Bergen
Der Flug von Gardermoen nach Bergen war verspätet. Flüge sind immer verspätet, wenn man es eilig hat. Immer. Probiert es aus! Komm zum Flughafen, wenn du es mal richtig eilig hast. Ich garantiere dir, der Flug ist verspätet.
Der Flughafen i Bergen hat zwei Terminals: Ein neues, das vor recht kurzer Zeit eröffnet wurde und das Inlandstermninal ist und das Auslandsterminal. Das Inlandsterminal sieht sehr modern aus und ähnelt der neuen Ankunftshalle des Flughafens Gardermoen.
Wir wurden vom Gehörlosenpfarrer in Bergen abgeholt und zur Gehörlosenkirche gefahren. Die Kirche ist ein mittelgroßes Haus mit einem achteckigen Saal. Weil die Kirche an einem Hang steht und man nur von oben an sie herankommt, sind der Weg und die Parkplätze ziemlich steil. Der Saal ist in der zweiten Etage, aber der Eingang geht direkt zum Parkplatz hinaus. Unter dem Saal sind Sitzungsräume, Büros, Toiletten und Aufenthaltsräume.
Nachdem Pappa ein Computerproblem gelöst hatte, wurden wir zum Kai der Hurtigrute gefahren, wo die MS Finnmarken schon wartete. MS Finnmarken ist das größte Schiff in der Flotte der Hurtigruten und es ist auch das einzige mit einem Swimmingpool an Bord. Das Schiff ist durch sein rundes Heck und eine Lounge mit 360 Grad Aussicht vorn auf dem obersten Deck gekennzeichnet. Zwischen 2009 und 2012 diente das Schiff als Hotel in West-Australien im Zusammenhang mit dem Ausbau des Gorgon-Ölfeldes. Die Hurtigruten A/S hatte damals auch einige finanzielle Schwierigkeiten, die kann ein Grund für die Vermietung gewesen sein.
Die Kajüte ist nicht besonders groß: Ein Bett, ein Sofa, dass man zum Bett umschlagen kann, ein großer Schrank, ein Bad und zwei Schreibtische. Das spannendste an der Kajüte ist, dass wir direkt über der Wasseroberfläche liegen und zwei große Bullaugen haben. So können wir das Meer, die Wellen, die Küste und andere Schiffe sehen.
Das Essen ist gut, wenn man mal von vegetarischer Lasagne und etwas zu salziger Salzwurst absieht.
Stadlandet
Dieser Abschnitt bekommt ein extra Kapitel, denn er ist besonders wichtig. Das Stadlandet ist eine Halbinsel zwischen Ålesund und Måløy. Sie ist für viel Seegang bekannt, mit vielen flachen Abschnitten und hohen Wellen. Es dauert etwa 3 Stunden, sie zu umfahren. 2021 soll Baustart für den weltweit ersten Schiffstunnel durch das Stadlandet sein, der für einen sichereren Schiffverkehr sorgen soll.
Als wir um das Stadlandet fuhren, erwachte ich aus meinem Siebenschläferschlaf. Vor dem Bullauge konnten wir große Wellen, bis zu 3 Meter hoch, sehen. Die nächste halbe Stunde verbachte ich auf dem Klo. Obwohl ich nach eigener Einschätzung einiges an Seegang gewohnt bin, wurde mir etwas unwohl. Eigentlich auch gar nicht so verwunderlich. Ich hatte ja seit einiger Zeit keinen ordentlichen Seegang mehr erlebt. Ich bin aber froh, dass ich mich nicht übergeben musste. Danach legte ich mich wieder hin.
Ålesund und Hjørundfjorden
Als wir am nächsten Morgen aufwachten hatte, das Meer sich beruhigt. Das Frühstück war ein Buffett und ich entschied mich für English breakfast mit Bohnen, Spiegelei, Würstchen und Speck. Der warme Kakao ließ auch nicht auf sich warten. Das Schiff war etwa eine Stunde verspätet, so dass wir in Ålesund nicht an Land gehen konnten. Von Ålesund gibt es zwei mögliche Routen: Der Geirangefjorden, mit den «Sieben Schwestern» und «Flaskefossen», oder den Hjørundfjorden mit Trollfjeset und Sæbø.
Wenn man in den Hjørundfjorden kommt sieht man viele wieße Wasserfälle, die sich die schwarzgrauen Berge und durch dunkelgrüne Wälder hinunterwerfen. Auf der linken Seite, dicht am Wasser ist eine steile Felswand. Die Sage erzählt, dass ein Trollweib von der anderen Seite des Fjordes hier hinüberwollte, um einen Trollkerl zu werben. Sie lieh sich ein Boot, um hinüberzufahren. Sie hatte Probleme an Land zu kommen und setzte einen Fuß auf das Ufer. Als sie aber aussteigen wollte rutschte sie aus und stieß sich unglücklich vom Ufer ab. Die Felswand soll der Ort sein, an dem sie sich abstieß. Das Trollweib fiel rücklinks ins Boot und wurde auf den Fjord hinausgetragen. Das Boot sank mitten auf dem Fjord und mit ihm das Trollweib.
Direkt nach der Felswand gibt es eine Formation oben im Berg. Siehst du genau hin, kannst du den Trollkerl auf dich starren sehen.
Heute fahren wir auch an Haramsøy und Molde vorbei. Über das Lepsøyriff ist, seit ich ins Østlandet gezogen bin, eine Rinne gegraben worden. Früher musste man hier wegen der Untiefen im Zickzack fahren. Heute kann man geradeaus fahren. Der Nordøyvegen, der hoffentlich den Fährverkehr überflüssig machen wird, soll direkt über das Riff gehen. Es soll eine Brücke von Lepsøy zum Festland geben. Nach dem wir an Haramsøya vorbei waren wurde es dunkel. Deswegen bekamen wir nicht so viel von Molde mit und setzten uns in die Sauna.
Trondheim und die Küste des Trøndelag
Die Nacht war weniger unruhig und das Anlegen in Kristiansund geschah ruhig. So halbwegs ausgeruht gingen wir in Trondheim an Land. Auch wenn ich hier schon gewesen bin, gehen wir zum Nidarosdom. Bevor wir dorthin kommen genehmigen wir uns einen Abstecher in ein Thon Hotel um uns zwei Regenschirme zu kaufen. Der Regen hat uns seit Bergen verfolgt. Entweder ist der Dom seit dem letzten Mal geschrumpft oder ich bin gewachsen.
Danach biegen wir kurz in die neue katholische Kirche ab, die 2016 fertiggestellt wurde. Dafür, dass sie katholisch ist, ist sie recht schlicht. Nach einer Spaziertour entlang einer alten Hafenpromenade und vorbei an vielen alten Holzhäusern gehen wir zurück zum Schiff.
Nach dem Ablegen vom Kai und vorbei am vielleicht schönsten Leuchtturm Norwegens setzten wir Kurs aus dem Trondheimsfjord hinaus und gen Rørvik. Diese Etappe ist die längste und führt vorbei an fast menschenleerer Küstenlandschaft, vorbei an kleinen Schären und Inseln. Wir sehen mehrere Stationen für Fischzucht, aber fast keine Menschen.
Nordlandsküste und Bodø
Während die Küste des Trøndelag einfach und ohne große Variationen in Farbe und Stil ist, ist die Nordlandsküste variiert. Weiße Berggipfel, braune Hügel, grüne Küstenlinie und sogar einige Sandstrände. Das Schiff legt in Brønnøysund, Sandnessjøen und Nesna an während wir schlafen. In Bodø hingegen gehen wir an Land und sehen uns die Stadt an. Wir gehen durch ein Glashaus, dass so etwas wie ein Einkaufszentrum ist. Der Kleinboothafen ist voll von Segelbooten, Fischerbooten und Sportbooten. Auch wenn das Wetter besser geworden ist, sehen wir niemanden, der angelt. Bodø ist der nördlichste Punkt des Norwegischen Eisenbahnnetztes und die zweitgrößte Stadt Nord-Norwegens.
Unterwegs haben wir bereits einige andere Schiffen der Hurtigruten getroffen: Heute früh die MS Midnattsol, direkt südlich des Polarkreises und Richard With in Trondheim. Andere Schiffe haben uns in südgehender Richtung nachts passiert, doch da schlafen wir meist.
Lofoten
Nach Bodø fährt das Schiff in Richtung Lofoten und der Stadt Stamnsund. Nachdem wir an einigen Schären und kleinen Inseln vorbei gefahren sind, setzten wir kurs auf das offene Meer. Die Wellen sind wesentlich kleiner als an der Westküste Norwegens. Eine halbe Stunde später sehen wir die Lofotwand. Die Lofotwand ist das Gebirgsmassiv, dass man von der Küste des Nordlandes aus sieht. Eigentlich besteht dies aus mehreren Inseln, aber von hieraus, sieht es aus wie ein Gebirgsmassiv. Nach dem Anlegen in Stamnsund und später Svolvær geht es hinein in den bekannten Raftsund. Raftsundet ist ein schmaler Sund, ein natürlicher Kanal zwischen den hohen Bergen auf Hinnøya und Austvågøya. Hier liegt auch der berühmte Trollfjord, von dem man sagt, dass man die Felswände fast von Schiff aus berühren kann. In Wirklichkeit ist aber gut Platz auf beiden Seiten. Die Felswände gehen fast senkrecht ungefähr einhundert Meter nach oben. In den Spalten wachsen Gras und kleine Bäume und die meisten Steine sin von grünem Moos bedeckt. Es ist halb zwölf in der Nacht als wir in den Trollfjord einfahren. Es ist also dunkel. Auch wenn das Schiff die Scheinwerfer einschaltet sieht man eigentlich recht wenig.
Troms
08:45 Uhr fahren wir an der MS Lofoten vorbei, doch da wir gestern spät ins Bett sind, sind wir noch nicht aufgestanden. Auf halbem Weg zwischen Harstad und Finsnes dreht die Finnmarken plötzlich um und fährt zurück nach Harstad. Ein Passagier, so erfahren wir, ist sehr krank geworden. Auch wenn uns ein Ambulanzboot entgegen kommt und ein Rettungshelikopter auf dem Schiff landet müssen wir bis ganz nach Harstad zurück. Dort angekommen wird der Passagier ins Krankenhaus gebracht und wir können die Reise wieder aufnehmen. Die Verspätung beträgt etwa eineinhalb bis zwei Stunden.
Die Landschaft und die Berge werden ständig kälter. Es ist mehr Schnee auf den Bergen zu sehen und die Dörfer werden kleiner und seltener. Der Laubwald ist fast ganz verschwunden und es gibt nur noch Nadelbäume. Das Wetter hat sich etwas aufgeklärt, so dass wir heute Nacht vielleicht eine Chance auf Polarlicht haben.
In Tromsø werden wir vom dortigen Gehörlosenpfarrer abgeholt und zur Kirche gefahren. Dort muss Papa ein Computerproblem lösen. Besonders an Tromsø ist, dass die Hauptverkehrswege unterirdisch verlaufen und es dort Kreuzungen und Kreisverkehre gibt. Ein leicht imposanter Anblick. Das sieht man nicht alle Tage. Die Gehörlosenkirche liegt im Keller einer anderen Kirche, Kroken Kirke. Das Gebäude ist recht neu und ein Großteil der Wandverkleidung innen und außen besteht aus Holz und Glas. Die Gehörlosenkirche hat einen eigenen Kirchensaal und Gemeindesaal und einige Büros. Eine Küche und einen anderen Raum der fast genau so groß wie der Kirchenraum ist, teilen sich mit der hörenden Gemeinde. Obwohl der Gehörlosenkirche nur 2/7 des Gebäudes gehört, werden viel Räume und Anlagen gemeinsam genutzt. Wir fahren auch an der Ishavskatedral („Eismeerkathedrale“) vorbei, haben aber keine Zeit hineinzugehen. Doch für ein paar Bilder reicht es.
Im Zentrum sehen wir eine klitzekleine, bunte und alte Holzkirche. Sie ist mit kleinen Zinnen und verschiedenen Farben geschmückt. Es ist die vermutlich kleinste Domkirche Norwegens. Der Kirchenraum ist etwa 8 mal 10 Meter. Vorn, in einer Nische steht ein Stuhl. Davor steht ein Rednerpult, wie man sie manchmal in Klassenzimmern sieht: Der Sitz des katholischen Bischofs der Stadt. Die ganze Einrichtung ist alt und riecht gut gebraucht.
Finnmark
Es wurde nichts mit dem Polarlicht gestern Abend. Der Himmel zog sich zu, bevor wir etwas sehen konnten.
Der Ausflug zum Nordkapp, den die Hurtigrute von Honningsvåg aus organisiert, kostet cirka 1700 NOK. Das wollten wir nicht bezahlen. Deswegen müssen wir uns nach anderen Möglichkeiten umsehen. So finden wir einen Linienbus für Touristen der nur kr. 700 für Erwachsne und kr. 350 für Jugendliche kostet. Wir nehmen noch einen Großvater mit, der selbst 30 Jahre zur See gefahren ist. Jeden Tag sitzt er auf dem selben Platz in der Lounge und sieht auf’s Meer und die Aussicht. Gunnvald ist schon etwas seltsam, den er geht auf dem Nordkapp in Sandalen während es schneit. Der Grund warum auch der Linienbus so viel kostet ist übrigens, dass das Nordkappplateau privatisiert ist und von einer Gesellschaft betrieben wird, die ein Hotel und ein Observatorium dort gebaut hat. Die Aussicht und die Natur am Nordkap sind wirklich spektakulär: Steile Berge und Felswände, tiefe Fjorde und Steinebenen.
Von dem bekannten Nordkappmomument aus hat man sehr gute Aussicht. Nach der obligatorischen Fotorunde gehen wir ins Nordkappmuseum. Dort lesen wir über die Seeschlacht zwischen den Nazis und den Alliierten nördlich des Nordkapps. Diese galt der Transportroute für Waren zwischen der Sowjetunion und Großbritannien. Wir sehen auch einen kurzen Film über das Nordkapp, aber der ist eher verwirrend und mit seltsamer Musik. Nach dem Film sitzen wir da und haben nichts davon verstanden.
Der Nordkappverein hat auch einen unterirdischen Saal unter dem Nordkapp gebaut, den wir besuchen. Dort soll erklärt werden, was Polarnacht und Mitternachtssonne sind, zusammen mit ein paar ähnlichen Phänomenen und Begriffen. Doch es ist wieder nur seltsame Musik, eine nicht benutzte Leinwand, eine leere Szene, zu viele Stufen und einige Informationstafeln in einem Seitenraum. Wir sind etwas enttäuscht und gehen zurück. Jetzt wissen wir zumindest wozu das Geld benutzt wird. Als wir wieder nach draußen kommen hat es angefangen zu schneien. Wir machen noch ein paar Bilder, die aber nicht so gut werden und gehen zurück zum Bus.
Sicher zurück auf dem Boot warten wir darauf, dass es ablegt und über den Porsangerfjorden fährt, den viertgrößten Fjord Norwegens, und dann weiter nach Kjøllefjord.
Heute Nacht sehen wir endlich das Polarlicht. Leider ist die Handykamera nicht gut genug um es zu fotografieren. Doch es ist ein großartiger Anblick. Das Polarlicht tanzt vor und zurück, wird heller und dunkler und wechselt den Ort. Dies zu erleben empfehle ich dir, wenn du nach Nordnorwegen kommst.
Kirkenes
In Kirkenes gingen wir an Land unter anderem um neue Kopfhörer zu kaufen, denn meine hatten sich gerade verabschiedet. Nach einem Marsch ins Zentrum suchten wir einige Geocaches und gingen zum Kriegsdenkmal. Diese wurde errichtet zur Erinnerung an alle Soldaten, die an der russischen Grenze zu Norwegen und im Barentsmeer starben. Wir erklommen auch einen Aussichtspunkt weiter oben im Berg. Dieser war auf einem alten Bunker den wir näher inspizierten. Danach passierte nicht mehr so viel. Wir setzten uns in die Panoramalounge und genossen die Aussicht.
Hammerfest
In Hammerfest haben wir uns etwas in der Stadt umgesehen. Wir gingen unter andrem zu einem ehemaligen Zeitungsverlag und zu einer modernen Kirche in der gerade eine Beerdigung stattfand. In Hammerfest gab zusammen mehr als sieben Kirchen aber fünf davon am selben Ort. Zwei standen vor dem zweiten Weltkrieg, zwei währen des Krieges und die fünfte wurde von den Nazis niedergebrannt, als diese Finnmark und Troms abbrannten. Auch die letzte brannte ab, bei einem Stadtbrand 1989. Heute ist dort, wo die Kirchen damals standen ein Park.
Auf dem Schiff machte ich einige Matheaufgaben. Während ich dies tat kam eine ältere Frau in den Sechzigern zu mir und spendierte mir ein Eis, weil ich „so gut im Rechnen“ sei. Ein komisches Gefühl, aber die Absicht war gut und ich bedankte mich für das Eis und das war richtig gut.
Später am Abend skypten wir mit Oma, die gerade meine Geschwister zu Besuch gehabt hatte. Am Abend, nach dem Abendessen, gingen wir in die Sauna, mussten heute aber im Dunkeln schwitzen, da das Licht kaputt war. Falls du je die Möglichkeit hast, in einem Schwimmbasseng an Bord eines Schiffes zu baden, so empfehle ich dies! Es macht Spaß zu sehen, dass das Wasser gerade bleibt, während sich bei Seegang alles andere nach links oder rechts dreht, oder umgekehrt. Das gibt Flashbacks zu Pirates of the Caribbean: On Strageger Tides und der Szene mit dem Jungbrunnen.
Stokmarknes und Raftsundet
In Stokmarknes besuchten das Hurtigrutemuseum. Dieses ist ganz einfach zu finden, denn das alte Hurtigrutenschiff MS Finnmarken, der Vorgänger unseres Schiffes ist direkt davor platziert. Das Schiff ist mit Metallstützen aufgestellt, so dass man den ganzen Rumpf des Schiffs sehen kann. Der äußere Bereich und das Lastendeck des Schiffes sind mit einem provisorischen Blechdach überbaut. Das Hurtigrutenmuseum wünscht sich, dies mit einer Glashalle zu überbauen, doch es fehlt wie üblich das Geld. Im Museum bekommen wir einen Überblick darüber wie die Hurtigruten entstand, wie die Schiffe im Innern aussahen, und die Entwicklung der Route. Viele Schiffsmodelle waren im Museum rundherum ausgestellt. Leider konnten wir uns nicht alles genau ansehen, denn die Zeit bis das Schiff wieder ablegen sollte war sehr begrenzt. Doch wir waren trotzdem zufrieden mit dem, was wir mitbekamen. Jetzt auf dem Weg nach Süden bekamen wir mehr vom Raftsundet und Trollfjorden mit, es war ja jetzt Tageslicht. Den Raftsundet zu durchfahren fühlte sich an, wie einen Fluß hinauf zu fahren. Auf beiden Seiten sind Häuser, Bootsschuppen, kleine Strände und Wege. Der Trollfjord, den wir nun im Tageslicht sahen, ist großartig. Eine enge Öffnung in einer ziemlich engen Gebirgskette. Im Inneren, dort wo das Schiff wendet und zurück fährt, berührt es fast die Felswände.
Das Wetter ist grau, aber ab und zu klart es etwas auf und die Sonne blinzelt, doch es kann sich auch wiederzuyiehen und zu regnen anfangen.
Sandnessjøen und Brønnøysund
Als wir heute Vormittag den Polarzirkel wieder überquerten, bekamen wir Tran auf einem Löffel serviert, den wir behalten konnten. Die sieben Bergspitzen südlich von Sandnessjøen, die oft die „Sieben Schwestern“ genannt werden sind eine Augenweide. Leider war es bewölkt und etwas neblig. So sahen wir nur fünf der der sieben Schwestern. Die beiden anderen waren wohl gerade shoppen.
Wir legten auch in Brønnøysund an, einem alten Handelsplatz der Wikinger. Gleich danach kommt der Torghatten, ein recht runder Berg mit einem Loch darin. Die Insel mit dem Berg in der Mitte ähnelt einem großen Hut und hat daher ihren Namen. Das Loch im Berg entstand dadurch, dass eine weichere Steinschicht wegerodierte. Das Loch durch das man mit der richtigen Perspektive hindurchsehen kann, blieb. Falls du, der du dies liest, dich fragst warum ich weniger und weniger schreibe, so ist dies, weil es weniger und weniger zu erzählen gibt. Vieles von dem was jetzt geschieht, kenne ich schon vom Weg nach Norden oder von vor der ganzen Reise.
Trondheim und Hustadvika
Heute ist der einzige Tag, an dem wir nicht an Land gehen. Das liegt daran, dass das Wetter wirklich einfach zu schlecht war. Erst stürmte, es war eiskalt und es regnet. Als wir heute früh aufwachten lagen wir schon am Kai in Trondheim neben der MS Spitzbergen. Das Hurtigrutenschiff MS Spitzbergen war eigentlich eine spanische Autofähre, die nach Norwegen überführt wurde und zu einem Hurtigrutenschiff umgebaut wurde. Heute fährt sie 24 Stunden nach der MS Lofoten, die keine Autos transportieren kann. Dafür kann die MS Spitzbergen einige Autos mehr mitnehmen.
Nach der Ausfahrt aus dem Trondheimsfjord setzten wir den Kurs zwischen das Festland und die großen Inseln Hitra, die größte Insel im Trøndelag, und Smøla, die flach wie ein Pfannkuchen ist. Deswegen ist sie auch besonders gut für Windkraftanlagen. Danach fuhren wir nach Kristiansund und entlang des Atlanterhavsveien. Als wir zum Ende des Atlanterhavsveien kamen erreichten wir die Hustadvika. Die ganze Gegend wird Hustadvika genannt, auch wenn die eigentliche Hustadvika nur eine kleine Bucht in einer ansonsten geraden Küstenlinie ist. Vor der Küste der gesamten Hustadvika liegen viele Schären und kleine Inseln, Holme genannt. Dieses Gewässer ist als besonders gefährliches Fahrwasser bekannt. Musst du hier vorbei, musst du relativ weit hinaus auf’s Meer um die Schären und Riffe zu umschiffen. Auch erfahrene Seeleute sich hier schon auf Grund gelaufen, denn weiter draußen lauern starker Wind und Seegang.
Wir waren etwas unglücklich und kamen zu einem Zeitpunkt als das Wasser einlief, die Flut kam. Es regnete, es stürmte und es gab hohe Wellen. Dies machte diese Strecke recht unkomfortabel. Das Schiff hob und senkte sich. Zum Glück kamen wir uns wohlbehalten um Bud und in ruhigere Gewässer. Mehr spannendes geschah heute nicht.
Bergen
Die Küste nördlich von Bergen wird vor allem von Wald geprägt. Die Berge werden niedriger und weniger. Statt Bergen mit Bäumen sehen wir jetzt Felder mit Steinmauern dazwischen. Wir treffen mehr Boote und sehen mehrere Städte. In Bergen müssen wir etwas warten bis wir von Bord gehen können, doch wir kommen rechtzeitig an Land. Das Hurtigrutenterminal in Bergen ist ziemlich groß und hat ein Gepäckband, wie man es von Flughäfen kennt. Für zweihundert Kronen extra kann dein Gepäck vorher abgeholt werden und du brauchst es nicht selbst zu tragen. Wir können bei einer deutschen christlichen Reisegruppe mit zu Flughafen fahren, da sie einen Bus bestellt und noch freie Plätze haben. Am Flughafen gehen wir direkt in die Lounge und bedienen uns mit Keksen und Zimtkringeln. Der Flug geht erst in zwei Stunden und wir haben gut Zeit um noch etwas Film zu schauen. Leider ist der Flug auch noch eine dreiviertel Stunde verspätet in Gardermoen an. Dort holt Mamma uns ab und es geht wieder nach Hause.