3.2. Dialog
Versteht man das Gebet als Reden mit Gott und will man der Konfirmandengruppe dies vermitteln, so muß man sich das Problem eines Dialoges mit einem nicht (be-)greifbaren Gesprächspartner bewußt machen. Ohne dies ist eine glaubhafte Vermittlung des Anliegens nicht möglich.
Als Dialog versteht man im allgemeinen ein„ Gespräch zwischen gleichberechtigten Partnern mit der Absicht, ... die Wahrheit zu entdecken.“[17] Nach dieser Definition bestehen für Jugendliche vor allem zwei Probleme:
Zum einen ist ihnen ihr „Partner“ gar nicht so richtig bekannt, sie haben oft nur recht ungenaue Vorstellungen von Gott. Dies steht im Widerspruch zu ihren Erfahrungen mit menschlichen Partnern.
Zum anderen erfahren sie (meist), sobald sie einen Partner erkannt haben, daß dieser eine andere Qualität als sie selbst besitzt, ihnen also nicht gleichberechtigt sein kann. Ihnen hierzu nun zu vermitteln, das Gott sich ihnen gleichgemacht hat, indem er Mensch geworden ist o.ä. , ist ein theologisches Problem. Dies soll und kann hier nicht erörtert werden.
Ein drittes Problemfeld Jugendlicher liegt im Entdecken, im Aufdecken der Wahrheit, weil sie sich in einem Lösungsprozeß von ihrer Familie befinden und nicht selten eigene Geheimnisse behalten und nicht offenlegen wollen.
Zum Problem des unbekannten Partners: Viele Konfirmanden stehen in ihrer Entwicklung am Beginn eines Suchens nach eigener Identität, nach eigenen Positionen und Partnern. In der Zeit um ihre Konfirmation formulieren viele ihre ersten eigenen Gebete. Anreden wie „Großer unbekannter Gott ...“ oder „Gott, wenn es dich gibt ...“ sind dafür nicht untypisch. Hat man es in einem Gespräch, einem Dialog, mit einem normalen menschlichen Partner zu tun, so versucht man, diesen im Gespräch oder in Gesprächen kennenzulernen. Will man Konfirmanden zum Beten ermutigen, so sollte man ihnen Mut machen ihren Partner, Gott, im freien Gespräch kennen zu lernen. Dabei ist es aber nötig, um Frustration zu vermeiden, sie darauf vorzubereiten, daß ihr Gesprächspartner meist nicht sofort reagiert.
Anfangs stellt es für Jugendliche in vielerlei Hinsicht ein Problem dar, sich jemandem anzuvertrauen. Erst wenn sie Vertrauen zu einem Partner gefaßt haben, ihn als Partner erfahren haben, sind sie bereit dazu. Kriterien sind dabei z.B. Zuverlässigkeit, Verschwiegenheit, Erreichbarkeit oder Akzeptanz durch den Partner, aber auch eine gewisse Stärke dessen. Ist Gott als Partner im Gebet erfahren worden, so dürfte auch eine allmähliche Öffnung ihm gegenüber geschehen. Ich halte es für falsch von Jugendlichen eine sofortige bedingungslose Öffnung im Gebet zu verlangen[18], denn dies schreckt sie eher ab und kann zu Blockaden führen. Menschen gegenüber bewirkt diese Forderung häufig gleiches und kann zum Abbruch des Gespräches bzw. zu Lügen und Heuchelei – in der Sprache von Jugendlichen „Schleimen“ genannt - führen.
Grundsätzlich sollte man bedenken, daß, wer zum Dialog auffordern will, diesen auch selbst praktizieren sollte.