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3.9. Splittergruppen

Um die Frage beurteilen zu können, ob die STA eine evangelische Freikirche oder eine Gemeinschaft neben den Kirchen sind, ist es notwendig, sie sauber von Splittergruppen zu unterscheiden, die sich im Laufe ihrer Geschichte von ihnen getrennt haben und kennzeichnend für ihre Entwicklung sind. Diese sind oft in der Öffentlichkeit recht aktiv, vertreten radikale Positionen und verstehen sich als die wahren STA. In Erscheinung treten sie beispielsweise mit Flugblättern bei Großveranstaltungen wie Kirchentagen[129] oder Papstbesuchen.[130] Der Bereich dieser Splittergruppen ist groß und unübersichtlich, ich werde deshalb nur auf die heute noch in Deutschland aktiven eingehen.

Die STA Reformationsbewegung[131] entstand in den Jahren 1914 und 1915, als die Führung der deutschen STA im ersten Weltkrieg ein apokalyptisches Signal sah und Adventisten aufforderte, auch am Sabbat den Kriegsdienst zu erfüllen. Etwa 500 STA konnten diesen Standpunkt ihrer Leitung so nicht akzeptieren. Zum Teil auch in Verbindung mit neuen Visionen und Endzeitspekulationen entstanden so verschiedene Gruppen von denen einzig die STA Reformationsbewegung, die sich 1915 aus verschiedenen lokalen Gruppen bildete und sich seit 1925 so nannte, die Zeit überdauerte. Neben regionalen Abspaltungen gab es 1951 unter den etwa 6100 Mitgliedern eine weltweite Spaltung, aus der die Gemeinschaft der STA Reformationsbewegung[132] mit weltweit heute etwa 20 000 Mitgliedern und die Internationale Missionsgesellschaft der STA Reformationsbewegung mit weltweit etwa 1500 Mitgliedern hervorgingen.

Zur Gemeinschaft der STA Reformationsbewegung gehören in sechs deutschen Gemeinden etwa 150 bis 200 Mitglieder, die durch Flugblattaktionen auf den letzten Kirchentagen[133] sowie durch verschiedene Plakat- und Flugblattaktionen in Innenstädten - beispielsweise 1997 in Jena - besonders in Erscheinung traten. Zu ihr gehören auch die „Wegbereiter-Mission“ und der „Wegbereiter-Verlag“, die ebenso wie die deutsche Zentrale heute ihren Sitz auf Schloß Lindach in Schwäbisch-Gmünd haben[134]. In ihren Flugblättern fällt die Gemeinschaft der STA Reformationsbewegung durch eine überspitzte Naherwartung der Parusie mit recht abstrusen Deutungen biblischer Symbole in Verbindung mit einer Dämonisierung des Katholizismus auf, ebenso durch verschiedenste Deutungen biblischer Prophetie in bezug auf konkrete Ereignisse der Kirchengeschichte. Sie betonen Angst und nicht Hoffnung. Solches wird von der Gemeinschaft der STA in Deutschland, Protestantische Freikirche[135] abgelehnt.[136]

Ähnlich tritt die Internationale Missionsgesellschaft der STA Reformationsbewegung[137] auf. Sie hat ihren Schwerpunkt mit etwa 400 Mitgliedern in Deutschland und ihren Sitz in Mosbach. Sie tritt auch unter den Bezeichnungen „Fernkursschule ‚Kennst Du die Bibel‘“, „Missionswerk Eben-Ezer“, „Internationale Missionsvereinigung“ oder „Edelstein-Verlag“ auf.

Darüber hinaus gibt es weitere aus der Reformationsbewegung entstandene Gruppen, so beispielsweise die „Missionsvereinigung der Siebenten-Tags-Adventisten, Laubhüttenbewegung, Sach. 14,16-21“. Viele dieser Gruppen hatten jedoch keinen Bestand und zerfielen bald wieder.

Aber auch aus der Gemeinschaft der STA selbst sind verschiedene Gruppen hervorgegangen. In ihren Publikationen mit denen der Gemeinschaft der STA Reformationsbewegung bis in einzelne Bilder hinein identisch zeigt sich die „Missionsgesellschaft zur Erhaltung und Förderung adventistischen Glaubensgutes e.V.“[138] (MEFAG). Dies ist eine Berliner Gruppe von etwa 30 Personen, die sich 1987 in der Auseinandersetzung um die Beantragung der Gastmitgliedschaft der STA in der ACK abspaltete. Sie tritt bei Großveranstaltungen und durch Fernsehsendungen in verschiedenen ostdeutschen offenen Kanälen massiv in Erscheinung. 1992 unterstützte sie den adventistischen Evangelisten John Osborne[139], der sich im Gegensatz zu liberalen und ökumenischeren Positionen der Generalkonferenz der STA als Vertreter der wahren STA sieht. Er unterhält sein von den STA unabhängiges Missionswerk „Prophecy Countdown“ und wurde 1993 mit der konservativen Adventgemeinde in Troy/Montana sowie Shady Grove wegen sehr polemischer Attacken gegen die römisch-katholische Kirche durch die Weltkirchenleitung der STA ausgeschlossen. Inwieweit die Beziehungen zur MEFAG fortbestehen, ist schwer zu beurteilen, zumal Osborne sich scheinbar[140] um eine Wiederannäherung an die STA bemüht.

Daneben gibt es eine Reihe von Einzelgängern und kleineren Gruppen, die sich hinter Bezeichnungen wie „cMv Adventbotenmission“, „Adventist Public Relations APR“, „Verdere Informatie“, „mission 7“ oder „Verlag ‚Die Wahrheit‘“ bzw. „Sabbatruhe-Advent-Gemeinschaft“ oder „Missionsgemeinschaft Offenbarung 14.12“ verbergen.

Keine Abspaltung der STA ist die Weltweite Kirche Gottes[141], die in Deutschland etwa 450 ihrer etwa 64 000 weltweiten Mitglieder hat. Sie entstand zwar ebenfalls aus der Millerbewegung und hält bis heute aus Tradition den Sabbat, ihre Wurzeln gehen jedoch in die Zeit vor der ersten Generalkonferenz der STA 1863 zurück. Sie verfolgt in letzten Jahren einen ähnlichen, fast noch stärker ökumenischen Kurs als die STA.

Viele Splittergruppen der STA tragen Bezeichnungen, die den Anschein vermitteln, sie wären ein Bestandteil der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten, Protestantische Freikirche. Dies vermittelt oft auch ein falsches Bild dieser in der Öffentlichkeit, zumal diese Splittergruppen dort sehr aktiv auftreten. Die radikale Lehre dieser Splittergruppen unterscheidet sich jedoch deutlich von der der STA, die sich als protestantische Freikirche begreifen.

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