6. Schlußbemerkungen
1925 wurden mit einem „Internationalen Marianischen Kongreß“ [166] 500 Jahre Bestehen des Wallfahrtsortes Mariaschein[167] gefeiert. Dies war Ausdruck einer langen Geschichte und erneuten Blüte des Wallfahrtsortes in Nordböhmen, der heute Bohosudov heißt und ein Ortsteil der Stadt Krupka[168] ist. Wie so oft folgte jedoch auf eine Blüte eine Zeit der Krise. Diese Krise allerdings, die mit dem Einmarsch der Deutschen 1938 und dem Abbruch der Wallfahrten 1939 begann ist bis heute noch nicht überwunden. Sie erreichte 1950 mit der Aktion „K“, der Internierung aller Ordensangehörigen der Tschechoslowakei einen Höhepunkt. Damals wurden wohl das Archiv und die Bibliothek der Jesuiten in Mariaschein mit ihren Beständen weitestgehend zerstreut, die den zweiten Weltkrieg und die Vertreibung der Deutschsprachigen im Anschluß daran überstanden hatten. Da mir so im Gegensatz zu allen anderen mir bekannten Abhandlungen über Mariaschein und seine Geschichte das Archiv und Bibliothek in Mariaschein fehlten, war eine Erörterung der vorhandenen Quellen um so notwendiger, weshalb ich mit ihr begonnen habe.
Für die darauf folgende Behandlung der Geschichte des Wallfahrtsortes Mariaschein standen mir zwei Vorgehensweisen zu Auswahl: die chronologische und die thematische. Eine chronologische Vorgehensweise hat vor allem den Vorteil Entwicklungen aufzeigen zu können, während sie die Zusammenschau von zusammengehörigen Problem und Themenkreisen eher erschwert. Die thematische Vorgehensweise hingegen ermöglicht zwar diese Betrachtung von Themen erschwert aber den Blick auf die Entwicklung des Wallfahrtsortes im Ganzen. Es ist also ein Kompromiß gesucht. Ich habe in einer chronologisch aufgebauten Beschreibung der Geschichte des Wallfahrtsortes durch ausgedehntere Exkurse da eine Zusammenschau von Problemen versucht, wo ich dies für angezeigt hielt. Diese Exkurse sind auch durch eine andere Schrifttype erkennbar, so daß es möglich ist sich den Themen zu einem anderen als dem von mir gewählten Zeitpunkt zu widmen und klar erkennbar ist, wo in der Chronologie fortgefahren wird. Daneben sollte die Übersichtlichkeit und Verständlichkeit dieser Arbeit durch eine Zeittafel im Anhang erleichtert werden.
In einem zweiten Teil habe ich die Wallfahrtskirche und die darum entstandene Anlage näher beschrieben, dabei stützte ich mich auf eigene Beobachtungen und Fotos sowie diverse Besucherinformationen.
Eine Schwierigkeit, die sich durch die gesamte Darstellung zieht, ist die Trennung zwischen der Wallfahrtskirche und der Jesuitenresidenz mit dem Gymnasium. Da Residenz und Gymnasium ohne Wallfahrtskirche und umgekehrt auch die Wallfahrtskirche ohne Jesuiten und das Gymnasium in ihrer Entwicklung kaum vorstellbar und sie somit auf das Engste verbunden sind, habe ich eine Trennung nur dort vornehmen, wo dies nach meinem Ermessen unbedingt notwendig war.
Einen weiteren strittigen Punkt stellen die Ortsnamen dar: Aus Achtung vor den heutigen Bewohnern der ehemals deutschsprachigen Gebiete Tschechiens habe ich mit Ausnahme der Namen Mariaschein, der die Bedeutung des Ortes als Marienwallfahrtsort besser ausdrückt als das tschechische Bohosudov, und Prag, das auch im Englischen einen eigenen Namen besitzt, soweit wie möglich für in Tschechien liegende Orte auch die tschechischen Namen benutzt. Auch erleichtert dies heute die Orientierung auf Landkarten und auch das Lesen für einige tschechische Freunde, denen ich die Arbeit gern zu lesen geben möchte. Ich habe den tschechischen Namen zumindest einmal den deutschen in einer Fußnote zur Seite gestellt. In Quellen und in Fällen in denen mir der tschechische Name eines Orte nicht geläufig ist, habe ich ohnehin den deutschen benutzt. Ich hoffe, daß durch diesen Lösungsansatz die Lesbarkeit und Verständlichkeit der Arbeit nicht zu sehr gelitten haben.
Die abgedruckten Fotos sind entweder eigene Aufnahmen oder fanden sich in einem heimischen Schuhkarton und der Fotograf war deshalb nicht feststellbar, ich habe deshalb auf ein Abbildungsverzeichnis mit Quellenangabe verzichtet. Auch Bildunterschriften lassen sich nicht finden, denn die Bilder erklären sich weitestgehend durch den daneben bzw. darunter stehenden Text.
Besonders in der Beschreibung der Kirche habe ich der römisch-katholischen Kirche als Heilige Verehrten ihr Prädikat belassen, auch wenn ich selbst ein ausgesprochen protestantisches Verständnis von „heilig“ habe.
Diese Arbeit möchte einen Überblick geben und gelegentlich etwas an der Oberfläche kratzen, ein umfassende Darstellung kann und will sie nicht leisten, hierzu empfehle ich die ausführliche Darstellung Alois Kröss‘.