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4.1.2. Anthropologie und Schöpfungslehre

Die STA betonen insbesondere Gott Vater als den Schöpfer. Der gemäß FB 1 wörtlich verstandene priesterschriftliche Schöpfungsbericht ist die Grundlage des für sie identitätsstiftenden Haltens des Siebenten-Tags-Sabbats. Aber auch ihre Anthropologie leiten sie primär aus den beiden Schöpfungsberichten ab. Mann und Frau sind als Gottes Ebenbild, denen die Herrschaft und Verantwortung über die Schöpfung übertragen worden sind, die „Krönung der Schöpfung“[157], die damit vollendet und „sehr gut“ war. Die STA lehnen somit wie verschiedene konservative und evangelikale Gruppen besonders in den USA jede den biblischen Schöpfungsberichten widersprechende Lehre - wie die der Evolution - ab. Sie verstehen, wohl auch im Zusammenhang mit ihrer Sabbatlehre, die sieben Tage des priesterlichen Schöpfungsberichtes als 24-Stunden-Tage[158].

Adventisten glauben an die Gottesebenbildlichkeit des Menschen und die ihm gegebene Handlungsfreiheit. Sie sehen ihn als „unteilbare Einheit aus Leib, Seele und Geist“[159], der sich trotz seiner Freiheit in vollkommener Abhängigkeit von Gott befindet. Eine unsterbliche Seele, wie sie in der katholischen Lehre in Anlehnung an Aristoteles gelehrt wird, lehnen sie explizit ab.[160] Darin stimmen sie aber beispielsweise mit den Lutheranern überein.[161]

Die STA sehen alle Menschen[162] mit dem Sündenfall unter die Sünde und somit unter die Macht des Todes gestellt. Infolge der Verleugnung der Abhängigkeit von Gott durch das erste Menschenpaar sind alle Menschen von Geburt an schwach und mit einer Neigung zum Bösen behaftet. Sie haben somit wesentliche Elemente der Erbsündenlehre in ihrem Glaubenskanon, vermeiden jedoch den Begriff Erb- oder Ursünde.[163] Der Grund dafür dürfte in der von ihnen abgelehnten Kindertaufe liegen, die von Augustin mit eben dieser Erbsündenlehre gerechtfertigt wird. Die Ablehnung der Kindertaufe teilen die Adventisten beispielsweise mit den Baptisten.

Die Herrschaft über die Schöpfung wird von den STA in ihren Glaubensüberzeugungen[164] recht modern als Haushalterschaft verstanden. Dies bedeutet auch, daß das Einbringen persönlicher Gaben, das Achten auf die Gesundheit und das Geben des Zehnten erwartet wird. Die Herrschaft ist somit weniger ein Recht als eine Verpflichtung zu vernünftigem Umgang. Der Mensch ist nicht Eigentümer, sondern nur Besitzer bzw. Verwalter von Gottes Schöpfung.

Ähnlich wie das Verhältnis zur gesamten Schöpfung gestaltet sich auch das Verhältnis der STA zum menschlichen Körper: Abgeleitet von 1 Korinther 6,19 „Oder wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, welchen ihr habt von Gott, und seid nicht euer selbst“ sehen die STA die Notwendigkeit, ihren Körper auch wie einen Tempel rein und „in Stand“, sprich gesund, zu erhalten. Dazu haben sie einen eigenen Lebensstil entwickelt.[165]

In ihrer Anthropologie und Schöpfungslehre vertreten STA Positionen, wie sie auch im Spektrum protestantischer Kirchen vertreten werden bzw. vertreten werden können. Dabei weisen sie jedoch in ihrem konservativen „Wörtlichnehmen“ der Schöpfungsberichte einerseits und ihrer heute gerade in den Industriestaaten aktuellen Einstellung zur Schöpfung und zum menschlichen Körper Positionen auf, die mir so von keiner anderen Glaubensgemeinschaft bekannt sind.

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