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Inselnachrichten Nr. 23

Haramsøy, 25.10.09

 

 

„Der Winter ist gekommen nanu, nanu, nanu …“ Seit fast einem Monat liegt auf den Bergen in Haram schon Schnee, auch wenn wir erst von der Sommer- auf die „Normalzeit“ umgestellt haben. Doch immerhin gibt dies uns eine Stunde extra: Zeit endlich wieder mit den Inselnachrichten anzufangen. Es bleibt uns ja auch nix anderes übrig, denn Karli, unsere Vertretung ist inzwischen Kindergartenkind und mit seiner Lieblingsbeschäftigung beschäftigt: Man nehme einen spannenden Gegenstand mit sich, bis man einen noch spannenderen findet, dann lasse man den ersten stilvoll fallen und bemächtige sich des neuen Gegenstandes, bis wieder ein neuer spannender Gegenstand auftaucht und so weiter … So verteilt man allerhand verschiedene Gestände nur scheinbar zufällig gleichmäßig über die ganze Wohnung und ist dabei ständig in Bewegung. – Wie gut daß man inzwischen sicher laufen kann. Das einzig Seltsame dabei ist, daß die Eltern einen dann „kleinster gemeinsamer Verteiler“ oder liebevoll „Verteilerchen“ nennen. Warum nur? Ist doch harte Arbeit.

Karli, unserem Verteilerchen geht es abgesehen von der einen oder anderen Erkältung blendend. In den Kindergarten zu gehen, ist für ihn die natürlichste Sache der Welt. Endlich wieder was Neues zu entdecken und jede Menge Kinder zum Spielen. Zeit fürs Abschiednehmen hat er auch keine, man kann ihm grade noch so die Jacke vom Leib reißen ehe er in Richtung „Hopsezimmer“ verschwindet. Angst kennt er dabei nicht, nur Müdigkeit.

 

Für Marianne war der Übergang schon anstrengender : plötzlich die Große im Kindergarten zu sein. Sie fürchtete sich richtig davor ohne Paul in den Kindergarten zu gehen, hat aber inzwischen ihre Rolle als große Schwester gut angenommen und tritt in die Fußstapfen ihres großen Bruders. Wie früher Paul sie in diversen Gefährten durch den Kindergarten chauffierte, fährt sie jetzt Karli spazieren.

 

Ende August begann für uns ein neues Kapitel im Leben: Wir sind jetzt Eltern eines Schulkindes. Paule, dem es im Kindergarten langsam wirklich zu langweilig wurde. Zusammen mit 8 Kollegen aus dem Kindergarten ist es in der Schule doch spannender. Er fährt jetzt jeden Tag kurz vor um acht die 5 Minuten mit dem Fahrrad in die Schule. Der Weg ist sicher: Nur etwa 100 Meter in unserer Sackgasse und dann gibt es einen Rad- und Fußweg direkt bis zur Schule. Nach dem Hort kommt er dann kurz nach um vier wieder nach Hause. Hausaufgaben gibt es von Montag bis Donnerstag. Meist braucht er dafür nur wenig mehr als 10 Minuten, aber es ist doch eine Umstellung – für uns! Marianne besteht dann darauf sich neben ihn auf unsere neue Eckbank zu setzten und auch ein paar Aufgaben in dem ein oder anderen Ausmalbuch zu machen. So werden aus den 10 Minuten oft 45, weil natürlich das Heft des Nachbarn immer interessanter ist als das eigene. Bis zur siebenten Klasse bekommt man hier in der Schule übrigens keine Noten sondern Worturteile. In der Schule kommt Paul gut mit. Er liest mit Begeisterung fast alles was ihm in den Weg kommt. Straßenschilder, Kinderbücher, Joghurtdeckel... Eine besondere Begabung für Zahlen scheint er von seinem Papa geerbt zu haben. Für einen Sechsjährigen ist er ein ausgezeichneter Kopfrechner. Die Finger zu benutzen ist ihm fremd, aber vielleicht braucht er sie ja später wie sein alter Herr bei allem was Noten heißt.

 

Eine Schulanfangsfeier gab es auch, mit vielen lieben Gästen und natürlich auch der Suche nach dem Zuckertütenbaum. Der stand auf dem Spielplatz vor der Schule und hatte für alle Kinder kleinere und größere Zuckertüten wachsen lassen. Und auch eine riesengroße Auto- Zuckertüte für Paul natürlich. Wir hatten sogar Glück mit dem Wetter und konnten Kaffee und lecker Kuchen (Eistorte) auf unserer neuen Terrasse genießen. Nicht nur Pauls Schulanfang sondern auch viele schöne Sommertage haben wir auf unserer Terrasse gefeiert. Zu Himmelfahrt konnten wir endlich die Tür einhängen und sie für „Karlisicher“ erklären. Im Laufe des Sommers bekam sie dann auch noch ein Fenster und eine schöne rote Farbe. In diesem Jahr ergab sich für uns ein Urlaub in Norwegen, bei dem meist nur einer frei hatte, dafür war aber die Kinderbetreuung selbst in der Schließzeit des Kindergartens gesichert.

 

Als Außenstehender ist es vielleicht schwer zu verstehen, doch die im Sommer von der Firma Bärtl aus Cämmerswalde gelieferte Eckbank bedeutete für uns eine nicht unbedeutende und dringend notwendige Hebung unseres Lebensstandards. Nun ist nach einer Mahlzeit nur noch ein Raum zu dekontaminieren. Außerdem werden hier Hausaufgaben verrichtet, gebastelt, wichtige Familienangelegenheiten besprochen und jede Menge „Zeug“ unter den Sitzflächen verstaut. Vielleicht sollten wir Karlis erstes echtes Wort (neben Mamma, Papa, ja und nein) benutzen um zu beschreiben, was dieses neue in Norwegen nicht aufzutreibende Familienzentrum für uns bedeutet: „Danke!“

 

Ja, es ist nicht „Auto“, „ Ball“ oder etwas ähnliches, sondern tatsächlich „Danke!“ („Ganke!“). Gibt man ihm etwas, das er wirklich haben möchte so antwortet er mit „Danke!“ -selbst wenn man es ihm erst kurz zuvor unter Protest wegnehmen mußte, um ihn z.B. anzuziehen.

 

„Takk for alt“ – Danke für alles! mußten wir im Juni leider auch zu Paul senior, Janas letztem Opa und Namensgeber unseres Paule sagen. Eine Woche zuvor waren Jana und Karl noch einmal zu Besuch in Hennersdorf gewesen. Am letzten Morgen hatte sie sich noch von ihm verabschiedet und am Abend mußte er ins Krankenhaus gebracht werden. Dort konnte Paul noch Abschied von seiner Familie nehmen und alle ermahnen sich nicht zu zanken. Doch trotz aller Bemühungen: Am 14.6.2009 starb unser lieber Opa Paul. Jana und Paul junior reisten zur Beerdigung in Hennersdorf.

 

Das Langzeitprojekt: Wer keine Arbeit hat, der macht sich welche. Aber wer ein Haus hat, der hat ja bekanntlich immer was zu tun. Zuerst war die Dränage dran, denn das Haus steht mitten in einer Senke und die Straße funktioniert wie ein Damm. Dabei haben wir auch gleich noch den Abwassertank erneuert. Dann mußte das Bad erneuert werden, denn in der alten norwegischen Bauvorschrift fand sich nirgendwo der Passus, das der Abfluß im Bad am niedrigsten Punkt des Raumes zu installieren sei. Vielleicht war er deshalb am höchsten Punkt gelandet. Anschließend begann die Sanierung des Untergeschosses und auch wenn sich Micha inzwischen dank guter Lehrmeister und fleißiger Helfer zu einem ganz brauchbaren Heimwerker entwickelt hat, ist noch nicht ganz abzusehen, wann dieser Bauabschnitt abgeschlossen sein wird. Aber dann braucht ja auch noch die Fassade einen neuen Anstrich…

 

Ab und zu muß man dem Staub der Baustelle aber auch entfliehen und wie gut ist es dann wenn sich das Angenehme mit den Nützlichen verbinden läßt: Das Angenehme waren Michas Geburtstag und ein Besuch bei seinem Studienkollegen David Vogel und seiner Frau in Statsbygd auf Fosen vor Trondheim. Ja, richtig auf Fosen, dort wo Michael vor 7 Jahren bereits einmal 6 Wochen arbeitete. Die angenehme Zeit dort konnten wir mit einem nützlichen Besuch bei Ikea verbinden und dabei auch Michas Geburtstagsgeschenk, einen Anhänger, einem Härtetest unterziehen.

 

Ein weiterer, lang ersehnter Punkt zum Verschnaufen war unser 10. Hochzeitstag. Während wir unsere Kinder in den guten Händen von Oma Barbara wußten, konnten wir noch einmal den Ort unserer Hochzeitsreise besuchen und eine Woche nach Zypern reisen. Das Hotel von damals war leider geschlossen, aber so konnten auch keine Erinnerungen zerstört werden. Doch trotz gutem Essen und einmaligen Gelegenheiten zu Ausschlafen: Unserer Kinder fehlten uns doch sehr und es verging kaum eine Stunde in der wir nicht an sie dachten. Aber diese Woche war schon mal nötig und tat uns gut, leider hielt der Erholungseffekt nur etwas über eine Stunde an… Mama hier, Papa da! Die Süßen!

 

 

Mit vielen Grüßen von der Eckbank!

- Karl, Marianne, Paul, Jana und Michael Hoffmann

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