Drucken

„Norwegen wird auch morgen noch wiederzuerkennen sein“ sagte Ministerpräsident Jens Stoltenberg nach dem Terror des 22. Juli 2011 in Oslo und auf Utøya.  Bisher sollte er damit recht behalten, mehr vielleicht sogar als ihm lieb ist. Am 12. September wurde gewählt, wie jedes zweite Jahr, denn das Parlament kann nicht aufgelöst werden. Doch diesmal waren es Kommunal-, Regional- und die Kirchenwahlen der Staatskirche. Es wurde nach den Ereignissen des Sommers mit einer wesentlich höheren Wahlbeteiligung als bei den Kommunalwahlen vor 4 Jahren und den Kirchenwahlen vor 2 Jahren erwartet.

 

Doch es hat sich erstaunlich wenig verändert: Bei den Kommunalwahlen waren Norweger und seit mindestens 3 Jahren im Lande lebende Ausländer wahlberechtigt. Doch nur 62,4 % nutzten dieses Recht, 1,4 % mehr als beim letzten Mal. Auch bei den Kirchenwahlen  änderte sich nur wenig: 13,7 % der Kirchenmitglieder stimmten über ihre Kirchvorsteher ab. Das sind nur 0,6% mehr als vor 2 Jahren. Bei den Wahlen für die Bistumsräte waren es trotz massiver Werbung nur 10,6 %, 0,8 % mehr. Die Bistumsräte bilden gemeinsam auch die Kyrkjemøte, die einer Landessynode vergleichbar ist.

Nur in unserm Bistum Møre wurde die magische Zahl von 17 % bei den Kirchgemeinderatswahlen knapp erreicht worden.

 

Besonders die Wahlordnung für die Bistumsräte, die die Politiker 2007 selbst so beschlossen hatten, wird nun von diesen heftig kritisiert. Sie soll zu kompliziert, unverständlich und deswegen undemokratisch sein. Doch wie organisiert eine Wahl demokratisch genug für Politiker, wenn zwar die Möglichkeit verschiedener konkurrierenden Listen besteht, noch niemand solche Listen aufstellen will? Dann sollte nach Präferenzwahl gewählt werden, ein System das wohl nur die Iren ganz verstehen, die es erfunden haben. Dabei priorisiert man die alphabetisch auf einer Liste verzeichneten Kandidaten mit Zahlen, die dann nach einem selbst mit Hochschulabschluss unverständlichen System ausgezählt werden. Kritik ist berechtigt. Aber ist es deshalb auch berechtigt, die parteiübergreifende Einigung in Frage zu stellen, die es der norwegischen Kirche in Zukunft erlauben soll ihre Bischöfe selbst zu wählen? Oder haben die Politiker einfach nur Angst ein Spielzeug zu verlieren? Alles in allem wird es wohl eine „Staatskirche light“  geben. Die Kirche wird mehr Freiheiten erhalten, doch nicht so viele, wie sie sich wünscht. Vielleicht ist dies auch gut so, denn einige versuchen bereits jetzt die Freiheiten zu verteilen, die man noch nicht hat.  So versucht  eine Kirche, die einen massiven Pfarrermangel beklagt, gleichzeitig diese zu reinen Zeremoniemeistern zu degradieren, der ohne den Gemeinderat nichts sagen oder entscheiden darf. Doch die Bevölkerung und auch viele Kirchgemeinderäte nehmen den Pfarrer als Gesicht einer Kirche  wahr, die dieser in keinster Weise repräsentieren soll. Hier muss die Kirche wohl noch reifen.