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3.4.2.1. Die Erfahrungen von Azpeitia - Hintergründe der Unterweisungsverpflichtung

Bevor Inigo 1536 mit den Theatinern zusammentraf, machte er bereits1535 in Azpeitia eigene Erfahrungen in der „Unterweisung der Jungen und und Unkundigen in christlicher Lehre“[57]. In Azpeitia gewann seine eigene Lehrtätigkeit dadurch, das sie sich nicht mehr nur, wie schon 1526 Alcalá oder 1527 in Salmanaca (wo er mit Lehrverboten belegt wurde,) an Interesierte vor allem Erwachsene bzw. Jugendliche richtete, sondern sich erstmals an Kinder[58] wandte.

Auch der Predigt widmete Ignatius in seiner Heimat viel Energie. Wie schon seit seiner geistigen Reifezeit in Manresa 1522 bis 1523 legte er auch darin großen Wert auf häufige Beichte und Kommunion.

Vor allem in dieser Zeit der  Christenlehre und Volkspredigt in Azpeitia sehe ich den Unterweisungsauftrag, die Gründung „ad profectum animarum“[59], begründet. Ingesamt hatte diese Zeit wohl bedeutendstenden Einfluß auf das Gelübde Gott im Dienst am Mitmenschen zu dienen in Form der Unterweisung in christlicher Lehre und damit auch der Förderung von Sitte und Moral[60]. Weiterere Einflüsse auf die Lehrverpflichtung, die später zur herausragenden Bedeutung des Orden für die Schulsysteme nicht nur der alten Welt führte, dürften sonst nur noch in den Straßenpredigten[61] der Besinnungszeit von 1537, die Inigo in Vicenza verbrachte, und im Weihetitel[62] der Genossen, die sich 1537 in Venedig zu Priestern weihen ließen, liegen.

Abgesehen von manchmal recht reichlichen „Almosen“, galt in Azpeitia Inigos Aufmerksamkeit in einem neuen Maße den Armen[63], für deren Versorgung er eine Armenordnung erreichte.

 

3.4.2.2. Begegnung mit den Theatinern - Verpflichtung zum Dienst der Nächstenliebe

Mit der Fürsorge für die Armen berührtre er einen Punkt, an dem er in Venedig viele Impulse von den Theatinern aufnahm.

In Venedig lernte Ignatius die Arbeit der Theatiner im Spital der Unheilbaren und in den  „Anstalten zur Pflege der Waisen, der Gefallenen, der Armen und Kranken“[64] kennen und scheint wohl auch selbst mitgeholfen zu haben. Jedenfalls scheint die Arbeit der Theatiner in den Spitälern und Anstalten auf Inigo einen solch prägenden Eindruck gemacht zu haben, daß er seine Genossen gleich nach deren Ankunft 1537 in Venedig zum Dienst im „Spital der Unheilbaren“ und im  Spital S. Giovanni e Paolo einteilte[65]. Den Einfluß dieser Arbeit glaube ich in der Verpflichtung zu Werken der Nächstenliebe im I. Abschnitt und auch in den Diensten der Liebe und Demut im III. Abschnitt der Formula[66] wiederzufinden.

Inigo machte neben den positiven Erfahrungen mit dem Dienst der Theatiner, den über das gemeinsame Chorgebet zu stellen sicher auch als Impuls für die im V. Abschnitt der Formula beschriebene besondere Beziehung der Geselschaft Jesu zum Ritus und zur Form von Gottesdienst und Messe  anzusehen ist, aber auch negative mit einigen Mitgliedern des Ordens. So erschien es ihm im Blick auf Außenstehende als störend, daß einige Theatiner weder predigten noch andere Dienste versahen und Caraffa als Oberer bessser gekleidet war und besser wohnte als einfache Ordensglieder[67]. Auch sah Inigo bei aller Armut den Grundsatz, nur von gespendeten Gaben zu existieren, als undurchführbar an. Als er dies dem Ordensoberen höflich und freimütig mit dem Verweis auf das Wohlergehen des Ordens als einzigem Beweggrund miteilte, hatte er sich in diesem einen mächtigen Feind erschaffen. Doch bedeutete dies keinen gänzlichen Bruch mit dem Orden, der wohl größten Einfluß auf die Iniguisten hatte, wie die Mithilfe der Iniguisten in den Spitälern nach diesem Brief zeigt.

 

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