Auli, zweiter Sonntag im Advent, den 9. Dezember 2018
Die Erde dreht sich weiter, es ist wirklich schon wieder ein Jahr vergangen und es ist uns nicht gelungen neue Inselnachrichten zu versenden, bevor das neue Jahr schon fast wieder an die Pforten klopft. Doch hier kommt wieder ein Lebenszeichen von uns und damit ein kleiner Rückblick auf unser nun schon fast vergangenes Jahr.
Die Kinder werden größer… als wir. Manchmal kommt es uns vor als ob sie täglich wachsen. Viele glauben es nicht, aber Micha ist tatsächlich einer der kleinsten in seiner Familie und auch hier zu Hause hat Paul Michael inzwischen eingeholt. Die Größenmessung muss mit einer Wasserwaage erfolgen um den Unterschied zu sehen. Die beiden haben sich geeinigt das Überholen auf nächstes Jahr zu verschieben.
Doch nicht nur in die Höhe sollen die Kinder wachsen auch die Bildung ist uns wichtig. Wenn wir traditionell in den Winterferien der nordischen Dunkelheit entfliehen, versuchen wir deshalb dies immer mit etwas Bildung zu verbinden. Dieses Jahr stand klassische Bildung auf dem Programm. Athen war das Ziel der Reise. Hier standen nicht nur orthodoxe Gottesdienste, die Orte der Olympischen Spiele oder alte Ruinen auf dem Programm, sondern auch die Sagen des griechischen Altertums. Bei deren Vermittlung half uns allerdings ein griechischer Halbgott unserer Zeit: Percy Jackson. Alte Sagen neu erzählt für die heutige Jugend. Einigen ist er vielleicht durch zwei Filme bekannt, doch es gibt noch viel mehr Bücher und in zweien er zählt er eben die griechischen Sagen so, dass selbst Jugendliche dabei nicht einschlafen, sondern gespannt am Ball bleiben. Das ist mal was anderes als Schule. Hermes betreibt den olympischen Paketservice und hinter dem „HOLLYWOOD“- Schild in Los Angeles ist der Eingang zur Unterwelt des Hades. Als wir dann im echten Poseidon- Tempel standen, wussten die Kinder genauestens Bescheid. Poseidon kommt immer in Gestalt eines Hippies…
Seit dem Sommer ist nur noch Karl in der örtlichen Grundschule hier in Auli und genießt die Schulzeit ohne Noten bis zur 7. Klasse. In der hier siebenjährigen Grundschule ist damit der Gedanke, dass man Kinder entsprechend ihren Möglichkeiten fördert. Die Idee ist: Noten können sie dabei schnell in einer Schublade versenken und die Freude am Lernen und entdecken nehmen. Natürlich gibt es Klassenarbeiten und Leistungskontrollen. Selbst nationale Prüfungen werden regelmäßig durchgeführt um den Lernfortschritt der Kinder beurteilen zu können. Doch es gibt eben keine Schulnoten, sondern nur eine erreichte Punktanzahl und statt Zeugnissen gibt es Worturteile, in denen beschrieben wird, wo die Kinder gut sind und wo sie mehr arbeiten müssen. Dies macht den Lehrern mehr Arbeit, da dies für jedes Kind individuell ist. Doch es ist eben auch kein so hartes Urteil wir eine Schulnote, die mehr auf die Leistung als auf das Kind selbst fokussiert. Durch dieses System ist es auch leichter Kinder mit besonderen Herausforderungen oder Behinderungen in die Schule zu integrieren. Wir sehen allerdings auch, dass dieses System seine Grenzen hat z.B. wenn es um gehörlose Schüler geht, denen dadurch eine wichtige Möglichkeit genommen wird, Gebärdensprache als ihre eigene Sprache zu entwickeln. Im Großen und Ganzen erleben wir integriertes, gemeinsames stressarmes Lernen bis zur siebenten Klasse allerdings als ein gutes und funktionierendes Konzept. Dazu muss man sagen, dass fast immer 2 Erwachsene in jeder Klasse sind, meist ein Lehrer und ein Assistent (kann ein Sozialarbeiter, Hortangestellter oder Erzieher sein, oder auch ungelernt, aber mit Erfahrung). Wir bekommen immermal wieder Fragen zu dem Thema, also was sagt die Forschung? Mehrere internationale Forschungen meinen, daß die Lernausbeute durch notenfreien Unterricht besser wird. Für Interessierte hier ein Internetartikel dazu: Ruth Butlers langjährige Studie zum Thema[1]
Eine Sichtweise ist, dass Noten nur die motivieren, die schon sowieso gute Noten haben, aber das sie die Motivation derer untergraben die so im Mittelbereicht liegen. Die allermeisten Schüler bekommen nicht so gute Noten wie sie gerne hätten, trotz fleißigem Lernens. Mit einer mittelguten Note bekommen sie bestätigt, dass sie das Ziel welches die Gesellschaft gesetzt hat, nicht erreichen können. Wenn sie diese Bestätigung immer und immer wieder bekommen, verlieren sie die Motivation. Keine Ahnung was das Richtigste ist, aber es funktioniert jedenfalls auch ohne.
Auf der Jugendschule, das heißt den Klassen 8 bis 10, kommt dann allerdings niemand mehr um Schulnoten herum: Marianne ist nun genau wie Paul auf der Jugendschule im Kommunezentrum in Årnes, eine halbe Stunde mit Bus oder Zug von Auli entfernt. Beide pendeln nun dort hin und stellen sich dem Ernst des Schulalltags mit Noten. Es gibt Hochs und Tiefs, aber wir können uns nicht beschweren. Paul wagt sich sogar schon an die Matheaufgaben des ersten Jahres der weiterführenden Schule ( 11. Klasse- Mathe). Nach dem Sommer geht es dann richtig mit dieser weiterführenden Schulform los und auch wenn wir noch nicht wissen für welche weiterführende Schule er sich am Ende entscheidet, wissen wir, dass wir dann drei Kinder auf drei verschiedenen Schulen haben werden. Die weiterführenden Schulen in Norwegen sind eine Art Kombination aus Berufsschule und Gymnasium. Es gibt verschiedene Profile mit denen man die Hochschulreife, einen Berufsabschluss oder eine Kombination aus beidem erreichen kann. Es gibt Profile wie: „Gesundheit und Sozial“, „Elektro“, „Kunst, Design und Architektur“, „Umwelt und Naturtechnik“, „Ackerbau und Viehzucht“ , „Studienreife“ und so weiter. Der Unterschied zu Deutschland ist das alle Schüler bis zum Ende ihrer Schulzeit auf die gleiche Schulform gehen.
Neuerdings hören wir im Radio (DLF) öfters vom „Digitalpakt“: Als Jana im Oktober anlässlich des Klassentreffens eine Schulführung in D hatte, standen in allen Klassenzimmern noch die alten Polyluxe von vor 20 Jahren… UND sind noch in Benutzung. Daran ist nichts falsch, aber in der digitalen Zukunft müssen sogar die Müllmänner mit PC umgehen können. Wie bereitet man die Kinder darauf vor am PC „kompetente user“ zu werden und nicht nur Spiele zu spielen und fertige Apps zu nutzen? Noch sind Tablets nicht Standard an allen norwegischen Schulen, doch unsere drei haben jeder sein eigenes „Lernbrett“, ein iPad, welches sie von der Schule geliehen bekommen. Bei einem Schulwechsel muss es zurückgegeben werden und bei mutwilliger Beschädigung sind die Eltern dran. Doch bisher ist da erstaunlich wenig passiert. Apps lassen sich auf den Geräten nicht frei, sondern nur aus einem von den Schulen gesteuerten Katalog installieren. In vielen Fächern ersetzt das Brett die Lehrbücher, Bücher aus der Bibliothek werden digital ausgeliehen, Präsentationen digital erarbeitet und abgegeben und Hausaufgaben online erledigt und an den Lehrer geschickt. Doch auch wenn es keine Spiele zum Installieren gibt, lassen sich noch genug von ihnen online spielen… Dann gibt es da ja auch noch Youtube, mit seinen Filmen und Filmchen und Kanälen. Auch unsere Kinder verfolgen ab und zu den einen oder anderen von diesen. Zum Glück sind sie nicht so davon gefangen, dass sie „Youtuber“ als Berufswunsch in Erwägung ziehen, hahaha.
Berufsorientierung ist auch ein Teil des Unterrichts an der Jugendschule. Auch wenn sowohl Marianne als auch Paul das Abitur fest im Blick haben, die Ideen wie es danach weitergehen soll sind noch recht wag. Es gibt regelmäßig Praxistage an selbst gewählten Arbeitsplätzen. Paul versuchte sich schon mal als Musikpädagog, als Lehrer an der Grundschule und als Kameramann/ Organisator bei der Generalversammlung der norwegischen Gehörlosenkirche. Doch auch andere Optionen sind noch im Rennen.
Und sonst so? Wie alle anderen auch: Essen, Arbeit, Schlafen, Haushalt, hierhin und dorthin fahren mit dem Auto voller Leute mit denen man nicht unbedingt verwandt ist, Hecke schneiden, Hausaufgaben bewachen, Email beantworten und Rechnungen bezahlen. Wenn wir am Wochenende zu Hause sind, besuchen wir den Gottesdienst in der recht quirligen, lokalen Pfingstgemeinde in Auli, die die Kindertaufe akzeptiert. Dort geht Micha seinem Hobby dem Busfahren nach und dort ist Jana inzwischen für die Sonntagsschule bzw. Kindergottesdienst verantwortlich. Sie sorgt mit ihrem Team dabei dafür, dass die Kinder während des Gottesdienstes ein gutes Angebot erhalten. Karl und Marianne helfen oft dabei, während Paul lieber dem Gottesdienst der Erwachsenen folgt. Er ist ja inzwischen auch konfirmiert:
Zu Pauls Konfirmation am 26.5.2018 bauten wir ein Zelt auf unserer Terrasse auf und feierten abgesehen vom Mittagessen (in einem Restaurant) zuhause. Wir machten uns vorher Gedanken darüber, ob alles auch dicht sein würde falls es regnet oder ob der Wind das Zelt abheben würde. Doch wir bekamen einen etwas heißen, aber wunderschönen Sommertag und konnten unseren Großen gebührend feiern. Das Zelt wurde als Schattenspender gebraucht. Eine lokale Tradition ist der musikalische Konfirmationsgruß des Schulorchesters und war für viele ein Höhepunkt. In voller Festuniform und Aufmarsch erweisen sie allen Konfirmanten die Ehre. Paul ließ es sich nicht nehmen selbst mitzuspielen., barfuß und in kurzer Hose. Die anderen mussten bei 26 Grad im Schatten in ihren schwarzen Uniformen leiden. Traditionell gibt’s Eis für alle, und das war auch nötig.
Freizeitaktivitäten für Kinder sind in Norwegen in der Regel als von den Eltern getragene Vereine organisiert. Finanziert werden diese nicht nur durch Mitgliedsbeiträge und kommunale Zuschüsse, sondern vor allem auch durch mehr oder weniger freiwillige Arbeitseinsätze im norwegischen „Dugnad“ genannt. Für die Ostdeutschen lässt sich das am besten mit „Subotnik“ erklären. Das ist gut und ermöglicht Kindern unabhängig vom Einkommen der Eltern die Teilnahmen an Aktivitäten zu erschwinglichen Preisen. Es hat aber auch seine Schattenseiten, besonders wenn die Kinder bei verschiedenen Vereinen dabei sind. Dann kommt man mit den Einsätzen einfach nicht hinterher, besonders wenn man an manchen Wochenenden auch noch arbeiten muss. Eine Möglichkeit dies zu balancieren ist die Aktivitäten der Kinder zu bündeln. Denn auch wenn alle drei Kinder im Verein dabei sind, wird nur der Einsatz von zwei Eltern erwartet. Für uns sind die beiden „Vereine“ das Schulorchester und die Kirchgemeinde. Wir haben verschiedenes anderes versucht, aber es war einfach nicht zu schaffen.
Beim den Umzügen zum Norwegischen Nationalfeiertag gibt’s wie immer ein Volksfest und Blasmusik mit Umzug durch den Ort. Wir gehen mit unseren erzgebirgischen Trachten und den norwegischen Flaggen vor dem Schulorchester in dem unsere Kinder spielen. Wir stellen damit etwa 10 Prozent der Musikanten. Das Orchester ist bunt gemischt. Die Musikanten haben Eltern, die aus den Philippinen, Pakistan, Kap Verde, Spanien und Deutschland stammen. Wir würden uns für das Orchester gern mehr Musikanten wünschen. Doch das Angebot an Aktivitäten ist groß und es ist nicht so einfach Kinder und Eltern zu finden, die die Zeit und das entsprechende Durchhaltevermögen mitbringen, um ein Instrument zu erlernen.
Für die Feiertage, die bei uns ja immer auch mit Arbeit verbunden sind, haben sich im Laufe der Jahre feste Routinen entwickelt. Zu Ostern haben wir viele Traditionen von den Inseln mitnehmen können. Das Tischabendmahl mit internationalem Essen am Gründonnerstag ist inzwischen so populär, dass in der Kirche dieses Jahr kein Platz mehr frei war. Der ökumenische Kreuzweg durch das Wohngebiet hat auch seine festen Fans. Neu in diesem Jahr war ein Gottesdienst am Ostermorgen mit gemeinsamem Frühstück. Und auch das Ostereiersuchen mit variierten Osterhasen gehört fest dazu.
Zu den Pfingstfeiertagen wird der Wohnwagen das erste Mal für die Saison getestet und es geht zum Gemeinde ausflug nach Örebro in Schweden, einen großen Campingplatz mit riesigem Spaßbad und 10 Rutschen. Dieses Jahr war es die erste Tour mit unserem „neuen“, alten Adria. Nach 10 Jahren hatten wir letztes Jahr unseren Bürstner in Rente schicken müssen, die Elektrik machte einfach zu viele Sorgen. In Schweden entwickelte sich der Wagen dann schnell zum Zentrum des Jugendlagers mit vier Zelten um den Wagen herum und fünf Kindern neben unseren eigenen am Tisch. Glücklicherweise können alle inzwischen schwimmen, so dass wir auch etwas Zeit für uns hatten, und nicht mehr wie die Geier Kinder bewachen und vor dem Ertrinken bewahren müssen. Der gebärdensprachliche Pfingstgottesdienst in der mit Glas überdachten Ruine der Domkirche in Hamar ist inzwischen auch eine faste Tradition. Die haben die Kinder massstabsgetreu bei Minecraft nachbebaut.
Fester Gast zu den Feiertagen oder Festen ist Michas Trauzeuge Abed[2] mit seiner Frau Fatima und seinen inzwischen vier Töchtern. Ein Besuch von oder bei „Onkel Mischa“ und „Tante Jana“ ist für die vier Mäuse immer ein Höhepunkt. Ingenieur Abed arbeitet nun i Oslo als Lehrer an einer weiterführenden Schule ( Elektrofach an der Berufsschule) in einem Stadtteil mit vielen Einwanderern und versteht dabei die Muttersprache von vielen von ihnen. Tuscheln hilft also nicht. Er freut sicher aber immer auch sein Deutsch pflegen zu können und hat schon oft als Telefondolmetscher für Arabisch-Deutsch aushelfen können.
Erst das Vergnügen, dann die Arbeit und dann wieder das Vergnügen hieß es für die ganze Familie im Sommer. Nach der Konfirmation wurde das Geschirr gar nicht wieder in den Schrank gestellt, sondern direkt in Umzugskisten verpackt. Zwei Tage später verlor dann die Küche endgültig ihre Türen. Diese waren schließlich auch der Anlass für die ganze nun folgende Aktion. Denn nach 35 Jahren waren nun endgültig keine Ersatzscharniere mehr zu beschaffen und zu Vorhängen wollten wir in der Küche nicht übergehen. Also mussten wir wohl oder übel die alte Küche herausreisen und eine neue in Angriff nehmen. Und wie das immer so ist: Da bei uns keine halben Sachen gemacht werden, sollte in einem Rutsch gleich noch der Fußboden in der Stube gewechselt, die Elektroleitungen entwirrt und neu verlegt, die Stube gemalert und die Treppe und Türen abgeschliffen und neu lackiert werden. Also wurde die Küche mitsamt der Eckbank in den Keller verlegt. Die Kinder mussten die Spülmaschine ersetzen und im Bad abwaschen. Die Möbel fanden Platz unter dem Festzelt der Konfirmation. Von früh bis abends wurde nun gewerkelt. Nur das Verlegen des Fußbodens und die Elektroarbeiten überließen wir Fachleuten. Micha konnte sich zu Recht als Träger des „schwarzen Gürtels in IKEA schrauben“ und Jana als Fee der weißen Wände erweisen. Wir hatten im Voraus schon Angst es könnte etwas viel Arbeit werden, doch nur einmal war das Projekt selbst ernsthaft in Gefahr: Als sämtliche Fronten montiert waren und die ersten Sachen gerade dabei waren wieder ihren Platz zu finden, wollten wir die blauen Schutzfolien von den Fronten abziehen. Doch nun stellte sich heraus, dass dem Ikea-Küchenplaner ein Fehler unterlaufen war: Die Hälfte der Fronten (18 von 32 Türen) hatte die falsche Oberfläche, Matt statt Hochglanz. Das Malheur wurde an einem Samstag gegen 19 Uhr entdeckt. Was nun? Sich in die Ecke setzen, ärgern und das Wochenende versauen lassen? Nicht mit uns! Also ran ans Internet: Die richtigen Fronten waren zwar bei Ikea vorrätig, jedoch nicht beim nächsten, sondern bei dem am ganz anderen Ende von Oslo. Nun wurde es Zeit für eine konsternierte Aktion: Micha demontierte in Windeseile die falschen Fronten. Jana schraubte alle Scharniere und Beschläge wieder ab und belud das Auto. Doch die Zeit wurde knapp. Vor 21 Uhr mussten wir da sein um die Fronten noch umtauschen zu können. Eine Stunde Fahrzeit bis dahin! Micha übernahm den Platz als Radarwarner und Navigator und Jana als (Renn- ) Fahrerin am Steuer des blauen Caddy Kastenwagen. Zum Glück gab es grad keine neuen unbemannten Fotografen entlang der Strecke, so dass wir 20.50 vor Ort ankamen. Noch im Auto machten wir in alter „Olsenbande“- Manier einen Plan: Einer rennt in den Laden mit dem vorher ausgedruckten Bestellzettel, einer parkt das Auto und packt die falschen Türen auf den Wagen. Einer geht an den Umtauschschalter, einer schnappt sich einen Verkäufer. Dann bequatschten wir einen Servicemitarbeiter kurz vor Ladenschluß die Bestellung der richtigen Fronten anzunehmen. Gerade als unsere neuen Türen fertig zusammengesammelt waren, bekamen wir das Geld vom Umtausch und konnten es am anderen Schaltern gleich wieder abgeben. 21:07 Uhr konnten wir dann das Auto wieder mit den richtigen Fronten beladen und nach Hause fahren. 23.30 Uhr waren alle Türen wieder dran und wir konnten beruhigt ins Bett gehen…
Nach einem Monat konnten wir dann endlich wieder in der Küche kochen. Dabei mussten wir als „Team IKEA“ uns nur um Stunden dem Team „Over the hedge“ unseres Nachbarn geschlagen geben, der genau so lange, wie wir für unsere Küche, für das Schneiden seiner Hecke benötigt hatte. Ohne die Sabotage des Küchenplaners hätten wir sicher gewonnen, auch wenn der Nachbar wohl nichts von dem Wettstreit wusste.
Nach dem das Zentrum das Hauses fast vollständig wiederhergestellt war, hatten wir uns unsere Sommerferien redlich verdient. Frankreich sollte es diesmal sein, hinterlistig wie wir sind natürlich mit einem Hintergedanken: Paul und Marianne haben französisch als 2. Fremdsprache (offiziell gezählt also…). Mit dem Wohnwagen ging es zuerst nach Belgien und dann weiter nach Paris. Am Abend unserer Ankunft in der Nähe der französischen Hauptstadt konnten wir erleben wie die „Equipe des bleus» die Fußball WM gewann. Die Rückkehr der Mannschaft fiel allerdings unglücklicherweise mit unserem Tag in Paris zusammen. Ab Mittag kamen nämlich sowohl der Straßen- als auch der öffentliche Nahverkehr der Feierei wegen mehr oder weniger zum Erliegen. Bei sengender Hitze blieb uns so nichts anderes übrig als eine etwas unfreiwillige Stadtwanderung vom Eifelturm bis zum Gare d’Austerlitz. Glücklicherweise konnten wir uns entlang der Seine halten, die zum einen genügend Abwechslung vor allem aber jede Menge Trinkwasserspender bot. Glücklich erreichten wir wieder unseren Wohnwagen.
Am Abend des nächsten Tages erreichten wir dann unser Urlaubsziel: Euronat an der Atlantikküste westlich von Bordeaux in der Nähe des Medocs, eines der bekanntesten Weinanbaugebiete Frankreichs. Während der Rest Europas kochte, konnten wir bei angenehmen 23 Grad am fast endlosen Strand entspannen und uns in die Wellen des Atlantiks werfen. Dass wir dabei noch andere norwegische Kinder auf dem Platz trafen, steigerte das Urlaubserlebnis unserer Kinder dabei nicht unerheblich. Neben dem morgentlichen Bogenschießen und Fahrradtouren zum Markt konnten wir die Kinder deswegen für nur einige wenige Besuche auf Weingütern begeistern. Als der Urlaub zu Ende ging fuhren wir fast 2.500 Kilometer wieder zurück nach Hause. Diesmal fuhren wir allerdings nicht am Wochenende, sondern stellten uns in dem wöchentlichen Stau auf deutschen Autobahnen.
Die letzte Woche des Urlaubs führte uns wieder zurück nach Sunnmøre. Die Familie Larsen-Fjørtoft war so lieb uns noch einmal auf die Insel Uksnøy einzuladen. Gemeinsam mit etwa 150 Wildschafen verbrachten wir fast eine Woche auf dem noch erhaltenen 500 Jahre alten Hof auf der Insel. Die Kinder lernten dabei etwas darüber, wie das Essen auf ihren Teller kommt: Bei einer Wanderung fanden wir ein Schaf, dass nicht mehr auf seinen Vorderbeinen stehen konnte. Wir fingen es ein, verfrachteten es in einer Schubkarre zurück auf den Hof und hofften, dass ihm noch zu helfen sei. Der Schäfer wurde heibeigerufen und es wurde ausführlich beraten. Es stellte sich aber heraus, dass das Jungschaf leider nicht mehr zu retten war. Es blieb also nur die Schlachtung, wenn das Fleisch nicht gänzlich umkommen sollte und das Tier nicht länger leiden sollte. Den Kindern wurde dabei schon etwas mulmig, es war schließlich ihre erste Schlachtung. Doch es ist auch wichtig Respekt vor dem Essen zu haben, dass eben nicht in der Tiefkühltruhe im Laden wächst.
Pauls langjähriger großer Wunsch zur Konfirmation war eine Tour mit der Hurtigruten, deren Boote er schon auf Haramsøy von seinem Kinderzimmerfenster aus beobachtete. Mit der MS Finnmarken ging es in 11 Tagen von Bergen nach Kirkenes und wieder zurück. Einen genauen Reisebericht von Paul gibt es als Anhang zu diesen Inselnachrichten.
Daneben waren wir auch noch Gäste bei Geburtstagen, einer Taufe, Hochzeiten und Klassentreffen oder einfach nur unserer großen, lieben Familie oder anderen lieben Leuten. Davon zu berichten überlassen wir allerdings lieber diesen selbst. Einen besonderen Geburtstag müssen wir allerdings doch genauer erwähnen: Vor 15 Jahren wurde Paul genau am 25. Geburtstag von Michaels jüngerem (aber größeren) Bruder Martin geboren- der 30.Oktober. Dieses Jahr nun wurde an Michas 42. Geburtstag das erste Kind Martins, Lukas, geboren- am 29. August 2018.
Nach dem etwas beschaulichen ersten Adventswochenende wird es in den nächsten Tagen wieder hektisch und wir sind froh diese Inselnachrichten noch rechtzeitig fertig bekommen zu haben, und es damit doch noch rechtzeitig schaffen Euch allen eine schöne Adventszeit, ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein frohes neues Jahr zu wünschen.
Karl, Marianne, Paul, Jana & Michael Hoffmann
[1] http://psycnet.apa.org/journals/edu/79/4/474/
[2] Siehe Inselnachrichten 2008/2009