Beitragsseiten

 

 

 

1.2. Historischer Abriß[7]

Am 15.8. 1534[8] wurde das Gelübde vom Monmartre abgelegt. In diesem Jahr bestand Inigo auch sein Magisterexamen. Im März 1535 verließ er wegen wegen schwerer Gallensteinkoliken, die man für Magenbeschwerden hielt, Paris und reiste in die Heimat. Seine Gefährten setzten ihre Studien in Paris fort, wo zu dieser Zeit Lutheraner und andere Protestanten hart verfolgt wurden. Auch Ignatius war verdächtigt worden, lutherischen Lehren anzuhängen und ließ sich deshalb seine Rechtgläubigkeit notariell bestätigen. In seiner Heimat Azpeitia sammelte Ignatius Erfahrungen in öffentlicher Predigt und Unterweisung der Jugend in Christlichem (d.h. Christenlehre). Zu jener Zeit unternahm er auch bereits Anstrengungen zur Fürsorge für die Armen. So veranlaßte er den Alcalden von Azpeitia, ein Armenstatut zu erlassen, das den Bettel und die Versorgung der Armen regelte. Gleichzeitig wirkte er gegen die wilde Ehe besonders von Geistlichen und gegen das Kartenspiel.

Anschließend besuchte er Verwandte seiner Bundesgenossen, die deren Gelübde nicht gerade bejubelten.

Nun begann für ihn eine beschwerliche Reise teils per pedes, teils mit dem Schiff, die ihn über Toledo, Valencia, Bologna nach Venedig führte, wo er sich Anfang 1537 mit seinen Genossen zu treffen beabsichtigte.

In der Zeit, die er von 1536 bis 1537 in Venedig verbrachte, lernte er den Orden der Theatiner kennen.

Nach dem Eintreffen der sechs Genossen, die weitere hinzugewonnen hatten, und einer weiteren Zeit caritativen Wirkens in Venedig zogen die Genossen gen Rom, um die notwendige päpstliche Erlaubnis für eine Pilgerfahrt nach Jerusalem zu erlangen. Sie erhielten diese auch, jedoch mit dem Hinweis  darauf, daß wegen eines drohenden Krieges mit den Türken diese Reise im nächsten Jahr kaum durchführbar sei. Desweiteren erhielten auf dieser Reise die Bundesgenossen, die noch keine Priester waren, die Freistellung zum Erhalt der Weihen.

Wieder in Venedig angelangt, erhielten sie alle bis auf Miguel Llanivar  den Inigo,  nachdem jener bereits in Paris bekannt war, in Venedig gewonnen hatte und der nun wieder abgefallen war, die notwendigen (Amts-)Weihen - die Priesterweihe sowohl auf das Gelübde ewiger Armut als auch auf ihre Magistertitel - und die Erlaubnis im gesamten Gebiet der Republik Venedig mit Ausnahme von Nonnenklöstern den Priesterdienst zu versehen.

Obwohl Ignatius zu jener Zeit erneut durch eine Denunziation  als „Lutheraner“ in einen Prozeß verwickelt war, der später mit einer Bestätigung seiner Rechtglaübigkeit endete, zogen sich die Genossen nun für etwa 2-3 Monate in kleinen Gruppen zur Besinnung in die Einsamkeit zurück. Danach trafen sie sich in Vicenza, um sich zu beraten. Ignatius, der diese Eremitenzeit dort verbracht hatte, machte damals auch wichtige Erfahrungen mit dem Instrument der Straßenpredigt.  In Vicenza beschlossen sie auch, den Winter über verteilt auf die Universitätsstädte Padua, Ferrara, Bologna, Siena und Rom zu wirken.

Ingnatius selbst, der zu der nach Rom ziehenden Gruppe gehörte und bei dem man sich Ostern 1538 treffen wollte, hatte auf der Reise dorthin das berühmte Gesicht von La Storta, in dem Gott der Vater Ignatius und seine Genossen seinem Sohn Jesus Christus anempfahl.

In diesem Winter, als der erste Genosse Diego Hozes starb, der sich Ignatius in Venedig angeschlossen hatte, gewannen sie zwar kaum neue Genossen, erzielten aber dennoch in ihrer Arbeit beachtliche Erfolge. So ließ sich Dr. Pedro Ortiz, der Ignatius einst in Paris der Ketzerei beschuldigt hatte, nun Gesander Kaiser Karls V. war und der auch den Grund lieferte, daß Ignatius nicht an der ersten Romreise der Genossen teilgenommen hatte, von ihm die Exerzitien erteilen.

Als sich die Gefährten zu Ostern in Rom trafen wurde klar, daß sie nicht nach Jerusalem pilgern konnten. So beschlossen sie gemäß ihrem Gelübde, dem Papst zur Verfügung zu stehen. Da dieser zur Zeit nicht in Rom weilte, betätigten sie sich als Priester in Predigt, Sakramentsverwaltung und dem Hören der Beichte. Durch ihre Predigt gerieten sie in eine Auseinandersetzung mit einem als Prediger berühmten Augustinereremiten,  Agosino Mainardo, den sie der Anhängerschaft zu Luthers Ideen bezichtigten, obwohl seine Rechtgläubigkeit durch eine Breve bestätigt worden war. Nach dieser Auseinadersetzung wurden sie durch Miguel Llanivar erneut beschuldigt, Anhänger Luthers zu sein. Nach einem über lange Zeit verschleppten Prozeß wurde den Iniguisten, wie man die Anhänger des Ignatius bereits seit ihrer Pariser Zeit spöttisch nannte, ihre Rechtgläubigkeit zugesprochen.

Sie wohnten im Winter 1538/39 im Frangipanihof. An diesem Ort versorgten sie in der durch einen Getreidemangel in Rom in diesem Jahr besonders harten kalten Jahreszeit bis zu 400 Personen. Dort machten sie sich, da einige zu Beginn des Jahres erstmals Aufträge außerhalb Roms erhalten hatten, erstmals Gedanken darüber, ob sie dem Papst einzeln oder als Genossenschaft, gemeinsam zur Verfügung stehen wollten. Aus diesen Überlegungen heraus entstand die erste Formula Instituti der Gesellschaft Jesu, die am 24.Juni 1539 abgeschlossen wurde. Sie wurde nach Auseinandersetzungen mit einigen Änderungen am 27. September 1540 durch Papst  Paul III. mit der Bulle Regimini militantis bestätigt.

Anhänge:
DateiBeschreibungErstellerDateigröße
Diese Datei herunterladen (HSAKGO97.pdf)HSAKGO97.pdfDie orginale Arbeit als PDFMichael Hoffmann357 KB