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Examenskatechese zu  Lukas 44, 1-4

zum

Ersten Theologischen Examen

der

Evangelisch –Lutherischen Landeskirche Sachsens

Leipzig, den 29.Oktober 2001

 

 



0. Analyse der didaktischen Bedingungen

0.1. Voreinstellungen des Katecheten gegenüber Thema und Text

Ich halte es für schwierig, klar zwischen bibelorientierten und themenorientierten Einheiten zu unterscheiden. Bibeltexte fordern fast immer auch den Umgang mit thematischen Fragestellungen heraus. Thematische Arbeit wiederum ist in kirchlichem Unterricht nicht ohne Rückbindung und Orientierung an der Bibel denkbar.

Der Text wird von mir zum einen mit Nächstenliebe und zum anderen mit der religiösen Gemeinschaft der Samaritaner verbunden.

Nächstenliebe in Verbindung mit Gottesliebe ist für mich ein hohes Gut, zu dem man sich gegen die Trägheit des Herzens und die eigene Bequemlichkeit im täglichen Leben immer wieder ermahnen muß. Nächstenliebe ist nur für die wenigsten die alles bestimmende Kraft in ihrem Leben. Nächstenliebe ereignet sich aber auch im diakonischen Handeln der Kirche und ihrer Glieder. Hierbei denke ich neben der Diakonie und der weltweiten Hilfe, wie Brot für die Welt, auch an die vielfältigen Aktivitäten einzelner Gemeinden und Gemeindegruppen. Nächstenliebe ist das, was für Christen zu tun nötig ist.

Die Samaritaner sind  eine heute noch mit etwa 600 Mitgliedern[1] existierende Jahwe-gläubige Gemeinschaft. Zu Jesu Zeiten wurden sie von vielen Juden, wegen ihres eigenen Kultes und der ethnischen Vermischung mit nichtisraelitischen Bevölkerungsteilen als unrein und in ihrem Glauben minderwertig angesehen.

Diese Katechese stellt mich insgesamt vor ein Problem, da ich meine Probekatechese an der FSU Jena  nach dem dortigen Schema geschrieben habe. Da mir die Gruppe aus dem dortigen katechetischen Seminar jedoch am besten bekannt ist, will ich versuchen auch das mir hier vorgegebene Thema für diese Gruppe mit Leipziger Gliederung vorzubereiten.


 

 

0.2. Lehrplanvorgaben

Der Bibeltext ist dem für 10 bis 13jährige konzipierten Kurs III des Rahmenplanes entnommen. Dieser ist überschrieben: Miteinander Neues entdecken. Im ersten Abschnitt „Jesus Christus hilft uns, uns selbst anzunehmen und mit anderen zusammen zu leben“ ist er dabei der Intention 5 „Entdecken, zum Leben brauchen wir die anderen“ zugeordnet. Mit ihm ist der Themenbereich „Verantwortung übernehmen“ verbunden.  Hier wird auf Verantwortung für Freund/Freundin, Nachbarn, Gemeinde und Gesellschaft hingewiesen. Der Text Lk 10,25-37 steht in diesem Themenbereich gemeinsam mit Jer 29,1-4. Innerhalb des durch die Intention bestimmten Themenzyklus gehen dem Themenbereich Stunden zu folgenden Themen voraus:

·         Wir brauchen die anderen – die anderen brauchen uns. Dieses würde ich mit Hilfe von Rollenspielen gestalten, in denen die Kinder in unterschiedlichen Situationen das Angewiesensein aufeinander nachempfinden. Eine dieser Situationen sollte auch zeigen, daß wir Freunde brauchen.

·         Was uns Freunde bedeuten. Diese Stunde würde ich mit den angegebenen Bibeltexten und einer Geschichte über einen Jungen beginnen, der in eine neue Stadt gezogen ist und keine Freund hat. Anschließend würde ich versuchen mit den Kindern zu diskutieren, was Freunde ausmacht. Am Ende sollten von den  Kindern gestaltete Steckbriefe stehen, in denen sie ihre Erwartungen an einen Freund oder eine Freundin zusammenfassen und beschreiben, was diese ihnen wert sind.

·         Jungen und Mädchen. In dieses Thema würde ich einleiten, indem ich ein kurzes Prosastück zum Thema Liebe, ein Liebesgedicht und ein oder zwei Bibeltexte zum Thema vorlese bzw. von den Kindern vorlesen  lasse. Anschließend würde ich sie gern in nach Geschlechtern getrennten Kleingruppen schriftlich herausarbeiten lassen, wie sind Jungen, wie sind Mädchen, wie würde ich sie mir wünschen und was ist Liebe. Anschließend würde ich versuchen, mit den Kindern darüber ins Gespräch zu kommen.

Der Themenbereich „Verantwortung übernehmen“ steht am Ende des Zyklus. Er betont die Nächstenliebe und legt weniger Augemerk auf die Gottesliebe, die im Text mit einbezogen ist.

Der Themenzyklus berührt bestimmte vom Lehrplan vorgegebene Fragen zu Lebenswelt der Heranwachsenden. Ich sehe im gesamten Themenzyklus insbesondere Anknüpfungen zu folgenden Fragen:

·         Wie äußern sich die Heranwachsenden über sich selbst?

·         Wie äußern sie sich über die Erwachsenen, besonders über die erwachsenen Bezugspersonen?

·         Wie gehen sie mit der Wahrheit um?

Besondere Anknüpfungspunkte zu der von  mir zu gestaltenden Einheit sehe ich darüber hinaus bei folgenden Fragen:

·         An welchen Idealen orientieren sie sich?

·         Was denken sie über ihre eigenen Fähigkeiten und Begabungen?

·         Inwieweit können sie sich in andere Personen hineinversetzen?

Der Lehrplan schlägt für meinen Themenbereich Kollagen, die Vorstellung von Projekten, die Gestaltung eines Gottesdienstes oder das Gespräch mit Abgeordneten als Gestaltungsmittel vor.


 

0.3. Räumliche und zeitliche Bedingungen

unter denen die Gruppe zusammen kommt und besondere Aktivitäten

Ich bereite diese Einheit vor für die Vorkonfirmandengruppe in Jena-Winzerla, in der ich 1996/97 während meines katechetischen Seminars hospitiert und eine Unterrichtseinheit gehalten habe. Die Jugendlichen der Gruppe sind 12 bis 13 Jahre alt. Sie wohnen im Neubaugebiet Jena-Winzerla, einer von mehreren Jenaer Plattensiedlungen. Diese gehört zum Gemeindebereich Jena-Süd, der Stadtkirchgemeinde Jena, der von Pfarrer Nolde und Frau Pastorin Seibt und vier Hauptamtlichen auf zwei Stellen  betreut wird. Dabei hat Frau Seibt als Seelsorgebezirk den Bereich des ehemaligen Dorfes und des Neubaugebietes Winzerla  und den zwischen Lobeda und Winzerla gelegenen Bereich Burgau übernommen. Herr Pfarrer Nolde betreut den Bereich Lichtenhain seelsorgerisch. Die Pfarrer übernehmen abwechselnd je einen Vorkonfirmandenkurs, den sie dann auch im Konfirmandenunterricht weiterführen. Meine Gruppe wurde von Frau Seibt betreut und in ihr wird aufgrund ihrer  Kehlkopfoperation nicht gesungen.

Die Vorkonfirmandengruppe scheint trotz eines jährlich für Konfirmanden und Vorkonfirmanden veranstalteten Rüstzeitwochenendes über ihre schulischen Zusammenhänge hinaus keine weiteren gemeinsamen Gruppenaktivitäten zu haben.

Der gesamte Unterricht findet in einem Gebäudeteil mit eigenem Eingang in Winzerla statt, der etwa drei Jahre zuvor von der Kirchgemeinde angemietet wurde und bis dahin wohl als Kindergarten diente. In dem Gebäude befindet sich nun neben der Kirchgemeinde auch eine Anlaufstelle der Volkssolidarität. Der Unterricht findet in einem kärglich ausgestatteten relativ großen Raum dieses Gebäudes statt. Neben einigen niedrigen und halbhohen Schränken an den Wänden wird dieser Raum mit Ausnahme von wenigen Zeugnissen kirchlicher Kinder- und Jugendarbeit allein von einem sechseckigen Tisch mit mehreren Stühlen „gefüllt“. Dieser befindet sich diagonal der Tür gegenüber. Die Leere des Raumes scheint sich oft auch in den Köpfen der Kinder widerzuspiegeln.

Die Gruppe trifft sich mittwochs 15 Uhr und eine Einheit dauert ca. 70 Minuten.



1. Fachwissenschaftliche Analyse

Der Text Lk 10, 25-37 behandelt das Doppelgebot der Liebe, das als ein Kern der Lehre Jesu gilt. Es lassen sich deutlich zwei Teile ausmachen:

Der die Verse 25-28 umfassende Abschnitt erörtert die Frage, was denn das höchste Gebot sei, bzw.  was man tun müsse, um das ewige Leben zu erlangen. In diesem Abschnitt wird diese Frage auch mit dem Liebesgebot beantwortet. Zu diesem Thema lassen sich auch in den andern beiden synoptischen Evangelien Parallelstellen finden, so in  Mt 22, 35-40 und Mk 12,28-34. Auch im Lukasevangelium wird der Problemkreis in Lk 18,18-20 noch einmal  kurz angerissen. Der Abschnitt ist im Lukasevangelium jedoch anders gestaltet als in den beiden anderen Evangelien. In ihnen geht es um die Frage des höchsten Gebotes, während bei Lukas das Doppelgebot mit der Frage nach der Erlangung des ewigen Lebens verbunden ist. Die Verbindung von Dtn 5,5 und Lev 19,18 teilen alle drei Synoptiker, allein bei Lukas bleibt es nicht nur eine theoretische Frage, sondern wird mit der Aufforderung zum Handeln verbunden. Der Autor des Lukasevangeliums griff also vermutlich für diesen Teil auf markinisches Traditionsmaterial zurück, das sich in den Versen 26 und 27 findet und rahmte sie seinen Intentionen entsprechend mit den Versen 25 und 28.

Diese Intentionen erläutert auch der die Verse 29-37 umfassende zweite Abschnitt, der lukanisches Sondergut darstellt. Er illustriert das Vorangegangene. Kern des Abschnittes sind die Verse 30b-36, die meist als das Gleichnis vom barmherzigen Samariter bezeichnet werden. Sie stellen jedoch nur im weiteren Sinn ein Gleichnis dar und sind genauer betrachtet und im Kontext gesehen eine Beispielgeschichte.  In Bezug auf diese Beispielgeschichte stellt sich die Frage, wer mit dem Samariter[2] hier gemeint ist. Auf die Alternative, ob es sich um einen Bewohner der Landschaft Samaria, durch die galiläische Pilger nach Jerusalem reisen mußten, oder um einen Angehörigen der von Jerusalem unabhängigen JHWHgläubigen Gemeinschaft der Samaritaner handelt, kann nur gesagt werden, daß dies keine vom Autor vorgegeben Problemstellung ist. Für Lukas, der mit je drei Textabschnitten im Evangelium und in der Apostelgeschichte auf die Samariter eingeht, ist wichtig, daß es sich um Menschen handelt, die den Zuhörern Jesu vertraut sind und von diesen als unrein angesehen und mit Geringschätzung  behandelt werden. Sie werden bei Lukas bereits zu Lebzeiten in die Israelmission miteinbezogen.

Die Verse 30b-35? werden durch die Verse 29-30a und 36 gerahmt. Diese leiten zum einen die Beispielerzählung ein und unterstreichen zum anderen die lukanische Intention, sie als klare Handlungsanweisung zu sehen.

Das Doppelgebot der Gottes- und Menschenliebe ist heute zentraler Bestandteil christlicher Ethik. Es gilt, wie auch im Text gezeigt wird, über die eigene Glaubensgemeinschaft hinaus und wird in dieser Dimension als etwas genuin christliches gesehen. Es ist die Grundlage des diakonischen Auftrags und Handelns der Kirche und somit auch der Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen an sich. Menschliche Gottes- und Nächstenliebe steht in all ihrer Unvollkommenheit in Beziehung zu Gottes Liebe zu den Menschen, die sich in seinem Heilshandeln äußert. Dieses Heilshandeln besitzt verschiedene Dimensionen. Auch menschliches diakonisches Handeln, das aus dem Gebot der Gottes- und Nächstenliebe entspringt, besitzt verschiedene Dimensionen. Diese gehen von einem persönlichen Auftrag des einzelnen bis hin zu einem politischen Diakonat der Kirche als Ganzes.[3]

Das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe stellt sich dem den Menschen eigenen Egoismus entgegen. Es steht damit beispielsweise dem homo oeconomicus der Wirtschaftwissenschaften entgegen.[4] Es wendet sich dagegen, daß der Mensch nur nach dem Gebot der Zweckmäßigkeit und Nützlichkeit für sich selbst handelt. Mit Gott gewinnt der Mensch einen anderen Maßstab als sich selbst und mit dem Nächsten ein Objekt der Verantwortung, das über ihn selbst hinausgeht.

In einer Zeit, in der immer stärker Ichbezogenheit und Selbstverwirklichung zählen und in der Individualität oft mißverstanden wird als Rücksichtslosigkeit ist der Text aktueller denn je. Die Beispielerzählung greift nach wie vor. Sie fordert Helfen und Zivilcourage statt Wegsehen. Dies wird an vielen Stellen aktuell: Rechtsradikale verprügeln Ausländer. Stärkere schlagen auf Schwächere ein. Flüchtlinge werden wie Gefangene und Kriminelle behandelt. Daneben erfahren Menschen aber auch immer noch uneigennützige Hilfe. Gerade im kirchlichen Raum hat man die Hilfe durch Partnergemeinden noch nicht vergessen. Nächstenliebe wird erlebt, aber in wesentlich geringerem Maße als Egoismus, der durch eine Gesellschaft gefördert wird, die sich so selbst zerstört.

In einer Gesellschaft, die in einem großen Maße auf Ichbezogenheit setzt, nehmen einerseits soziale Probleme, wie Armut und Vereinsamung zu, zum anderen nehmen in diesem Zusammenhang aber auch psychische Probleme und Krankheiten zu. Vieles, was durch Nächste ausgeglichen und aufgefangen wurde, gerät so aus dem Ruder und muß behandelt werden. Die Medizin wird Notnagel der Gesellschaft und damit überladen.



2.Fachdidaktische Analyse

2.1.Situationsanalyse

Ein Aspekt, der heute im gemeindlichen Unterricht gerade in der Altersgruppe der 12 bis 13 jährigen besonders beachtet  werden muß, ist der der Konzentration. Um Tätigkeiten gut auszuführen ist oft Konzentration, d.h."Sammlung, Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf eng umgrenzte Sachverhalte"[5]  nötig. "K[onzentration] bedingt Spannung, Energie, Vitalität, Übung."[6] Ihr können" Ermüdung, Sättigung, ...Reizüberflutung, ...Interessenmangel und störende situative Umstände"[7] entgegenstehen.

Bei 12- und 13jährigen können der für den Unterricht notwendigen Konzentration verschiedene Faktoren im Wege stehen:

Zum einen die Reizüberflutung: Diese kann erfolgen durch einen häufig und lange laufenden Fernseher, der die Jugendlichen oft mit nicht gerade ruhiger Musik und Videoclips mit schnell wechselnden Bildfolgen berieselt. Eine Reizüberflutung kann ebenfalls durch den häufigen Gebrauch eines Walk- oder Discmans bzw. andere ständige Musikberieselung entstehen.

Ein weiterer Faktor sind neben den äußeren die inneren Reize. Großer Leistungsdruck besonders in der Schule, Probleme im oder mit dem Elternhaus oder ein inneres, für die Zeit der Pubertät nicht untypisches Durcheinander von Eindrücken und Empfindungen können die Konzentrationsfähigkeit einschränken.

Negativ kann sich auf die Konzentration aber auch der Zeitpunkt auswirken, zu dem sie benötigt wird. Gerade im kirchlichen Unterricht besteht diese Gefahr häufig, da er fast ausschließlich am Nachmittag stattfindet. Am Nachmittag aber ist bei Jugendlich nach einem vorausgegangenen Schultag und bereits erledigten bzw. noch zu erledigenden Hausaufgaben häufig eine Ermüdung festzustellen.

Problematisch, ja fast unmöglich, ist auch  der Umgang mit einem Thema, wenn es nicht gelingt die Angesprochenen, die Konfirmanden, dafür zu interessieren. Dies trifft für die Behandlung von Themen, die sich auf das Handeln der Jugendlichen auswirken sollen, in besonderer Weise zu, da sie hier nicht nur auf-, sondern auch annehmen sollen. Gelingt es nicht, die Jugendlichen zu Beginn zu sammeln und gleichzeitig mit ihrer Lebenssituation für das Thema zu organisieren, so kann eine Umsetzung nicht gelingen.

Zur Winzerlaer Vorkonfirmandengruppe des Jahres 1996/97 gehören im Mai 1997 neun junge Jugendliche. Diese Gruppe besteht aus 4 "Pärchen" gleichen Geschlechtes, die jeweils gemeinsam in eine Schulklasse gehen. Zu diesen 3 Mädchenpärchen und dem einem Jungenpaar ist in meiner ersten Hospitationsstunde am 27. Mai noch ein Außenseiter, Marko, hinzugekommen, der eine Lernbehindertenschule besucht. Die bis dahin bestehende Gruppe ist nach Angaben von Frau Pastorin Seibt auch erst im Sommer 1996 das erste Mal als Gruppe zusammengekommen. Zu dieser Ursprungsgruppe gehörte anfangs noch ein weiterer Junge, der allerdings im Winter 1997 aufgrund einer schulischen Rückstufung auf eigenen Willen die Gruppe verließ und wahrscheinlich zur nächsten Vorkonfirmandengruppe gehört.

Die für die Gemeinde relativ kleine Gruppe von 9 Vorkonfirmanden - die vor kurzem konfirmierte Gruppe brachte es auf immerhin 19 - ist mit einem Unterschriftenkärtchen "bewaffnet" zu 7 Gottesdienstbesuchen in einem Unterrichtsjahr verpflichtet. Während manche diesen "Plan" übererfüllen, haben andere große Mühe damit.

Unter den Vorkonfirmandinnen fallt - nicht nur durch ihren seltenen Namen - Franze auf. Sie scheint als einzige ein wirklich an die Gemeinde gebundenes Elternhaus zu besitzen. Die Familie gehört zu den Lesern des Kirchenblättchens und ihr war beim Thema Tischgebet als einziger der Wortlaut eines solchen bekannt. Sie bildet gemeinsam mit Sandra, mit der sie ein Schulklasse besucht eine Gruppe. In dieser Gruppe ist sie klar die Meinungsführerin, aber auch auf die anderen, besonders auf die Gruppe von Jana und Stefanie kann sie Einfluß ausüben. Die dritte Gruppe, Anika und Claudia, ist durch die Unsicherheit und "Kichrigkeit" der Meinungsführerin Anika gekennzeichnet. In der Jungengruppe ist Tazilo der Lebhaftere, der gerne Möglichkeiten zu Diskussion mit Franze aber auch mit Anika nutzt, ein wenig vorlaut sein kann und gegenüber Lars klar die Meinungsführerschaft inne hat. Er versucht zuweilen den Unterricht zu stören.

Bemerkenswert in der Winzerlaer Gruppe ist die Pärchenbildung, deren Basis jeweils die gemeinsam besuchte Schulklasse ist. Das heißt die Schulklasse scheint für diese Vorkonfirmanden ihre Bezugsgruppe zusein, dabei fällt auf, daß die Pärchen jeweils gleichgeschlechtlich sind. Dies läßt darauf schließen, daß die Partnerwahl für diese Jugendlichen noch kein Thema zu sein scheint. Vielmehr befinden sie sich am Beginn der Suche nach einer sie ansprechenden Gruppe. Andeutungen dazu lassen sich in den Gesprächen der Mädchen vor Unterrichtsbeginn finden, deren Inhalt nicht die jeweilige Klasse, sondern die gesamte Schule, die Lehrer und Schüler und Schülerinnen anderer Klassen sind. Auch brechen die Mädchenpärchen in den Sitzordnungen teilweise schon auf. Gleichzeitig ist eine sich entwickelnde Faszination des anderen Geschlechtes besonders in den Gesprächen zwischen Tazilo und Franze zu beobachten[8]. Dafür ist sicher auch förderlich, daß Tazilo und Franze gemeinsam eine Schule besuchen. Die anderen Gruppen haben zwar gemeinsame Lehrer als Gesprächsbasis, gehen aber zu verschiedenen Schulen.

Eine besondere Rolle in der Gruppe spielt Marko. Er hat die Rolle des Außenseiters inne. Dies ist durch mehrere Faktoren bedingt: Zum einen kam er erst später in die Gruppe und ist mit seinen 15 Jahren etwas älter als der Rest. Zum anderen ist er lernbehindert, sehr verschlossen und hat zu keinem der Pärchen eine Beziehung. Dabei muß der Gruppe zu Gute gehalten werden, daß er nicht abgelehnt, sondern eher ignoriert wird. Dies dürfte aber zu einem weiteren "Sich-Zurückziehen"[9] Markos führen und eine Öffnung zumindest erschweren, wenn nicht gar unmöglich machen. Dennoch kann Markos Entwicklung die Entwicklung der gesamten Gruppe

beeinflussen, da er außerhalb der relativ fest gefügten Strukturen steht. Ihm muß besonders viel

Aufmerksamkeit zugewandt werden. Dies war in den Hospitationsstunden meine Aufgabe. Dabei bemerkte ich, daß er zwar schreiben kann, dies ihm aber nicht besonders leicht fallt, ebenso verhält es sich mit dem lauten Vorlesen, das von ihm nicht unbedingt gefordert werden sollte.

Die Mitarbeit ist ziemlich schlecht, mit Ausnahme von Franze und Tazilo muß den meisten oft jedes Wort förmlich "aus der Nase gezogen" werden.

Die mangelnde Beteiligung an Unterrichtsgesprächen könnte mehrere Ursachen haben: Zum einen die Unsicherheit, das Abtasten, welches für die Zeit der Umbrüche, in der sich die 12 und 13jährigen befinden charakteristisch ist. Diese und die zusätzliche Unsicherheit durch den Gebrauch einer "kirchlichen Sprache", die nicht ihre Alltagssprache ist, sowie eine gewisse Angst, gegenüber der Pastorin etwas Falsches zu sagen und von dieser korrigiert und so vor der Gruppe blamiert zu werden, könnte ein Grund  sein. Ein anderer kann  mehr oder minder pures Desinteresse sein, wenn das Thema die Jugendlichen nicht erreicht und es nicht gelingt, eine glaubhafte Beziehung zwischen dem Thema und den Konfirmanden und ihrer Welt herzustellen. Die Disziplin der Gruppe ist sehr unterschiedlich und nahezu proportional zum Grad der Beschäftigung.

Die Eltern der Konfirmanden scheinen im Rahmen der Gruppe keine oder nur eine minimale Rolle zu spielen, nur Markos Vater trat in den Hospitationsstunden in Erscheinung, als er Marko zu dessen erster Unterrichtsstunde brachte. Sicher ist aber der Wunsch der Eltern bei fast allen zumindest einer der Hauptgründe, den Konfirmandenunterricht zu besuchen. Nicht alle besuchen immer den Vorkonfirmandenunterricht, fast immer fehlt mindestens einer oder eine der Jugendlichen. Die Regel ist dabei entschuldigtes Fehlen, aber nicht selten bleibt auch eine Entschuldigung aus.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Die Jugendlichen befinden sich in einer durch die Pubertät bestimmten Umbruchphase. Es kann bei nachmittäglichem kirchlichen Unterricht nur mit einer begrenzten Konzentrationsfähigkeit gerechnet werden. Die Pärchenbildung muß bei der Gestaltung des Unterrichts unbedingt berücksichtigt werden. Das Thema sollte so gestaltet werden, daß Konzentration und Kreativität in einem ausgewogenen Verhältnis stehen.

Die Vorkonfirmanden bewegen sich in einer Welt, in der Nächstenliebe nicht selbstverständlich ist. Man hilft sich selbst und seinen Freunden. Diese Situation ist nicht weit von der des Schriftgelehrten im Bibeltext entfernt, so daß hier eine Identifikation erreicht werden könnte. Dazu ist es allerdings notwendig, den Text unabhängig von einer für sie schwer verständlichen Kirchensprache den Jugendlichen anzubieten. Eine Identifikation könnte dadurch erleichtert werden, daß ihnen mit Ausnahme von Franze der Text unbekannt sein könnte. Nächstenliebe sollte ihnen so nahegebracht werden, daß sie dadurch in ihrer Lebenssituation berührt sind. Der Text zielt auf das Handeln von Menschen, das auch Jugendliche nur ungern verändern. Sie befinden sich jedoch in einer Phase des Umbruchs, in der sie wichtige Prägungen für ihr späteres Leben aufnehmen. Eine besondere Herausforderung stellt das Thema Nächstenliebe in der Winzerlaer Gruppe dar, da sie mit Marko selbst ein Mitglied hat, das Hilfe tatsächlich nötig hat.


 

 

2.2. Formulierung von Lernzielen

Ich werde nun Lernziele in einer Reihenfolge formulieren, wie sie mir in einem ersten Gedankengang als sinnvoll erscheint.

·         Die Jugendlichen sollen das Thema aus ihrem eigenen Leben heraus aufnehmen und das Dilemma derer die vorbeigingen verstehen können. Sie sollen ein Problembewußtsein für den Bibeltext entwickeln.

·         Sie sollen sich selbst in der Geschichte wiedererkennen.

·         Sie sollen den Impuls des Textes, die Frage „Wer ist mein Nächster?“, aufnehmen und in einem ersten Schritt umsetzen.

·         Dabei sollen sie erkennen, wer alles ihr Nächster sein kann.


 

2.3. Überlegungen zu Methoden und Medien

Ich möchte die Einheit mit verschiedenen Dilemmasituationen beginnen, mit denen sich die Jugendlichen auseinandersetzen sollen. Es ist dabei angeraten, für jeden Schüler eine eigne Situation auszuarbeiten. Die Situationen sollten ihrem Lebensumfeld entsprechen. Wenn alle eine Situation bearbeiten fordert dies den einzelnen nicht richtig heraus, da er einfach den anderen zustimmen kann. Insbesondere in dieser Gruppe ist das zu beachten. Da ich selbst aufgrund einer körperlichen Einschränkung kein Instrument spiele, nicht derart musikalisch bin, die Vorkonfirmanden im Gesang mitzureißen und die Gruppe wegen der Kehlkopfoperation der Pastorin ohnehin nicht singt, ist ein gemeinsames Lied als Einstieg und zur Sammlung nicht notwendig. Gibt man etwas Zeit, sich mit den Situationen zu beschäftigen, können aber auch diese eine einleitende und sammelnde Funktion übernehmen. Sie wecken zudem die Aufmerksamkeit für die Problematik des Textes noch vor dessen Einführung gleich zu Beginn der Einheit, der Zeit mit der größten Konzentrationsfähigkeit. Durch  die Auseinandersetzung mit solchen Dilemmasituationen wird das ethische Bewußtsein der Jugendlichen gefördert. Um dies aber zu gewährleisten, muß jede der Situationen zumindest kurz in der Gruppe  diskutiert werden. Da Marko Schwierigkeiten beim Vorlesen hat, empfehlen sich kurze Situationsbeschreibungen, die sich auch kurz nacherzählen lassen. Es ist dann auch bei den anderen Vorkonfirmanden anzuregen, daß sie ihre Situation nicht vorlesen, sondern nacherzählen. Die Situationen sollen auch ein Problembewußtsein für den Bibeltext schaffen.

Den Bibeltext selbst möchte ich nacherzählen um ihn so in eine für die Jugendlichen verständliche Sprache umzusetzen. Dies soll ihnen den Zugang zum Text und seine Verknüpfung mit den Dilemmasituationen erleichtern. Ich halte es für empfehlenswert, eine solche Nacherzählung bereits zuvor einmal schriftlich auszuformulieren, sie dann jedoch frei vorzutragen. Eine solche Erzählung stellt auch eine Herausforderung an den Erzähler dar, der somit auch etwas leisten muß. Dies stellt gegenüber den von den Jugendlichen geforderten Aktionen wieder ein gewisses Gleichgewicht her. Die Verbindung, die zwischen Bibeltext und Dilemmasituationen hergestellt werden soll, ist durch ein sich an die Erzählung anschließendes Gespräch abzusichern.

Der dritte Teil soll der kreativen Umsetzung und Vertiefung des Gelernten dienen. Ich beabsichtige die Vorkonfirmanden in drei die Pärchen sprengenden Kleingruppen mit Hilfe von Zeitungen und Zeitschriften sowie Werbematerial verschiedener caritativer Organisationen Kollagen zum Thema „Wer ist mein Nächster?“ anfertigen zu lassen. Dies soll das in den vorhergegangenen Phasen Erarbeitete noch einmal vertiefen. Die Kollagen sollen zum Abschluß von den einzelnen Gruppen vorgestellt und später in dem kahlen Raum aufgehängt werden. Neben einer Vertiefung des Erarbeiteten beabsichtige ich mit der Gruppenarbeit auch, die Pärchenstruktur etwas aufzubrechen. Die kreative Phase empfiehlt sich am Schluß, wenn die Konzentrationsfähigkeit ihren Tiefpunkt erreicht. Die Kinder können, ja müssen sich  sogar für die Herstellung der Kollage unterhalten und miteinander abstimmen. Die Kollagen erinnern im Raum auch später noch an die Unterrichtseinheit.

Die Stunde möchte ich mit einem kurzen Gebet abschließen. Ich habe auch eine kurze Gebetsgemeinschaft erwogen, dies wurde mir jedoch von Frau Seibt untersagt. Mit dem Gebet sollen die Jugendlichen etwas einüben, was wesentlich Bestandteil christlichen Seins ist, die Beziehung auf Gott.



3. Ablaufplan

3.1. Abschnitt 1: Sammeln, Einführung in das Thema,

Herstellung von Verbindungen zu m eigenen Leben, Schaffung eines Problembewußtseins

Impulse / Hilfsimpulse

Aktionen

Didaktischer Kommentar

Methoden, Medien & Material

Zeit

 

Begrüßung und Gespräch

Dies dient auch der Überbrückung, da nicht alle gleichzeitig kommen; leider fehlt das Singen als vertrautes Element, das Gemeinschaft schafft und die Aufmerksamkeit sammelt.

 

5‘

 

offizieller Beginn

Es ist notwendig, die Unterhaltung an einem bestimmten Punkt zu beenden und die Aufmerksamkeit dem Unterricht zuzuwenden.

 

1‘

·         Erläuterung des Umgangs mit den Beschreibungen der Dilemmasituationen

Einleitung der Dilemmasituationen

Den Arbeitsablauf kurz erklären und von den vorbereiteten Situationsbeschreibungen[10] an jeden eine austeilen.

 

2‘

·         eventuelle Gespräche noch zurückhalten

Durchlesen und –denken der Situationen

Die Jugendlichen erhalten genügend Zeit, sich die Geschichten durchzulesen und zu durchdenken.. Dies sollte still geschehen, um der anschließenden Diskussion nicht vorzugreifen und die Aufmerksamkeit zu sammeln. Dilemmasituationen fordern die Urteilsfähigkeit der Jugendlichen.

Dilemmasituationen

Stille

5‘

·         nach möglichen Handlungsalternativen fragen

·         evt. Abbruch eines Diskussionsstranges

·         evt. näheres Erläutern einer Situation zur Förderung der Diskussion und zum Bezug auf das eigene Leben

Vorstellung der jeweiligen Situation, Diskussion über die Dilemmasituationen und die Lösungsvorschläge

Die Situationen sollen kurz frei beschrieben werden, um schon dabei den Blickwinkel des jeweiligen Jugendlichen einzubeziehen. Damit soll aber auch Rücksicht auf Marko genommen werden. Ich möchte versuchen die Aussagen der Jugendlichen nicht zu werten, sie aber auf alternative Handlungsweisen hinweisen. Auch die anderen Mitglieder sollen sich zu der jeweiligen Dilemmasituation äußern. Es ist aus Zeitgründen angeraten zumindest jeweils etwa drei ähnliche Situationen gemeinsam zu diskutieren. Die Diskussion soll den Jugendlichen die Notwendigkeit eines Wertemaßstabs in Situationen vermitteln, die sie selbst erleben können. Es kann mit Blick auf den weiteren Stundeverlauf durchaus sinnvoll sein, die Diskussion an bestimmten Punkten abzubrechen, die durch Späteres noch geklärt werden. Durch die Diskussion über die Dilemmasituationen soll zugleich die Urteilsfähigkeit gefördert und geschult werden. Dazu kann es verschiedener Impulse wie z.B. verschiedener möglicher Konkretionen der Situationen bedürfen.

Diskussion

Dilemmasituationen

20‘


3.2. Abschnitt 2: Akzeptanz der Nächstenliebe als Wertmaßstab,

Erkennen des Zusammenhanges zwischen eigenen Dilemmata und der biblischen Geschichte

 

Überleitung zum biblischen Text

Es ist wichtig einen für die Jugendlichen erkennbaren Zusammenhang zwischen  den Dilemmasituationen und der biblische Geschichte herstel-len. Dies kann dadurch geschehen, daß durch die  Überleitung Bezüge zwischen dem eben Diskutierten und dem Kommenden hergestellt werden.

 

1‘

 

Nacherzählung des biblischen Textes[11]

Durch eine Nacherzählung kann der Text einerseits in einer einfacheren Sprache als das Deutsch der Lutherbibel den Jugendlichen vermittelt werden. Andererseits bietet sich so auch die Möglichkeit, den Text auf das Thema hin zu entfalten, ohne ihn in seinem Sinngehalt zu verändern.

Nacherzählung

3‘

·         Anstöße zum Ausleuchten der Dilemmata der einzelnen Personen in der Beispielgeschichte

·         Rückbezug des Liebesgebotes auf die Dilemmageschichten und Ausweitung darüber hinaus

·         Frage: Wer könnte alles euer Nächster sein

Diskussion

In der Diskussion soll zum einen die Motivation der einzelnen Personen in der Beispielgeschichte besprochen werden. Anschließend soll das Gebot der Nächstenliebe auf die Dilemmasituation und mögliche weitere Situationen im Alltagleben der Jugendlichen bezogen werden. Die Schwierigkeit von Nächstenliebe als Wertmaßstab soll erkannt werden. Nächstenliebe als Wertemaßstab ist zu begründen, da er sonst nicht von den Jugendlichen akzeptiert werden kann. .Die Jugendlichen sollten die Verbindung zu ihrer Alltagswelt suchen, um eine entsprechende Akzeptanz zu ermöglichen.

 

13‘


3.3. Abschnitt 3: kreative Umsetzung, Verarbeitung und Vertiefung

·         Bildung von die Pärchen sprengenden Gruppen

Erklärung des Vorhabens  einer Kollage, Bildung der Gruppen und Austeilung der Materialien

Es ist wichtig, bei dieser Gruppenarbeit die Pärchen aufzubrechen, um eine Öffnung der Jugendlichen zu ermöglichen und um zukünftig ein stärkeres Gruppenbewußtsein entstehen zu lassen.

 

2‘

·         Hilfe, Anregungen beim Aussuchen und Aufkleben

Anfertigen je einer Kollage

Die Jugendlichen können das zuvor theoretisch Erarbeitete nun kreativ umsetzen und dabei vertiefen. Sie müssen dabei in den Gruppen miteinander reden, um eine gemeinsame Gestaltung der Kollagen zu erreichen.

Zeitungen, Zeitschriften, Werbematerial, Scheren, Leim[12]

15‘

 

kurzes Vorstellen der einzelnen Kollage durch ein Gruppenmitglied oder die gesamte Gruppe

 

Kollagen

6‘

 

freies Gebet für die Woche unter Aufnahme des Themas

Das Gebet soll frei und der realen  Situation angemessen formuliert werden. Es soll dabei auf geschilderte Erfahrungen eingehen. Gleichzeitig. bildet es einen Abschluß der Einheit. Da ich das Gebet nach der Situation im Unterricht und den geäußerten Erfahrungen der Jugendlichen formulieren möchte, halte ich eine Vorformulierung für nicht sinnvoll.

 

2‘



4. Literaturverzeichnis

 

Bilder von Jugend, Ab(zieh)bilder, Wie Medien Jugendliche präsentieren, Moser, Sonja (Red.), München 1996.

 

Bilder von Jugend, Katalog, Moser, Sonja (Red.), München 1996.

 

Dorsch, F. (Hrsg.): Psychologisches Wörterbuch, Bern, Stuttgart, Toronto 1987.

 

Fraas, H.-J.: Die Religiosität des Menschen, Ein Grundriß der Entwicklungspsychologie, Göttingen 1990.

 

Joest, Wilfired: Dogmatik, Bd. 1, Die Wirklichkeit Gottes, Göttingen 41995.

 

Joest, Wilfired: Dogmatik, Bd. 2, Der Weg Gottes mit den Menschen, Göttingen 41996.

 

Kirchliche Arbeit mit Kindern in der Gemeinde, Rahmenplan, Red.: Dieter Reiher, Leipzig 1998.

 

Mitteilungen und Beiträge 15/16, Forschungsstelle Judentum an der Theologischen Fakultät Leipzig, Leipzig 1999.

 

Oerter, R., Montada, L. (Hrsg.):Entwicklungspsychologie, Weinheim 1995.

 

Rengstorf, Karl Heinrich: Das Evangelium nach Lukas (NTD 3), Göttingen 1962.



5. Anhänge

5.1. Dilemmasituationen

1.      Durch eine Taschengelderhöhung hast du gerade etwas mehr Geld in der Tasche, als dich vor dem Supermarkt ein Bettler leicht lallend fragt: „Ham se mal ne Mark? Für Essen?“ Was tust du?

2.      Deine Eltern haben dir Geld gegeben, um dir eine neue Jacke zu kaufen. Als Du vor der Goethe-Galerie[13] einen Mann hörst, der Geige spielt. Sein Geigenkasten steht offen vor ihm auf der Straße. An diesem lehnt ein Schild: „Bitte um Hilfe für mich und meine drei Kinder. Danke!“ Was tust du?

3.      Du hast gerade eine Unerwartete Taschengelderhöhung hinter dir. Als du das mit deinen Freundinnen bzw. Freunden mit einem Kinobesuch feiern willst, spricht dem vor dem Kino ein Jugendlicher an: „Hast du Kleingeld oder ´ne Zigarette?“ Was tust du?

 

4.      Ein Freund bzw. eine Freundin schreibt in der Schule fast jede deiner Hausaufgaben von dir ab. In den Lk’s und Arbeiten bekommt sie aber immerschlechtere Noten. Heute bittet sie dich wieder darum eine Hausaufgabe abschreiben zu dürfen. Was tust du?

5.      Du bist auf dem Weg zur Schule spät dran. Die erste Stunde habt ihr bei einer ziemlich strengen Lehrerin. Da siehst du, wie ein Auto gegen einen Laternen fährt. Du drehst dich um und siehst, daß niemand bemerkt hat, das du in der Nähe warst. Was tust du?

6.      Auf dem Schulhof siehst Du wie in einer Ecke ein jüngerer Schüler von älteren geschubst und bedrängt wird. schließlich fällt der jüngere durch einen ziemlich kräftigen „Schubs“ hin. Ein Lehrer ist im Moment auf dem Schulhof weit und breit nicht zu sehen. Was tust du?

 

7.      Du stehst schon in der Haustür und bist auf dem Weg zu Freunden bzw. Freundinnen, mit denen Du dich verabredet hast. Da hörst du wie deine Mutter dir noch nachruft: „Könntest du bitte die Wäsche aufhängen, ich muß doch Oma noch zum Arzt.“ Was tust du?

8.      Du bist mit Schwung im Treppenhaus unterwegs und willst schnell weiter. Als du eine alte Frau fast umrennst, die große Probleme hat ihre Einkaufstaschen die Treppe hochzuwuchten. Was tust Du?

9.      Frau Seibt fragt dich, ob du  bei einem Nachtcafe‘ helfen kannst, daß die Gemeinde  für Obdachlose organisiert. Das Cafe‘ findet hier genau an dem Tag statt, für den dir Eltern erlaubt haben in die Disko zu gehen. Was tust du?


5.2. Nacherzählung des Textes Lk 10,25-37

Auch Jesus wußte, daß Entscheidungen nicht immer einfach sind.

Einmal wollte ihn ein schlauer Mann herausfordern und fragte ihn: Meister, was muß ich tun, damit ich das ewige Leben kriege?

Jesus antwortete ihm[14]: Du bist doch so schlau, was findest du in der Bibel?

Da antworte der ihm: Da steht: Du sollst den Herrn deinen Gott lieben mit ganzem Herzen, mit allen Kräften  und mit allem was du bist und deinen Nächsten wie dich selbst.

Jesus sagte nun: Richtig so, mach das so und du hast das ewige Leben.

Der Schlaue wollte sich jetzt entschuldigen und sagte: Wer ist den eigentlich mein Nächster?

Jesus reagierte darauf mit einer Geschichte:

Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho und wurde überfallen. Er wurde zusammengeschlagen und vollständig ausgeraubt, selbst seine Klamotten nahm man ihm weg. Am Ende blieb er halbtot neben der Straße liegen.

Als erstes kam ein Priester vorbei, sah ihn liegen und ging vorbei, vielleicht weil er schnell in den Tempel wollte und keine Lust hatte, sich dreckig zu machen.

Als nächstes kam ein Levit, auch der sah den Mann liegen und ging schnell weiter.

Als drittes kam ein Samariter, der gerade verreiste. Als der den Mannliegen sah, tat der ihm leid. Er verband ihm seine Verletzungen und brachte ihn in ein Hotel. Dort pflegte er ihn, so gut es ging. Am nächsten Tag gab er dem Hotelchef 300 Mark und sagte ihm: Pflege und wenn’s teurer wird, dann bezahle ich dir den Rest, wenn ich zurückkomme.

Wer von den dreien, fragte Jesus nun, ist dem Ausgeraubten der Nächste gewesen.

Da antwortete der schlaue Mann: das war der, der ihm geholfen hat.

Nun sagte Jesus: Mach es genau so!


6. Selbständigkeitserklärung.

 

Ich versichere, daß ich die vorliegende Predigtarbeit selbständig verfaßt und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.

 

 

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Michael Hoffmann

 




[1] Anm.: vgl. MUB S.66.

[2] Anm.: vgl. MUB S. 51-65.

[3] Anm.: vgl. Joest Bd. 2 S. 591-612.

[4] Anm.: Die Grundlage dieser Feststellung ist ein interdisziplinäres Seminar zum Thema die Kirche und ihr Geld an dem Juristen, Wirtschaftswissenschaftler und Theologen teilnahmen.

[5] Dorsch S. 353.

[6] Dorsch S. 353.

[7] Dorsch S. 353.

[8]  Anm.: vgl. Fraas S.236f.

[9] Anm.: vgl. Oerter/Montada S.303f.

[10] Anm.: Siehe unter Anlage 1.

[11] Anm.: Siehe unter Anlage 2.

[12] Anm.: Ich verzichte darauf diese Materialien der Arbeit beizugeben.

[13] Anm.: Wichtigstes Einkaufzentrum in der Jenaer Innenstadt.

[14] Anm.: Diese Einleitungen können evt. weggelassen werden, wenn man mit verschiedenen Stimmen erzählt.

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