5.2.3. Evangelikal
Als evangelikal[284] bezeichnet man eine Strömung im protestantischen Raum, deren Wurzeln neben den Erweckungsbewegungen und dem deutschen Pietismus auch im englischen Methodismus liegen. Heute finden sich evangelikale Gläubige besonders in Freikirchen, aber auch innerhalb bestimmter landeskirchlicher Gruppen, wie der Landeskirchlichen Gemeinschaft. Da es sich beim Evangelikalismus jedoch um eine breite Strömung handelt, ist es schwierig, ihn abzugrenzen. Dennoch gibt es einige Merkmale, die als Anhaltspunkt dafür dienen können, ob es sich um eine evangelikale Gemeinschaft handelt. Das Wort evangelikal kommt vom englischen evangelical und verweist somit in den angloamerikanischen Bereich. Gerade in den USA besitzen Evangelikale einen großen Einfluß. Die USA sind auch der Ort, an dem aus einer Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts und auch unter Einfluß von Methodisten die STA entstanden. Ein wesentliches Merkmal evangelikaler Gemeinschaften ist ihre ein recht wörtliches Verständnis voraussetzende Bibelauffassung. Die Bibel gilt als an sich unfehlbar und ihr kommt deshalb unbedingte Autorität in allen Glaubens- und Lebensfragen zu. Daß die STA ein solche Verständnis teilen, legt FB1 nahe.
Für Evangelikale ist zudem eine persönliche Beziehung zu Gott und damit zu Jesus wichtig, die ihren Anfang in einer Bekehrung an einem bestimmten Punkt der persönlichen Biographie hat. Mit seiner Bekehrung stellt sich der Gläubige unter die Autorität Gottes. Auch wenn ich bei STA nicht die Betonung einer Bekehrung an einem bestimmten Punkt der Biographie erlebt habe, so betonen sie doch mit der Praxis der Glaubenstaufe die bewußte persönliche Entscheidung für den Glauben.
Zu der Unterordnung des Lebens unter Gott gehört im Evangelikalismus auch die Heiligung des täglichen Lebens durch Gott wohlgefälliges Verhalten. Die Ideale dieser Heiligung, zu der unbedingt auch Gebet und Bibellese gehören, werden durch eigene und teilweise eigenwillige Auslegung der Bibel gewonnen. Auch wenn Evangelikale sich bewußt sind, daß sich eine solche Heiligung wohl nur annäherungsweise erreichen läßt, besteht die große Gefahr der Vergesetzlichung. Auch bei den STA findet sich mit dem adventistischen Lebensstil und dem Halten des alttestamentlichen Gesetztes als Ziel eine Heiligung des Lebens.
Wie die Adventisten so sind auch evangelikale Gemeinschaften allgemein stark missionarisch und in Bereich der Evangelisation engagiert. Auch dem Merkmal der Betonung der Gemeinde als reine und heilige Gemeinschaft der Gläubigen[285], die sich gegenseitig im Glauben stärken und auch durch Gemeindezucht korrigieren, trifft als Merkmal des Evangelikalismus auch auf die STA zu.
Auch in einem anderen Punkt ordnen sich die STA in die evangelikale Bewegung ein. In ihrer Naherwartung teilen sie die Vorstellung vieler Evangelikaler von einem bevorstehenden Ende der Welt. Daraus ergibt sich auch eine „Weltskepsis“ des Evangelikalismus, die sich auch in der adventistischen Ablehnung einer Verbindung von Staat und Kirche widerspiegelt. Auch die Zurückhaltung bis Ablehnung vieler Evangelikaler in bezug auf die organisierte Ökumene teilen die STA.
Da die STA somit die wesentlichen Ansichten des Evangelikalismus teilen, ist es gerechtfertigt, sie als eine evangelikale Gemeinschaft zu bezeichnen.