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4.1. Dogmatische Berührungspunkte mit „den Anderen

Die STA sind eine christliche Glaubensgemeinschaft, die wesentliche Lehren mit anderen christlichen Glaubensgemeinschaften teilt. Auch wenn sie selbst keine ausformulierten Glaubensbekenntnisse im Gottesdienst benutzen, so erkennen sie doch die altkirchlichen an. In diesem Abschnitt sollen die Lehren aufgezeigt werden, welche die Adventisten im wesentlichen mit anderen christlichen Glaubensgemeinschaften teilen können bzw. die im Umgang mit ihnen keine Konfliktpunkte darstellen.

4.1.1. Gotteslehre und Schriftverständnis

Die Hauptaussagen der STA zur Gotteslehre finden sich in den ersten sechs Punkten der „Glaubensüberzeugungen“. Oberste Autorität für die STA genießt die Heilige Schrift[146] des Alten und Neuen Testaments. Von Gott inspiriert ist sie „die unfehlbare Offenbarung seines Willens“ und „Bericht von Gottes Handeln in der Geschichte.“[147] Dies bedeutet, das die STA grundsätzlich das sola scriptura der Kirchen der Reformation teilen. Auffällig ist, daß Adventisten die Bibel vor allem wörtlich verstehen, dies schließt ein anderes Verständnis nicht aus, läßt es jedoch oft in den Hintergrund treten. Bedenkt man, daß die STA aus der vor allem von Laien geprägten[148] Bewegung hervorgingen, so ist dies verständlich. Insbesondere bei Ellen Gould White läßt sich mit ihren Interpretationen und Identifikationen von prophetischen und apokalyptischen Texten jedoch auch eine allegorische Schriftauslegung beobachten. Dies findet sich auch bei anderen adventistischen Autoren. Das primäre Schriftverständnis ist jedoch ein wörtliches und ein allegorisches bleibt weitestgehend auf den Bereich der Apokalyptik und Prophetie beschränkt.

Für die STA ist Gott „ein Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist - drei in Einheit verbunden, von Ewigkeit her“.[149] Sie sehen ihn als allmächtig, allwissend, unsterblich und durch seine Offenbarung erkennbar an. Maßstab für die Auslegung der Heiligen Schrift ist für die Adventisten diese selbst.[150] Die Offenbarung findet sich auch für die STA nur in der Heiligen Schrift, denn nur in diesem Punkt der „Glaubensüberzeugungen“ wird der Begriff Offenbarung erwähnt. Keinen solchen Offenbarungscharakter besitzen die Äußerungen Ellen Gould Whites, in dem sie betreffenden Punkt 17 findet sich weder der Begriff Offenbarung noch das entsprechende Verb.

Gott Vater[151] ist in adventistischer Lehre vor allem mit der Schöpfung verbunden, als deren Urheber, Erhalter und Herr er gesehen wird. Im Zusammenhang mit der Schöpfung[152] wird die Zuverlässigkeit des Berichtes der Heiligen Schrift, allen Widersprüchen z.B. zwischen erstem und zweitem Schöpfungsbericht zum Trotz, betont. Insgesamt scheinen die STA ein größeres Gewicht auf den ersten Bericht zu legen, denn Ruhen am siebenten Tag, die Einsetzung des Sabbats, wird als Erinnerung an die Vollendung der Schöpfung besonders hervorgehoben.

Jesus Christus, durch den Gott der Sohn, der Schöpfungsmittler, Mensch wurde, ist der Erlöser der Menschheit. Er war, durch den Heiligen Geist gezeugt und von der Jungfrau Maria geboren, wahrer Gott und wahrer Mensch. Es wird deutlich gemacht, daß sein Leiden und Sterben am Kreuz aus freiem Willen geschah. Das Ziel von Auferstehung und Himmelfahrt liegt für die STA im Dienst im himmlischen Heiligtum, einer adventistischen Sonderlehre. Daneben ist für die Adventisten als eschatologisch orientierte Glaubensgemeinschaft auch die Wiederkunft des Sohnes „zur endgültigen Errettung seines Volkes“[153] besonders wichtig.

Durch den Heiligen Geist[154] ist die Heilige Schrift inspiriert worden. Er leitet und führt die Menschen als Gesandter des Vaters und des Sohnes. Er leitet sie dadurch, daß er ihnen ihre Sünden vor Augen führt und sie erneuert und verwandelt, aber auch durch geistliche Gaben. Dabei wird noch einmal, wohl auch korrespondierend zum 17. Punkt über die Gabe der Weisheit und Ellen Gould White, die Notwendigkeit der Übereinstimmung dieses Leitens mit der Heiligen Schrift betont.

Auch wenn die Adventisten wegen der Herkunft Ellen Gould Whites durch einen calvinistischen Methodismus geprägt sind, stimmen diese Aussagen weitestgehend mit den Artikeln 1 und 3 der Confessio Augustana[155] bzw. der Formula Concordiae überein bzw. widersprechen diesen zumindest nicht. Daneben lassen sich neben Akzentverschiebungen und unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen jedoch auch klare Abweichungen erkennen: einen Dienst in einem himmlischen Heiligtum, der eine adventistische Sonderlehre darstellt, kennen weder die Lutheraner noch andere protestantische Kirchen. Sie wird jedoch gerade durch die Lutheraner als nicht unbiblisch akzeptiert.[156] Auch die Betonung Gottes des Vaters als des Schöpfers weist mit ihrer Schwerpunktlegung in Richtung adventistischer Sonderlehre.

Insgesamt bewegt sich die Gotteslehre der STA mit ihrem autoritären, von Gott als Herrscher dominierten Gottesbild, das an das des Calvinismus erinnert, innerhalb des Rahmens der protestantischen Kirchen. Sie nehmen gerade mit ihrer Betonung der Allmacht Gottes eine konservative Position ein, wie sie sich häufig auch in pietistischen bzw. evangelikalen Gruppen finden lassen.

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