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8.2.8. Sudetendeutsche zu Besuch in der Heimat UT

 

HeutigeJessener gingen wieder auf Entdeckungstour

 

auf den Spuren ihrer Kindheit und Jugend in Tschechien

JESSEN. Schon viele Jahre gehen Mitglieder der sudetendeutschen Landsmannschaft im Juli auf Fahrt in ihre alte Heimat. Auch in diesem Jahr bestiegen am 25. Juli 46 Heimatfreunde und Gäste einen Bus der Jessener Personenverkehrsgesellschaft, um drei Tage altbekannte Stätten aufzusuchen und Neues kennen zu lernen Diesmal war unser Ziel das Böhmische Mittelgebirge.

Die Fahrt führte uns über Dresden, Zinnwald und Teplitz nach Dux. Die Unterkunft war in der neuen und schönen Pension "Casanova". Sie liegt gegenüber dem Barbarateich an der neu geschaffenen Straße. Dadurch ist zwar der Barbarateich kleiner geworden, aber die Romantik ist geblieben. In dem angrenzenden kleinen Park hat der bekannte Dichter und Minnesänger Walter von der Vogelweide nach einer längeren Odyssee einen würdigen Platz gefunden. Die Inschrift auf einer Tafel besagt, dass dieses Denkmal in Zusammenarbeit mit den deutschen Nachbarn als Zeichen der Versöhnung aufgestellt worden ist.

Die Stadt Dux ist eng mit dem Namen Jakob Casanova verbunden, der hier seine letzten 13 Lebensjahre verbracht hat und auch hier begraben liegt. Das am Marktplatz liegende Schloss ist noch gut erhalten und als Museum eingerichtet. Es enthält eine große Porzellansammlung, venezianische Luster, wertvolle Gemälde und antike Möbel. Zum Schluss konnten wir noch einen Blick in die alte Bibliothek werfen, die nur durch eine Schreibtischlampe spärlich erhellt war. Aber wir konnten ihn sehen, den alten Casanova über seine Bücher gebeugt.

Wunderbar restauriert Nach dieser Besichtigung fuhren wir in die ehemalige königliche Stadt Ossek mit dem großen Zisterzienserkloster aus dem 12. Jahrhundert. Beeindruckt waren wir von der inzwischen erfolgten teilweisen Restaurierung des Kircheninnern und der Außenfassade. Durch deutsche finanzielle Unterstützung konnte die eine Seite des einzigartigen geschnitzten Chorgestühls wieder in seiner ursprünglichen Schönheit erstehen. Auf der Rückfahrt machten wir noch am Nelson-Denkmal halt, das zu Ehren der am 3. Februar 1934 bei einer Explosion ums leben gekommenen 144 Bergleute errichtet worden ist.

Gepflegter Schlossgarten Die Bäderstadt Teplitz zeigte sich in einem schönen Ambiente. Unser Reiseleiter führte uns durch den gepflegten Schlossgarten, in dem nun Mozart, der einstmals vor dem Rathaus stand, wieder einen würdigen Platz gefunden hat.

Pinnwand

Das nächste Ziel war die mächtige Wallfahrtskirche - seit 1925 Basilika - in Mariaschein. Dort mussten wir eine längere Zeit warten, da an diesem Tag eine große Wallfahrt mit deutschen Gläubigen aus der Oberlausitz (Bautzen) stattfand. Der Kreuzgang, der durch einen Brand vor einigen Jahren stark beschädigt war, ist erfreulicherweise wieder hergestellt.

Dann ging es durch das reizvolle Böhmische Mittelgebirge, das vulkanischen Ursprungs ist zum Dubitzer Kirchlein aus dem 14. Jahrhundert. Von der Plattform hatten wir einen schönen Ausblick über die Elbschleife und die bewaldeten Kuppen. Zwei Berge verdienen besonders erwähnt zu werden, es ist der Milleschauer - auch Donnersberg genannt - als höchster Berg des Mittelgebirges und der Borschen bei Bilin wegen seiner Gestalt. Er ist mit 539 Meter der größte Klingsteinfelsen Europas und liegt am Rande der Stadt Bilin und sieht wie ein ruhender Löwe aus. Interessant war auch der Besuch des Granatmuseums in Trebenice, wo viele Reiseteilnehmer schönen Granatschmuck kaufen konnten.

Im 1000 Jahre alten BilinBevor wir die Heimreise antraten, fuhren wir noch in das mehr als 1 000 Jahre alte Bilin, auch eine Bäderstadt. Der große Marktplatz mit dem imposanten Rathaus und den neu geschaffenen Arkaden hat einen schönen Eindruck hinterlassen. Oberhalb des Marktplatzes erhebt sich majestätisch das Schloss, das über mehrere Jahrhunderte den Fürsten von Lobkowicz gehörte und nun einen anderen Besitzer bekommen hat. Natürlich wurde auch ein Abstecher zum Sauerbrunn und der wunderbaren Kuranlage gemacht, die sich dort befindet.

Kirche auf Gleisen bewegt Den Abschluss bildete der Besuch der Stadt Most. Dort sahen wir einen Videovortrag über die Versetzung der Kirche zu "Maria Himmelfahrt", die 1975 auf Grund der Braunkohlevorkommen über 840 Meter auf Gleisen zu dem heutigen Standort versetzt worden ist. Eine wirklich gigantische technische Meisterleistung! Von der Burgterrasse des Schlossberges genossen wir noch einmal die herrliche Aussicht über den zusammenhängenden und steil abfallenden Gebirgszug des Erzgebirges auf der einen Seite und die zahlreichen Kuppen des Böhmischen Mittelgebirges.

Alle Reiseteilnehmer sagen den Organisatoren dieser schönen und erlebnisreichen drei-Tage-Fahrt herzlichen Dank.Getrud Hohler

Quelle: Lausitzer Rundschau vom 17.08.2000 Jessen; Datenbank LR..