Inselnachrichten Nr. 3
Haramsøy, 17.09.03
Nach 3 Monaten und 19 weiteren Seiten im Gästebuch ist es mal wieder Zeit für ein Lebenszeichen für uns. Draußen weht ein Sturm und sagt uns daß es endgültig Herbst ist: "nordavind".
Die letzten Tage war hier eine Segelregatta- sogar die sind wegen Sturmwarnung eher heim.
Aber so kalt wie in Ostnorwegen (Oslo unter 10°c) ist es hier an der Westküste noch nicht.
**********öööö/-äööööööööärdffff- Gruß von der Katze Trine, die gerade auf die Tastatur geklettert ist. Die will auch nicht raus. Wir haben nämlich zwei neue Mitbewohner, Trine und Joko (II), und sind somit perfekt für die Herbst- und Winterabende gerüstet. Es geht doch nichts über eine warme Katze an kalten Füßen. Die haben sich soweit ganz gut eingelebt, die haben gleich den Sinn eines Katzenklos begriffen und wissen wo sie rein dürfen und wo nicht (und versuchen es natürlich dann gerade).
Ich bin krankgemeldet wegen Rückenproblemen und schlage die Zeit mit Liegengebliebem, Pilztouren und Rückenpflege tot. In Deutschland gibt's wegen der Trockenheit dieses Jahr kaum Pilze und deswegen haben wir Großbestellungen für getrocknete Pilze bekommen.
Hier merkt man deutlich, daß sich das Jahr dem Ende zuneigt. Das Licht verändert sich. Abgesehen davon, daß es weniger davon gibt als noch vor 2 Monaten, es ist auch so typisch winterlich. Diffus, mehr Graufarben und kein "strahlend blauer" Himmel mehr- dafür aber die herrlichsten Sonnenunter- und aufgänge (sogar schöner als in der hellen Jahreszeit), abenteuerliche Farben am Himmel und Nordlicht. Bald haben wir Euch ja auch wieder ein, dann werden unsere Tage wieder kürzer als Eure. Momentan wird der Tag im Laufe einer Woche um ca.45 Minuten kürzer. Das muß man sich mal vorstellen! Einzelne Bäume fangen vorsichtig an gelb zu werden und fast alle meine Sommerblumen sind verblümt.
Und es reeeegnet... Manchmal ist es so grau und vernebelt, daß unsere wunderbare Aussicht und mit ihr das Festland und die Nachbarinseln verschwinden. Wir auf Haramsøy, die letzten Erdbewohner.
Die sozialen Aktivitäten haben auch wieder angefangen- hier macht nämlich im Sommer ALLES Ferien: der Chor, Fußballvereine, sämtliche Kreise etc. Wir können uns jedenfalls nicht über ein Sommerloch beklagen, denn Familie und Freunde waren uns fleißig besuchen. Es gab jede Menge Spaß und immer was Neues. Wir werden unseren ersten Inselsommer in sehr guter Erinnerung behalten.
Also Leute, danke und weiter so und hoffentlich hat es Euch gefallen. Mit dem Wetter hatten manche ja nicht gerade den Hauptgewinn. Die stabilste und wärmste Periode hat wahrscheinlich mein Vater Anfang Juli erwischt, mit 25 bis 30°C gerade noch angenehm im Gegensatz zur Hitze in Deutschland. Aber wer kommt denn auch zum Sonnenbaden nach Norwegen?
Dafür hatte er nicht so das große Anglerglück: Mehrmals sind er, Carola und Micha mit dem Boot los um den ganz großen Dorsch zu fangen. Micha , Angler seit etwa 3 Monaten ohne jegliche Fachausbildung zieht den ersten raus (ca.40cm und 3 kg). Dann Carola, die natürlich noch nie eine Angel in der Hand hatte( etwas länger und 3,5kg) . Und bei Papa, der früher stundenlang in der Talsperre stand, muß ein Babyseelachs nach dem anderen dran glauben (15- 20cm und nicht wiegbar auf meiner Personenwaage).
Dann hatten wir Mirjam und Jan aus Weimar da, die mit Bus und Bahn und Boot Norwegen durchwandert haben und bei uns einen Zwischenstopp mit Sommerkonzert einlegten. Talente müssen gefordert werden- Vielen Dank noch mal!
Egon, Min und Trym, Bekannte aus dem ein paar Kilometer südlicher gelegenem Volda, kamen auch vorbeigesegelt auf ihrer Tour nach Ona. Takk for sist og kjekt å sjå dokke!
Freunde aus der Heimat waren natürlich auch da- echte Sachsen. Ulli, ich habe dich einfach mal nach Sachsen eingebürgert, Anja, Caroline und Natalie. Die haben das ganze Ufer rund um die Insel von Muscheln und Schneckenhäusern befreit.
Und zu guter Letzt noch ein Highlight: Annegret und Christian (und Arras), die die Gelegenheit genutzt und in unserer schönen Kirche geheiratet haben. Hach jaaa...
Wir haben auch ein 1A Video gedreht. Natürlich von der Hochzeit, aber die beiden wollten auch etwas Landschaft und "wo mer überhaupt gewesen sin" und da habe wir in 9.-Klasse-Projektwoche-Manier ein Meisterwerk mit Musikhinterlegung und Cuts und was nich alles gezaubert. Und das mit unsrer dollen Dechnigg. Micha mit einer Hand am Videorecorder und einer am Radio, Christian die Videorecorderfernbedienung auf Abschuß, wir zwei Grazien mit den BESTEN Ratschlägen vom Sofa aus- dieser Abend wird unvergeßlich sein!
Am ersten Septemberwochenende war dann nach großes Norwegischkurs-2001-in-Köln-Treffen. Naja, wir waren nur zu fünft aber hatten großen Spaß. Folkens, vi sees!
Wir werden immer gefragt, was wir gegen Heimweh tun. Dazu haben wir ja gar keine Zeit...
Nee, Micha erklärte es mal sehr schön so: In Oslo hatten wir kein deutsches Fernsehen. Dort kam es vor, daß man mal etwas Heimweh hatte oder überlegt hat, ob das alles richtig so war. Hier jetzt haben wir eine Schüssel ans Haus gehängt und kriegen alle deutschen plus100 ausländische Kanäle. Seit wir das Drama jeden Tag ins Wohnzimmer holen können, können wir etwaige Heimwehanfälle ganz leicht durch Einschalten des Fernsehers kurieren.
Micha war gerade ein paar Tage in Deutschland zum Klassentreffen und ist schon wieder eingespannt.
Ich wünsche ihm viel Durchhaltevermögen und Zeit zur Stille.
Ich war nach einigen speziellen Gottesdiensten und einem durchgearbeiteten Sommer auch ziemlich reif für diese kleine Tour auf den Kontinent. Was macht ein Pfarrer auf einer Insel denn so? Nun, er besteigt ein Boot und wenn der örtliche Kleinbootverein, die Kommune und das Wetter mitspielen, dann predigt er auch gleich von selbigem. Auf diese Weise habe ich am 17. August viele erreicht, die ich schon lange nicht mehr in der Kirche gesehen hatte. Aber es gibt nicht nur moderne Gottesdienste: Aus Anlaß des 125jährigen Jubiläums der Kirche auf Fjørtoft wurde ich 14 Tage später mit dem Pferdewagen vom Dienstboot abgeholt und feierte nach alter Liturgie und in geliehenem alten Pfarrergewand einen Gottesdienst wie etwa anno 1878.
Mit einer Hochzeit am Samstag nähert sich auch bei mir die Heiratssaison langsam dem Ende zu. Bei einem drittel davon war zumindest einer der Brautleute deutsch. - Wie gut, daß es hier auch eine anerkannte deutsche Liturgie gibt. Eine brasilianische Braut war auch einmal dabei. Ansonsten habe ich im Moment etwas die Übersicht verloren, wieviel Paare ich in meinem ersten Jahr als "Standesbeamter" denn nun eigentlich verheiratet habe. Die Zahl ist auf jeden Fall zweistellig.
Jan und Mirjam bereicherten mit ihrem Sommerkonzert unser Gemeindeleben und auch andere Gäste haben nach Kräften dazu beigesteuert, das Sommerloch in unserer Gemeindearbeit zu füllen und das Gottesdienstleben zu bereichern. Christian mit der Gitarre kam "voll fett" an bei den Konfirmanden.
Die letzte Woche brachte noch einmal viel Streß und Trauer mit Beerdigungen von 15 bis 99jährigen und ich hoffe, daß es jetzt nach den Erntedankfesten langsam wieder etwas ruhiger wird.
Die nächsten Projekte sind jetzt unser Hochzeitstag, da sind Michaels Vater und Susanne dabei, der Einritt einiger meiner Freundinnen, die bei Oslo wohnen und ein Ziel für eine Wochenendtour brauchen und Besuch aus der Schweiz.
Jetzt hat doch meine liebe Frau fast vergessen, daß wir Ende Oktober noch eine kleine Tour mit der Hurtigrute nach Bergen unternehmen, wo ich einen Kurs besuche und sie sich bei unserem lieben Freund Frode auf Stord auf den finalen IKEA-Besuch vorbereitet.
Und ansonsten ist es wahrscheinlich besser erst mal keine weiteren Projekte zu haben, denn um den 9. November soll es soweit sein mit Nachwuchs. Der strampelt ordentlich in mir rum (besonders wenn Papa redet) und hört auch wieder auf (besonders wenn Papa seine Hand auf den Bauch legt und auch mal getreten werden möchte). Wird wohl ein Papakind.
Was es wird wissen wir nach wie vor nicht, das erhöht die Spannung ungemein!
Die Homepage ist erneuert, auch mit neuer Adresse ( www.hoffmannfamilie.net ) und wir haben neue E-mail-adressen, weil das mit gmx zu unzuverlässig war.
Micha: michael[at]hoffmannfamilie.net
Jana: jana[at]hoffmannfamilie.net ([at] durch @ ersetzen) Bitte im Adreßbuch ändern!
Wir wünschen Euch allen Gottes Segen, Zeit der Ruhe im Alltag und Besinnung auf die Dinge, die Euch wichtig sind.
Micha, Jana und Hoffmannkind
Historischer Gottesdienst auf Fjørtoft |
Zum historischen Gottesdienst kamen viele in Tracht |
Vati Arnd ohne großen Fisch, Carola mit |
Anschneiden der Torte |
Joko (schwarzes Stachelschwein) und Trine (Tigerlady) |
Annegret und Christian Siejak (und Sokneprest Hoffmann) |
Vom höchsten Berg der Insel ( 347 m) |
Schöne Stimmung nach dem Regen |