4.2. Der Kreuzgang.
4.2.1. Die Entstehung
Die Ursprünge des Kreuzganges und der Kapellen liegen in einer Ringmauer mit sieben Kapellen, mit der Georg Popel von Lobkowitz der Jüngere 1584 bis 1590 die Kirche umgab. Die Kapellen sind den sieben Schmerzen Mariä geweiht, tragen jedoch heute die Namen derjenigen, die sie 17. und 18. Jahrhundert renovierten und erweiterten. In dieser Zeit wurde auch die Ringmauer zu einem Kreuzgang umgebaut und 1705 mit den ersten Wandgemälden verziert. Heute schmücken ihn 37 Freskengemälde[123] die Episoden aus der Geschichte des Wallfahrtsortes berichten. Im Eingangsbereich befindet sich über dem Kreuzgang eine zweite Etage, sie wurde als Nachtlager für Wallfahrer errichtet. Im Kreuzgang befanden sich 1894 insgesamt 31 Beichtstühle über denen Halbreliefs mit Biblischen Szenen angebracht sind.
V. Exkurs: Die Sieben Schmerzen Mariä
Maria kommt in der katholischen orthodoxen Tradition eine besondere Bedeutung zu. In der römisch-katholischen Kirche ist ihre Position so fixiert, daß sie unmittelbar nach der Dreieinigkeit eingeordnet wird. Maria besitzt eine eigene Tradition die sich von den biblischen Büchern über die neutestamentlichen Apokryphen bis hin zu heutiger Marienfrömmigkeit beispielsweise mit eigenen Mariengebeten, mariansichen Kongregationen, Marienandachen, verschiedenen Marienfesten und mit dem Marienmonat Mai einer eigenen Festzeit verfolgen läßt.
Eines der Marienfeste ist das des Gedächtnisses der Schmerzen Mariä, das heute in der römisch-katholischen Kirche als gebotener Gedenktag am 15. September gefeiert wird. Dieses Fest wurde seit 1668 vom Orden der Serviten ausgehend seit 1814 in der gesamten Kirche begangen. Bis zur Kalenderreform 1969 wurde in der ganzen römisch-katholischen Kirche daneben ein zweites Fest der Schmerzen Mariä vor dem Palmsonntag gefeiert. Die Wurzeln dieses Festes, das 1969 mit dem ersten zusammengelegt wurde gehen auf eine Provinzialsynode in Köln 1423 zurück. Es war einer der Hauptwallfahrtstage zum Gnadenbild der schmerzensreichen Mutter Gottes in Mariaschein. In neuerer Zeit versucht man deshalb Wallfahrten besonders am 15. September abzuhalten. Dieses Fest wurde bis zur Kalenderreform von 1669 auch das der Sieben Schmerzen Mariä genannt.
Diese Sieben Schmerzen sind von der römisch-katholischen Kirche zur Vereinfachung und Konzentration der Verehrung entwickelt worden. Sie dienten in Mariaschein Georg Popel von Lobkowitz dem Jüngeren als Anregung für die Konzeption seiner von 1584 bis 1590 um die Wallfahrtskirche erbauten Ringmauer mit sieben Kapellen. Die sieben Schmerzen Mariä sind:
1. die Weissagung Simeons bei der Aufopferung im Tempel[124],
2. die Flucht nach Ägypten[125],
3. der Verlust und das dreitägige Suchen des Knaben Jesus[126],
4. die Begegnung auf dem Kreuzwege[127],
5. das Stehen unter dem Kreuze[128],
6. die Kreuzabnahme[129],
7. die Grablegung[130].