1. Einordnung
Eine den Texten der Bibel nur recht selten zugeschriebene Eigenschaft, ist die der Dramatik. Dennoch begegnet sie uns. Die Thronfolgegeschichte vom 2. Samuel 9 bis 1. Könige 2 strotzt gerade so von Dramatik: Hier wird intrigiert, hier werden Ehen gebrochen, hier wird gemeuchelt und gemordet – Shakespeare läßt grüßen. Die vielschichtige Hauptperson in diesem Königsdrama ist jedoch nicht Hamlet, sondern David, König von Juda, Israel und Jerusalem. Eine wesentliche Rolle in diesem, wohl spätestens im 10. Jahrhundert[1] entstandenen Drama, spielt neben vielen Männern auch eine Frau – Bathsbea ((abe$-taB).
1.1. Bathseba im Alten Testament
Bathseba begegnet uns innerhalb des Abschnittes der Thronfolgegeschichte in drei verschiedenen Zusammenhängen:
a) Davids Ehebruch und Blutschuld mit Nathans Strafrede, dem Tod des ersten Kindes von David und Bathseba und der Geburt Salomos (2. Samuel 11 bis 12,25)
Bathseba wird hier als Tochter Eliams ({f(yilE)-taB) und Frau des Hetiters Uria (yiTixah hfYirU) te$")) bezeichnet.
Bezeichnend an dieser Episode ist, daß die Schuld am Ehebruch nur David zugerechnet wird und David selbst zwar mit Namen genannt, aber nicht als König bezeichnet wird.
b) Die Salbung Salomos zum König durch seinen Vater David (1. Könige 1)
Hier wird David wieder als König bezeichnet und Bathseba wesentlich aktiver dargestellt.
c) Salomos Maßnahmen beim Antritt seiner Regierung.
Auch unter dem Königtum ihres Sohnes Salomo tritt Bathseba noch einmal in Aktion, auch wenn ihre Rolle wie im zweiten Samuelbuch wiederum eher eine tragische ist.
In diesen drei Bereichen begegnet uns Bathseba jeweils in unterschiedlichen Zusammenhängen und Positionen. Während „Davids Ehebruch“ allerdings oft beachtet, bearbeitet und analysiert worden ist, wurde den beiden Abschnitten im ersten Königebuch weit weniger Aufmerksamkeit zuteil.