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3.2.     Welche Bedeutung hat die Bibel  bzw. die an ihr zu gewinnende Erfahrung,

Erkenntnis oder Fertigkeit bereits im geistigen Leben der Kinder

meiner Klasse, welche Bedeutung sollte er – vom pädagogischen Gesichtspunkt aus – haben?

Wenn man dies vor dem Hintergrund einer ostdeutschen 5. oder 6. Mittelschulklasse bedenkt, kann man im Hinblick auf das Thema „Die Bibel“ festhalten:

1.      Der Kenntnisstand zum Thema Bibel dürfte in einer solchen Klasse sehr verschieden sein. Zur Vereinfachung kann man am ehesten noch von einer Dreiteilung der Klasse ausgehen. Die Grenzen sind dabei jedoch nicht starr, sondern flexibel zu sehen. Sie können sich von Gegenstand zu Gegenstand verschieben. Ich möchte von drei Gruppen ausgehen:

I.                   Die im Glauben Vorgeprägten, die durch Christenlehre, Gottesdienst und von zu Hause bereits größere Erfahrungen im Umgang mit der Bibel haben. Diese Schüler besitzen meist auch eine eigene Bibel. Die Gliederung der Bibel und das Auffinden von Bibelstellen bereiten ihnen meist kaum Probleme. Sie besitzen meist einen Begriff davon, was die Bibel ist.

II.                Die Interessierten, sie haben meist ein gewisses eigenes Interesse und sind von ihren Eltern oft bewußt in den Religionsunterricht geschickt worden, da diese Kenntnisse über den christlichen Glauben und die Bibel als wichtigen Teil der Allgemeinbildung ansehen, unabhängig davon, ob man daran glaubt oder nicht. Diese Schüler haben in der Regel kaum Erfahrungen mit der Bibel stehen ihr jedoch offen und interessiert gegenüber. Sie besitzen in der Regel keine eigene Bibel, haben aber oft Zugang zu einer im Haushalt befindlichen.

III.             Die Desinteressierten, die am Religionsunterricht ohne eigenes Interesse am Unterrichtsgegenstand teilnehmen. Sie haben sich für den Religionsunterricht entschieden, oft weil sie von ihren Eltern oder Großeltern gedrängt wurden oder weil sie sich bessere Noten als im Ethikunterricht ohne großen Aufwand erhoffen. Bei manchen Schülern kann das Desinteresse auch mit der beginnenden Pubertät im Zusammenhang stehen. Die Schüler dieser Gruppe lassen in der Regel kaum Erfahrungen im Umgang mit der Bibel erkennen, so sie sie denn besitzen. Ebenso ist hier damit zu rechnen, daß die Schüler außerhalb der Schule keinen Zugang zu einer Bibel haben oder diesen verleugnen.

Von diesen Kenntnisständen möchte ich ausgehen, auch wenn die Gruppen eine Vereinfachung und Schematisierung darstellen.

2.      Die Schüler lassen sich für den Gegenstand interessieren, wenn sie ihn begreifen und das heißt anfassen können. Besonders in der ersten Gruppe läßt sich Interesse durch andere als die gewohnten Bibelausgaben (z.B. fremdsprachliche) wecken. Neues und Fremdes, das nicht nur abstrakt besprochen wird, sondern das begreifen läßt kann die Schüler faszinieren, gerade wenn fremdsprachliche, seltenere Bibelausgaben eingesetzt werden. Von besonderer Bedeutung sind dabei die äußeren Merkmale der Bibeln.

3.      Die Schüler begegnen der Bibel als Buch im Bücherschrank, bei Lesungen im Gottesdienst, in der Literatur, immer häufiger in Filmen im Fernsehen oder seltener auch als Computerprogramm, als Hörspiele oder im Internet. Den Motiven der Bibel begegnen sie daneben auch in der Kunst. Gerade in Bilderbibeln berühren sich so Kunst und Bibel direkt.

4.      Einige Schüler haben eine Abneigung gegenüber Büchern, die sie nur als Lehrbücher oder Pflichtlektüre im Deutschunterricht kennen, während es daneben auch richtige Bücherwürmer gibt. Die meisten Bibelübersetzungen sind jedoch für Schüler dieser Altersgruppe in ihrer Sprache nur sehr schwer verständlich.

5.      Daneben begegnen Bibelzitate den Schülern auch in Form von Stellenangaben z.B. auf Grabsteinen, in Poesiealben, als Haussegen oder in der Literatur.

6.      Besonders für die Schüler aus der ersten Gruppe ist die Bibel mehr als nur irgendein Buch. Es ist das Buch das Glaubenswahrheiten enthält, Gottes Mitteilung an die Menschen, Hilfe in Kummer und Problemen oder Maßstab für unser eigenes Verhalten.

Aufgrund der Bedeutung der Bibel im Umfeld der Schüler erfordert es, daß sie auch für diese eine Bedeutung hat. Über den Umfang dieser Bedeutung sollte man sich in einer säkularen Umwelt keine Illusionen machen, allerdings darf er auch nicht schon im Ansatz zu gering bemessen werden:

1.      Die Schüler sollten die Bibel als Glaubensbuch kennen.

2.      In unserem Kulturkreis ist die Bibel nach wie vor prägend, so daß die Schüler wissen sollten was diese ist, wo sie her kommt, wie sie aufgebaut ist und wie man sich in ihr zurechtfindet.

3.      Die Schüler sollten sich mit Hilfe der Gliederung in verschiedenen Ausgaben der Bibel zurecht und einzelne Textstellen auffinden können.

4.      Daneben sollten die Schüler mit z.B. für Kunst und Kultur wichtigen Einzelgeschichten vertraut sein.

Auf diesem Hintergrund sehe ich folgende mögliche Schwerpunkte in der Behandlung dieses Themas im Unterricht:

1.      Die Schüler sollen etwas von der Vielfalt der Bibel, ihrer Ausgaben und Übersetzungen erfahren. Sie sollen der Bibel begegnen, indem sie sie in unterschiedlicher Gestalt begreifen und untersuchen können.

2.      Sie sollen den Aufbau der Bibel kennenlernen und sie als Buch der Bücher, eine kleine Bibliothek erfahren. Die Schüler sollen lernen, sich in der Bibel zurechtzufinden und die Namen ihrer Bücher richtig auszusprechen. Sie sollen dabei wissen, daß alle Bibeln grundsätzlich gleich aufgebaut sind, es aber auch Unterschiede gibt.

3.      Die Schüler sollen die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Bibel und ihre Bedeutung heute und in der Geschichte erfahren.

4.      Sie sollen hören, was die Bibel ist und welche Synonyme es für sie gibt.

Diese Schwerpunkte überschreiten in ihrem Umfang den Zeitrahmen einer Unterrichtsstunde, so daß ich in der Unterrichtsplanung mich auf Teile davon konzentrieren werde. Bei aller Wissensvermittlung gerade für die zweite und dritte Gruppe muß beachtet werden, daß sich die erste Gruppe nicht langweilt, sondern aktiv in den Unterricht eingebunden wird.

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