5 Millionen Einwohner hat Norwegen und 6 offizielle Sprachen. Zwei davon sind Amtssprachen: Norwegisch und Samisch, wenn auch nur in den nördlichen Regionen. Diese beiden Sprachen wiederum haben noch zusammen 5 Varianten: Das mehr am Dänischen orientierte Norwegisch, Bokmål genannt, wird von den meisten Norwegern geschrieben, das an den Dialekten orientierte Nynorsk von einer Minderheit. Gesprochen wird von den meisten ein mehr oder weniger ausgeprägter regionaler Dialekt. In den verschiedenen samischen Regionen wird Nord-, Süd und Lulesamisch benutzt.
Daneben sind noch die Kvenisch, die Sprache der bis 1850 nach Nord-Norwegen eingewanderten Finnen und Romani und Romanes, die Sprache der norwegischen Roma und Romanes als offizielle Sprachen anerkannt. 2008 wurde auch die Norwegische Zeichensprache als 6. offizielle Sprache anerkannt. Es ist die Sprache der norwegischen Gehörlosen und ihrer Angehörigen und wird von etwa 20.000 Menschen täglich benutzt. Dies sind mehr Sprecher als Samisch und etwa genauso viele, wie die drei anderen offiziellen Minderheitssprachen zusammen haben. Auch die Gehörlosen verstehen sich als kulturelle und sprachliche Minderheit und nennen sich selbst stolz Døve («Taube»). Sie haben inzwischen unter anderem ein eigenes Theater, einen eigenen Fernsehkanal auf dem etwa 20% des norwegischen Staatsfernsehens gedolmetscht werden und sie haben einen eigenen Kirchenkreis unter dem Bistum Oslo, der sich um Døve im ganzen Land kümmert.
Es ist möglich sowohl in der lokalen Gemeinde als auch in einer Døvegemeinde Mitglied zu sein. Trotz der Auflösung der staatlichen Gehörlosenschulen oder vielleicht gerade deswegen wachsen die Gemeinden nicht nur im Umfang, sondern auch in der Anzahl. Die bislang neben den „alten“ Gemeinden Oslo, Trondheim, Bergen und Stavanger bisher jüngste Gemeinde in Ålesund hat mehr Mitglieder als der offizielle Døveverein in ihrer Region. Im Sommer 2013 wird sie von Tromsø als jüngste Gemeinde abgelöst und auch in Sandefjord und Kristiansand gibt es Bestrebungen eigene Gemeinden zu etablieren.
Begrenzt wird dies zurzeit vor allem durch die Anzahl der Pfarrstellen. 15 Pfarrer, 1 Diakonin und 6 Katecheten betreuen die Gemeinden und ihre Mitglieder im ganzen Land. Davon arbeiten nur 2 in 50% Stellen alle anderen arbeiten in 100% Stellen im Kirchenkreis. Doch für die neuen Gemeinden werden noch wenigstens 2,5 Pfarrstellen benötigt. Nun hofft man, dass die Regierung irgendwann auch bereits ist für die Konsequenzen aus der Schließung der Spezialschulen aufzukommen.
Bis dahin arbeitet die «Døvekirke» weiter an ihrer erneuerten Liturgie. Als die Norwegische Kirche 2012 ihre neue Liturgie einführte hatte man beide norwegischen Sprachformen und an die Samen gedacht. Die wenigen Kvenen werden von der finnischen Kirche mit versorgt und die christlichen Roma und Romanes finden nun mehr Platz in den norwegischen Gottesdiensten. Doch 6. Sprache, die Zeichenprache und die, die auf sie angewiesen sind, hatte man in der Kirche einfach vergessen.
Veröffentlicht in den Mitteldeutschen Kirchenzeitungen: http://www.mitteldeutsche-kirchenzeitungen.de