz mit dem Pferd, der ihm eine Kopfverletzung einbrachte, durch ein Gelübde zur schmerzhaften Mutter Gottes.

Das von Prinz übergangene siebzehnte Fresko über einem Beichtstuhl zeigt der Bildunterschrift nach die historisch belegte Großwallfahrt der Bürger von Usti zum Hauptfest Mariä Geburt am 8. September 1610 dem Jahre 1610 an auch der Prager Erzbischof Lambert beteiligt war und die ein Indiz für die inzwischen überregionale Bedeutung Mariascheins ist.

Das achtzehnte Fresko, auf das auch Prinz wieder ausführlich eingeht, zeigt den Erbauer der Ringmauer und der sieben Kapellen, Georg Popel von Lobkowitz den Jüngeren, der den aufgerollten Plan eben dieser in der Hand hält. Die Aussage der Unterschrift, daß einige dieser Kapellen noch heute erhalten sind, ist eher fragwürdig, da in den Jahren 1625 bis 1722 alle sieben Kapellen um und ausgebaut wurden und damit Zug um Zug der Kreuzgang entstand. Es ist jedoch möglich, daß das  Fresko und eine erste Bildunterschrift etwa in der Mitte dieser Zeit entstanden und damals tatsächlich noch einige der alten Kapellen erhalten waren. Dies würde bedeuten, daß die heutige Unterschrift auf einer sehr viel älteren beruht oder sie sprachlich bzw. sachlich inkorrekt berichtet, was wie andere Abbildungen zeigen, nicht auszuschließen ist.

Das nun folgende, neunzehnte Bild ohne Unterschrift wird von Prinz als Darstellung des Franciscus Brambilla erklärt, der 1608 mit seinem Wagen durch ein Wasser fahren wollte, von den Fluten überwältigt und durch Anrufung der schmerzhaften Gottesmutter gerettet wurde.

Die Reihe von wunderbaren Begebenheiten wird fortgesetzt mit dem achtjährigen Sohn Jaroslaw Boritzas von Martiniz, Hofmarschall von Böhmen: Es wird berichtet, daß der Junge 1609 durch mehrere Gelübde seiner Eltern, unter anderem eine Wallfahrt nach Mariaschein, von schwerer Krankheit gesundete und so damals dem Tode entging. Aus Dankbarkeit darüber schenkten die Eltern der Kirche in Mariaschein ein kleines Altärchen, daß der Junge im Hintergrund trägt, dieses Bild befindet sich noch heute an der Rückseite des Hochaltars.

Mit dem einundzwanzigsten Bild, das über ein wundersames Ereignis aus dem Jahre 1610 berichtet und unter dem sich nur eine tschechische Unterschrift befindet, wird die kurze Reihe der Gemälde über wundersame Wirkungen des Gnadenbildes der Gottesmutter fortgesetzt. Ein Blinder, der sich zum Gebet nach Mariaschein hatte bringen lassen, wurde durch die Bitte darum sehend. Als er sehend heimkehrte, spottete sein protestantischer Nachbar, er würde sein blindes Pferd nach Mariaschein führen, damit es sehend werde. Dies sei auch geschehen, nur soll, während das Pferd sehend wurde, der spottende Protestant erblindet sein.

Bevor die Bilder wieder zum Bericht von Geschichte zurückkehren, zeigt ein letztes Fresko einen Biliner Ratsherren, der 1678 mit dem Pferd über das Eis reiten wollte, einbrach und nach Anrufung der Gottesmutter gerettet wurde und auf sicheren Grund kam.

Ein geschichtliches Ereignis von 1615 berichtet das dreiundzwanzigste Gemälde: Damals erhielt Mariaschein von Papst Paul V. den ersten Plenarablaß für sein Hauptfest Mariä Geburt. Dieser Ablaß wurde 1693 von Innocenz XII. auf „ewige Zeiten“ und damit alle Tage des Jahres ausgeweitet.

Das nun folgende vierundzwanzigste Gemälde[136] stellt nach Prinz mehrere warnende Begebenheiten dar: Im Vordergrund findet sich ein Soldat, der 1632, als die Kirche geplündert wurde, der Maria einen Seidenschleier herunterriß und dann so wahnsinnig wurde, daß er von seinen Mitsoldaten bei Teplice erschossen wurde. Daneben zeigt es einen sächsischen Kurgast, der sich in Teplice über die Wallfahrer und den katholischen Gottesdienst lustig machte. Seine Tochter soll bei einem Besuch in der Wallfahrtskirche ein Votivbild entwendet haben und als sie sich später im Wagen diesem widmen wollte, sei der Wagen umgeschleudert und der Arm gebrochen, mit dem sie das Bild entwendet habe. Als drittes berichtet das Bild von einer Fahne die Christoph Popel von Lobkowitz der Kirche gestiftet hatte: Ein Soldat benutzte ihre Fransen um sie sich als Federbusch an seinen Hut zu binden und wurde noch am selben Tag tot auf der Wiese unter der Kirche gefunden.

Ein uns bekanntes Ereignis ist im nächsten Bogen zu erkennen: der zweite Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618. Ihn überstand auch der schon erwähnte Jaroslaw Boritza von Martiniz. Er hatte in dem Handgemenge zuvor die Protestanten durch sein Rufen nach Maria provoziert, die nach Prinz daraufhin meinten „Laß dir nur deine Maria helfen; es wird sich gleich zeigen, wie sie dir helfen wird.“ und ihn aus dem Fenster stießen. Seine Bewahrung durch den glücklichen Fall auf einen Misthaufen schrieb er anschließend der Maria zu.

Auch auf dem nächsten, dem sechsundzwanzigsten Bild findet sich eine wunderbare Rettung, welche die Bildunterschrift nur andeutet: 1643 erkrankten 12 Chomutover Studenten an der Pest, gelobten eine Wallfahrt nach Mariaschein zur Kommunion und Beichte und wurden gesund.

Die beiden folgenden Bilder berichten von Heilungen an der zur Wallfahrtsanlage gehörenden Quelle: Durch den Brüxer Dechanten Martin Georg Barth wird 1671 berichtet, daß ein fünfjähriger Junge namens Konrad Frank „an beiden Füßen lahm und am ganzen Leibe preßhaft“[137] mit verschiedenen, tiefen Wunden nach einer An-dacht und einer Wasch-ung in Maria-schein geheilt wurde. Dies zeigt das siebenundzwanzigste Fresko.

Das nächste Gemälde versammelt verschiedene an der Quelle in Mariaschein geheilte Menschen: einen gewissen Simon Placzek, der 1679 von einer gefährlichen Geschwulst geheilt wurde, einen Jesuiten, der 1696 von schweren Steinschmerzen befreit wurde, ein protestantisches Ehepaar aus Meißen, das 1690 geheilt wurde und konvertierte, die 16jährige Maria Elisabeth Hammer, die 1654 von einer Augenkrankheit geheilt wurde, die durch die Blattern erblindete und 1709 geheilte Anna Dirr und eine gewisse Anna Neubert, die auch 1709 ihr volles Augenlicht an der Quelle zurück erhielt.

Eine wundersame Bewahrung finden wir als nächste auf dem neunundzwanzigsten Wandbild dargestellt: Die Stadt Most[138] stellte sich im 30jährigen Krieg unter den Schutz Marias. Im Vordergrund ist der Bürger Andreas Zamec zu erkennen, der durch die Bewahrung in dieser Zeit zum katholischen Glauben konvertierte.

Das öffentliche Bilderbuch der Fresken des Kreuzganges erzählt auf seiner nächsten, dreißigsten Seite von der Heilung eines Clemens Morgenstern aus der Stadt Görkau[139] von einem Leiden am Schenkel 1654 und einer Catharina Morgenstern von Taubheit und großen Kopfschmerzen. Die Unterschrift des Bildes ist, wenn man Prinz kennt und annimmt, daß eine gewisse Kenntnis in den Legenden des Wallfahrtsortes hat, irreführend, denn sie schreibt nur von einer geisteskranken Frau, die Wunde am Bein des Mannes ignoriert sie.

Das einunddreißigste Fresko um die Tür zur Jesuitenresidenz mit dem Gymnasium hat in passender Weise einen akademischen Inhalt. Es zeigt die Verehrung der Universitäten von Prag, Wroclaw und Olomouc[140]. Zu beiden Seiten des Durchganges befinden sich Statuen des böhmischen Nationalheiligen Johannes von Nepomuk und des Heiligen Judas Thaddäus.

Einen Hinweis auf einen Feuerteufel, der 1655 mit anderen 24 Mal in Teplice Feuer legte und sich  nach der Anrufung der Maria durch die Bürger selbst mit seinen Komplizen verriet, gibt das zweiunddreißigste Bild.

Eine nächste Abbildung[141]  berichtet von einer gewissen Susanna Bendelmayer aus Decin[142], die 1694 nach 15 Jahren von der „fallenden Sucht“[143] geheilt wurde.

Das vierunddreißigste, Frauen in Ordenstracht zeigende Gemälde berichtet von der Rettung der Fürstin Elisabeth von Frauenberg und acht ihrer Klosterfrauen aus dem Prager Sankt Georgenkloster aus einer Lebensgefahr 1668.

Vier Episoden aus den Türkenkriegen läßt das darauf folgende Bild erkennen: das Entkommen des Grafen von Clary und Aldringen aus türkischer Gefangenschaft 1695, die Flucht des Christoph Retsch aus der Gefangenschaft in Belgrad 1693, die Flucht eines Duchcover[144] Offiziers sowie die Heilung von dessen „krumm“[145] geborenem Sohn und den Brandenburger Christoph Dürrbach, der nach einem Gelübde aus 4jähriger Gefangenschaft entkommen war und 1701 zum Katholizismus[146] konvertierte.

Das vorletzte Bild zeigt die Professin  des Doxaner[147] Prämonstratenserklosters Maximiliana Zasmuk von Zasmuk, die durch zwei Wallfahrten 1678 geheilt wurde, nachdem sie schon die Sterbesakramente erhalten hatte.

Das letzte und jüngste Bild erzählt von der Krönung der Marienstatue und der Erhebung der Wallfahrtskirche in den Status einer „Basilika minor“ anläßlich des 500jährigen Jubiläums 1925.

Anhänge:
DateiBeschreibungErstellerDateigröße
Diese Datei herunterladen (HSOK01MA ohne Bilder.pdf)HSOK01MA ohne Bilder.pdfkomplett als pdfMichael Hoffmann963 KB