8.3.2.2. Eine Bautzener Wallfahrt
Eine Wallfahrt in ein Marienheiligtum ist etwas sehr, sehr Schönes und überaus beliebt, und so haben wir Frauen der Gemeinde und einige ihrer Partner uns mit Herrn Pfarrer auf eine Busreise nach Maria Schein in Tschechien begeben. Schon die Hinfahrt durch die herrliche Natur bei blauem Himmel und Sonnenschein war für uns nicht so naturnahe Städter eine große Freude und dankbar beteten wir den Rosenkranz.
Nicht lange nach dem Grenzübergang Bahratal standen wir vor der imposanten Basilika. Neu für uns waren die vielen kleinen Glühlampen am Hochaltar mit dem kleinen Gnadenbild. Eine Überraschung auch, dass Herr Pfarrer mit fünf weiteren Priestern an den Altartisch kam. Eine Gruppe aus der Schweiz war mit ihrem Ortspfarrer und zwei Steyler Patres, die in Übersee missionieren, ebenfalls nach Maria Schein gekommen. So waren wir unversehens zur Weltkirche geworden.
Der Pfarrer der Basilika begrüsste uns herzlich. Die Schweizer hatten aber auch ihren Kantor und eine Sängerin mitgebracht und so konnten wir uns mit der hl. Messe zu den Sieben Schmerzen Mariä, die so gut zu dem Gnadenbild, einer kleinen Pieta passte, eines feierlichen Gottesdienstes erfreuen. Nachher schauten wir uns noch ein wenig um und bekamen dann in einem nahen Restaurant ein reichhaltiges Mittagsmahl.
Nach dieser Stärkung besuchten einige die Muttergottes noch einmal und erfrischten sich am Marienbrünnlein, das im Umfeld der Basilika reichlich klares Wasser spendete. Damit mussten wir uns leider schon von dem Gnadenort verabschieden, um Schmiedeberg anzusteuern. Wir fuhren vorüber an dem schlichten Kirchlein in Zinnwald, das zur unseligen Zeit seiner Bauperiode sich nicht von den umstehenden Wohnhäusern unterscheiden durfte, damit es nicht etwa als Kirche zu erkennen sei! Vorüber auch an dem ehemaligen Müttererholungsheim in Kipsdorf und der benachbarten Kapelle, ersteres schöne Erinnerungen weckend an die Zeiten mit Herrn Pater Palmer. Im Jugendhaus in Schmiedeberg erwartete uns schon eine liebevoll vorbereitete Kaffeetafel, an der wir unsere Lebensgeister wieder auffrischten. Danach begaben wir uns gespannt in den Mittelpunkt des Hauses, die neu angebaute Kapelle. Ein runder Raum, fast leer. Blickpunkt eine ganz ungewöhnliche, aber packende Darstellung unseres leidenden Herrn ohne Kreuz. Die Figur scheint im Raum zu schweben und soll die Jugendlichen anregen zur Betrachtung, zum Nachdenken, zu Fragen und Antworten, wie uns Herr Pfarrer Scapan, der Leiter des Heimes, erklärte.
Danach verliessen wir das gastliche Haus in Richtung Dresden. Der Besuch von Schmiedeberg war in jedem Fall ein Gewinn. In Dresden blieb uns nur ein kurzer Blick auf die eben sanierte sehr schöne Stuckdecke im Mittelschiff der Kathedrale, die nach der Zerstörung nur notdürftig wieder hergerichtet worden war. Ein zweiter Blick galt dem Äusseren des schönen Hauses der Kathedrale, und dann fragte uns Herr Pfarrer, ob wir denn nicht zum Schluss noch die schöne Stadt Bautzen besuchen wollen, von der wir schon soviel gehört haben, und diesem grossartigen Vorschlag stimmten wir natürlich freudig zu? Der freundliche Busfahrer brachte fast jeden in die Nähe seiner Wohnstatt und so hatten wir Zeit, diesen wunderschönen, erlebnisreichen und aufmunternden Wallfahrtstag daheim noch ein wenig in uns nachklingen zu lassen.
Maria Mücke
1999 – Kath. Kirche Bautzen