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4. Elemente der Formula Instituti, die im Montmartregelübde keine direkte Entsprechung haben

Neben den oben erörterten Entwicklungslinien, die ihren Ursprung im Gelübde vom Montmartre haben, lassen sich in der Formula Istituti auch Einflüsse finden, die sich nur sehr schwer aus dem Gelübde ableiten lassen.

 

4.1. Die antilutherische Orientierung

Eine formale Anknüpfung an das Gelübde ist in einer, im II. Abschnitt der Formula Instiuti zu findenden, antilutherischen Haltung möglich. Die Positionierung der Gesellschaft Jesu gegen die Lutheraner ist in den möglichen Zielen einer Sendung durch den Papst zu finden, die im Montmartregelübde, wohl auch weil sie damals nicht so aktuell war, noch wesentlich allgemeiner formuliert war.

Wo liegen die Ursachen hierfür ? Diese Frage läßt sich nicht so leicht beantworten, wohl läßt sich die Herkunft der Sendungsmöglichkeit zu den Türken oder anderen Ungläubigen bzw. in die neue Welt mit dem Missionseifer Inigos und seiner Genossen und dessen Erfahrungen auf seiner Wallfahrt nach Jerusalem 1523/24 bzw. mit den Versuchen, sie für die Mission[70] in Mexiko und Portugiesisch-Ostindien zu gewinnen, erklären, aber eine Erklärung wie die für die Sendungsmöglichkeit zu Gläubigen durch Reformbestrebungen, die in Ignatius durch die offensichtlichen moralischen Verfalls der Kirche in Italien und seine Begegnung mit dem Reformorden den Theatiner reiften, ist nicht mölich, ja sie stände der antilutherischen Orientierung sogar entgegen.

Ich sehe die Sendungsmöglichkeit zu den Lutheranern als Distanzierungsversuch der Iniguisten gegenüber Luther an, dem anzuhängen sie bzw. ihr Meister 1535 in Paris[71], 1537 in Venedig[72] und 1538 in Rom[73] verdächtigt, bei der Inquisition denunziert und mehr oder minder ordentlich[74]  freigesprochen worden waren. Einen weiteren Grund für die Luther entgegenstehende Position sehe ich bei allen Gemeinsamkeiten Loylas und Luthers[75] in ihren reformatorischen Ansätzen, die bei dem (ehemaligen) Ritter Inigo durch dessen in der Lektüre nach seiner Verwundung 1521 in Pamplona und seiner geistliche Reife 1522/23 in Manresa begründeten Frömmigkeit bestimmt wird[76] und bei dem Augustinermönch, Prediger und Magister  Luther durch dessen beständiges Suchen nach Wahrheit geprägt sind; ich denke: Während Luther eine am Evangelium orientierte Reformation erstrebte, war für Loyola das Ziel eine aus der kirchlichen Tradition - wie z.B auch ihrer Frömmigkeits- und Heiligenliteratur - schöpfende katholische Restauration. Durch Luthers reformatorische Distanz zum Papst und vielen Traditionen wurde er für Loyola zum Ketzer, zum Häretiker, zu dem und dessen Anhängern aber eine Sendung wohl im Gegensatz zu anderen Protestanten noch sinnvoll erschien.

Bemerkenswert ist, daß die Sendung zu Lutheranern in einer späteren Formula Instituti nicht mehr zu finden ist.[77]

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