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4.3. Keuschheitsgelübde

Das Keuschheitsgelübde, ein typisches Ordensmerkmal, findet sich im I. Abschnitt der Formula Instituti. Es hat keinerlei Entsprechung im Montmartregelübde. Dies rührt, wie ich vermute, daher, daß die Genossen dieses Bundes ohnehin allesamt den heiligen Stand erstrebten. Damit wird deutlich, daß die Gesellschaft Jesu kein nicht als reiner  Klerikerorden[79], sondern höchstens als Lehrer- und Gelehrtenorden[80] angelegt wurde. Bestimmungen zur Keuschheit finden sich in der Regel des heiligen Augustinus[81] im sechsten Kapitel und der Regel der minderen Brüder des heiligen Franziskus von Assisi im 11. Abschnitt[82]. Dort wird jedoch allein auf den Umgang mit Frauen bzw. bei Augustin auch kurz auf Kleidung und ganz allgemein gute Sitten eingegangen, während das Keuchheitsgelübde der Gesellschaft Jesu Keuschheit wohl umfassender als „tugendhafte Gesinnung und Haltung“[83] nicht nur in dem Sinne christlicher oder theologischer Tugend[84] versteht - die auf Gott gerichtet Glaube, Hoffnung und Liebe als Kernpunke meint - sondern auch dem der Weisheit, Tapferkeit, Besonnenheit und Gercchtigkeit fordernden platonischen Tugend. Dies wäre mit einer aus seiner Ritterzeit verbliebenen Geisteshaltung Ingos zu erklären. Ein Indiz dafür, weshalb der Begriff „ewige Keuchheit“ so kurz, ohne weitere Interpretationen genannt wird, sehe ich darin, daß die Jesuiten aus der Erfahrung des Verfalls anderer Orden heraus eine möglichst weite Interpretation dieses Begriffes anstrebten.

 

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Diese Datei herunterladen (HSAKGO97.pdf)HSAKGO97.pdfDie orginale Arbeit als PDFMichael Hoffmann357 KB